Nun wollte ich die Kabel in meiner eigenen Umgebung hören und verband zuerst meine Audio-gd-Master-9-Vorstufe und meine AirTight-Mono-Endstufen mit dem Explorer. Als Tonquelle wählte ich mein Wadia Laufwerk und den Sonic-Frontiers-Röhren-DAC. Diese Tonquelle ist in puncto Transparenz sicher nicht Stand der Technik, besitzt jedoch eine hohe Musikalität. Mein Gedanke war festzustellen, ob die drei Siltechs ihre bei meinem Freund bewiesenen Eigenschaften auch bei weniger gutem Frontend – der Plattenspieler von T.B. kostet allein über 60.000 Euro – und insgesamt auch in einer weit weniger aufwändigen Anlage zur Geltung bringen. Den Sonic Frontiers schloss ich mit der XLR-Version des Classic Legend an, das ich ja als einziges auch als symmetrische Variante zur Verfügung habe, so dass stets zwei Kabelpaare aus dem Hause Siltech im Spiel waren. Die phänomenale Neutralität des Classic Legend, wie ich sie zuvor bei T.B. erlebt hatte, scheint mir an dieser Stelle genau richtig. Gewechselt werden sollten allein die drei Kandidaten zwischen Vor- und Endstufen. Als erstes zeigte das Explorer SG 280i sein Können und demonstrierte auch hier sofort seinen sehr angenehmen, leicht warmen musikalischen Charakter. Nach einigen CDs zum Einhören wählte ich „Calypso Minor“ aus dem Album Sotho Blue von Abdullah Ibrahim & Ekaya für den direkten Vergleich. Die eingängige Bassmelodie inszenierte das Explorer mit schönen Konturen, die Bläsersätze mit Posaune und den verschiedenen Saxophonen erschallten farbenprächtig, differenziert und dynamisch. So macht Hören Spaß. Hier geht es mit Wohlklang und Spielfreude zur Sache. Beim Wechsel zum Classic Legend erlebe ich Ähnliches, wenn auch nicht gar so ausgeprägt wie in der Audio-Kette meines Freundes. Das leicht Warme des Explorer wechselt zu nuancenreicher Neutralität. Die Bläser bekommen bei ihren Attacken mehr Biss und könnten einen ermüdeten Feierabendhörer vorm Einschlafen bewahren. Keinerlei Härte ist zu bemerken, auch nicht bei diesen Dynamik-Explosionen. Die Saiten des von Belden Bullocks gezupften Basses klingen rund. Wer jemals daran gezweifelt hat, hört dies jetzt dank frappierender Plastizität. So wie sich das Explorer und das imposante Classic Legend rein äußerlich deutlich unterscheiden, so eindrucksvoll stellt sich auch der klangliche Mehrwert des 680i dar..
Auch wenn die schöne, gelungene musikalische Abstimmung des Explorer den Wechsel wieder zurück leicht erträglich macht, vermisse ich doch, mit wie viel filigraner und mit mehr Raum ich die Musik zuvor mit dem Classic Legend erlebte. Ich legte Nnenna Freelon „Body & Soul“ in den Wadia und erfreute mich der sauberen Darbietung. Wunderschön zeichneten die beiden Classic Legend nun die einzelnen Instrumente und stellten sie glasklar auf die wohlgeordnete imaginäre Bühne. Es war leicht, Details zu erkennen, die ich in dieser Anlage mit den Epsilon Bändchen-Lautsprechern so klar, fein und strukturiert noch nicht erlebt habe. Dazu trug sicher auch das gleichwertige Classic Legend zwischen Wandler und Vorverstärker bei. Das Duo überzeugt durch bestechende Genauigkeit, glänzt präzise und frei von aggressiven Nebentönen mit körperlichen Stimmen, spannend und zu langen Hörabenden auffordernd. Das Classic Legend 680i möchte ich nicht wieder hergeben. Der Schritt von hier zum luxuriösen Crown Princess zeigte nicht den Abstand wie ich ihn bei meinem Freund wahrgenommen hatte. Das Crown Princess scheint dann doch für dieses Setup etwas überdimensioniert. Doch Zweifel kommen auf, je länger ich es erlebe. Diese Stimmwiedergabe ist einfach „unschlagbar“. Auch hier höre ich wieder ganz deutlich, wie bei der Tonlagen-Veränderung Nnenna Freelons das stimmliche Volumen mitgeht und eine überzeugende, ja begeisternde Körperhaftigkeit der Sängerin suggeriert. Das wirkt so authentisch, dass ich allein an diesem Kriterium die Qualität des Crown Princess festmachen möchte. In der Ordnung der Instrumente, der Transparenz und Feinzeichnung und auch im feindynamischen Verhalten ist der Abstand zum Classic Legend 680i an dieser Stelle in Anbetracht der Preisunterschiedes von 1607 zu 4169 Euro nicht so zwingend. Ich bin gespannt, ob sich die bisherigen Eindrücke bei der Verbindung meines PS Audio DirectStream-DAC mit der Audio-gd Vorstufe in meiner anderen, analytischeren Anlage bestätigen werden.
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