Wer regelmäßig Hifistatement liest, dem dürfte der Name Thiele schon begegnet sein. Aber auch wenn Sie dies nicht tun, ist es wahrscheinlich, dass Sie ein Produkt kennen oder besitzen, bei dessen Entstehung Helmut Thiele die Finger im Spiel hatte. Doch erst bei diesem ganz speziellen Tonarm tritt er mit seinem Namen als Hersteller in Erscheinung.
Nach vier Semestern seines Maschinenbaustudiums wurde Helmut Thiele klar, dass dieses Fach für ihn nicht die Erfüllung sein würde. Als er dann entdeckte, dass er vieles, was ihm Spass machte, im Studienfach Industriedesign realisierbar war, wechselte nicht nur die Fachrichtung, sondern auch von der Ruhr-Uni in Bochum nach Krefeld – worum ihn der Autor, der sein Studium in der Bochumer Betonwüste beendete, heute noch beneiden könnte. Als Examensarbeit entwickelte und gestaltete Helmut Thiele 1978 einen Plattenspieler. Inspirationen dazu suchte er auch im Audio Forum in Duisburg. Bei seinem ersten Besuch wollte er eigentlich nur vormittags mal kurz vorbeischauen, blieb dann aber bis Geschäftsschluss. Der rege Austausch mit Alfred Rudolph führte unter anderem dazu, dass Helmut Thiele nach dessen Zeichnungen die Prototypen der ersten Kugelwellenhörner für den Ionen-Hochtöner aus Bronze drehte, die ersten GFK-Hörner für verschiedene Mitteltontreiber in Handarbeit fertigte und auch das Basshorn für das erste Excalibur-System baute. Auch das Design der Michaelson & Austin M100 und der Vorstufe TVP-X hat Helmut Thiele erschaffen. Zu dieser Zeit war das Audio Forum respektive ATR der deutsche Vertrieb der Englischen Röhrenspezialisten – und, nebenbei bemerkt, der Autor stolzer Besitzer einer TVA 1.
Ab Mitte der 80-er Jahre arbeitete Helmut Thiele ausschließlich in einem Design-Büro. Etwa zehn Jahre später – er hatte sich inzwischen selbstständig gemacht – fragte ihn Karl-Heinz Fink, ob er die Lautsprecher-Serien von ALR gestalten würde: Ab 1995 folgten dann Aufträge unter anderem von Heco, Magnat, MacAudio, Castle und Tannoy – um einmal nur bei Lautsprecher-Herstellern zu bleiben. Ab diesem Zeitpunkt hielt sich die Tätigkeit für Industrie und Hifi-Produzenten in etwa die Waage. 2008 entwickelten Helmut Thiele, Karl-Heinz Fink und Walter Fuchs für Thorens den TD 309. Auf der High End 2009 entdeckte der Designer dann den Thales-Tonarm und hatte gleich eigene Ideen zu einem linear abtastenden Drehtonarm: Bei seinen bisherigen Tonarm-Entwicklungen hatten Resonanzkontrolle und -Ableitung immer höchste Priorität. Und dazu benötigt man ein Tonarmrohr hoher Steifigkeit, dass auch kraftschlüssig mit dem Headshell verbunden ist. Ein Lager an dieser Stelle kam daher nicht in Frage. Das zur nahezu tangentialen Abtastung – der maximale Spurfehlwinkel beträgt beim TA01 verschwindend geringe 0,036 Grad – notwendige Parallelogramm mit seinen relativ weit voneinander entfernten vier Punkten musste also komplett an das Ende des Tonarmrohres wandern.
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