tests/21-06-18_audirvana
 

Audirvana Studio

18.06.2021 // Wolfgang Kemper

Seit zehn Jahren ist Audirvana für Viele die ideale Player-Software, um Musik vom Computer zu erleben. Dabei überzeugt nicht allein die Qualität der Wiedergabe, sondern auch die Zahl sinnvoller Features. Audirvana Studio ist nun eine Neuentwicklung mit beachtlichen Innovationen, auch hinsichtlich des Klanges, bietet aber auch die bewährten Optionen.

Nach wie vor gibt es zwei Versionen, nämlich eine für Apple macOS, die ab dem Betriebssystem High Sierra genutzt werden kann und eine für Windows 10 64-bit. Wenn man, wie ich auf meinem Uralt-Mac mini, ein älteres Betriebssystem verwendet, bleibt der Trost, dass das bisherige Audirvana weiterhin nutzbar ist. Neu zu kaufen gibt es das bisherige Audirvana nicht mehr, auch Upgrades bleiben künftig aus. Möglicherweise ist das mit Audirvana Studio verbundene neue Marketing-Konzept dem einen oder anderen auch zu kostspielig und er mag lieber bei der alten Version bleiben. Denn nun bietet Firmenchef Damien Plisson den Studio Player ausschließlich im Abonnement an: Für 6,93 Euro im Monat oder 69,40 Euro im Jahr ist beliebig kurzfristige oder dauerhafte Nutzung möglich. Zum Ausprobieren steht 30 Tage eine kostenlose Testversion mit nur wenig eingeschränkten Features zur Verfügung. Mit diesem neuen Angebot gehört Audirvana nicht nur preislich in die Luxus-Klasse, sondern konkurriert dank seiner umfangreichen Möglichkeiten mit dem etablierten Hochpreis-Mitbewerber Roon. Im Abo-Preis ist eine Remote-App für IOS oder Android enthalten, die in wenigen Tagen zur Verfügung stehen soll. Wer erst kürzlich Audirvana erworben hat, darf mit einem Preisnachlass für Studio rechnen.

Da auf meinem sehr betagten Mac mini keines der notwendigen Betriebssysteme installiert ist, werde ich dort auch künftig das alte Audirvana nutzen. Das erwähne ich, weil hier die Apple-Version von Audirvana Studio nicht besprochen wird, sondern ausschließlich die weitgehend identische Windows 10 Version. Weitgehend deshalb, weil macOS und Windows sich bekanntlich hinsichtlich der Audiotreiber grundsätzlich unterscheiden. Windows Klang-Puristen haben nicht nur bei Audirvana, sondern auch bei anderen Playern statt des WASAPI bevorzugt den ASIO-Treiber installiert, um den Computer per USB mit dem D/A-Wandler zu verbinden. Audirvana Studio verspricht mit einer dritten Option, Kernel-Streaming genannt, eine weiter Klangverbesserung, weil dieser Weg klangrelevante Prozesse von Windows weitgehend meidet. Alle drei Treiber sichern im Exklusiven Modus Audirvana Studio den alleinigen Zugriff auf den Musik-Ausgangspfad und damit verbunden die Umgehung des Windows-Mixers.

Die Größe der Cover-Darstellung lässt sich verändern. Hier der helle Hintergrund statt des alternativen schwarzen
Die Größe der Cover-Darstellung lässt sich verändern. Hier der helle Hintergrund statt des alternativen schwarzen

Kernel-Streaming ist aus audiophiler Sicht das entscheidende Plus des neuen Studio. Aber dazu später. Freuen darf man sich über Verbesserungen in der Musik-Bibliothek und vor allem hierüber: Studio ist in der Lage, Highres-Files dahingehend zu prüfen, ob sie die originäre HD-Qualität besitzen oder hochgerechnet wurden. Wir wissen, dass dies leider immer wieder vorkommt. Schon vor Jahren hat man deshalb bei highresaudio.com etliche Alben nicht ins Angebot genommen oder wieder entfernt. Diese Funktion lässt sich auf alle PCM-Files anwenden, egal ob sie von der lokalen Festplatte stammen oder beispielsweise von Qobuz aus dem Internet gestreamt werden. Sogar das MQA-Origami wird analysiert, wie mein Screenshot zeigt. Dies geschieht im Mini-Player, der durch den kleinen Taster oberhalb der Restspielzeit-Anzeige aktiviert wird und das Mini-Player-Fenster öffnet, in dem dann die Analyse gestartet werden kann. Beim Streamen aus Qobuz dauerte diese Prozedur wesentlich länger als bei der Musik von der Festplatte. Das Einlesen aus dem Netz braucht halt seine Zeit. Der Mini-Player zeigt auf dem oberen Zeitbalken die Lautstärke und die Dynamik des Musiktitels, darunter die Lautstärke-Einstellung der Software sowie noch weiter unten die der Hardware. Wenn ein angeschlossener D/A-Wandler HID-kompatibel ist, kann Audirvana Studio einen – hoffentlich analogen – Pegelsteller im DAC fernsteuern. Dann entfallen die bei digitaler Pegelreglung üblichen Einbußen in der Auflösung durch den Rechenprozess. Dirk Sommer hat dies mit einem Mytek Brooklyn DAC+ probiert, an dem man die Lautstärkeregelung wahlweise digital oder analog vornehmen kann. Auch wenn beim Brooklyn die analoge Lautstärkeregelung gewählt wurde, kann man den Pegel mittels Audirvana Studio oder eben einer entsprechenden Drehbewegung am Mytek-Potientiometer einstellen. Wer will, kann so möglicherweise ganz auf einen Vorverstärker verzichten.


  • Wilson Benesch Tessellate Ti-S

    Im September schilderte ich Ihnen meine ersten Erfahrungen mit einem seriennahen Wilson Benesch Tessellate Ti-S und kündigte den Test des Serienmodells an. Das traf bald darauf ein, doch einige Messen, eine mehrtägige Aufnahme und – ich gebe es zu – ein kurzer Urlaub verzögerten bis vor kurzem die Beschäftigung mit diesem faszinierenden Tonabnehmer. Wenn es so gekommen wäre, wie ich angenommen hatte, dass mir Krey Baumgartl von IAD, dem deutschen Wilson-Benesch-Vertrieb, nämlich einen Tonabnehmer frisch…
    07.01.2025
  • Dan Clark Audio Noire X

    Lange Zeit war ich fest davon überzeugt, dass offene Kopfhörer geschlossenen prinzipiell überlegen sind. Erst der Dan Clark Audio Stealth hat diese Überzeugung erschüttert. Großen Anteil an dessen nahezu perfektem Klang dürfte das Acoustic-Metamaterial-Tuning-System haben. Das hat Dan Clark nun auch in den deutlich günstigeren Noire X integriert. Dass ich den Klang meines Stealth nur als „nahezu perfekt“ beschreibe, liegt allein daran, dass dessen offene Variante, der Expanse, in einigen wenigen Teildisziplinen wie etwa der…
    03.01.2025
  • EAhibrid PureDC-B1/H, EAL 2000/1000 und EAU 2000/1000 – Teil 2

    EAhibrids Gleichstromnetzteile auf Akkubasis stellten in Teil 1 des Tests bereits ihre Fähigkeiten unter Beweis. Im zweiten Teil des Tests beschäftige ich mich mit EAhibrids Filterkabeln und möchte herausfinden, welche Synergien gemeinsam mit den Netzteilen entstehen. An meinem Digital-Analog-Wandler, Roon-Core-Server und Switch spielen bereits seit einigen Tagen EAhibrids Netzteile. Jetzt werde ich das System um die LAN- und USB-Filterkabel ergänzen. Nachdem ich mich mit Karen Elsons „Wonder Blind“ eingehört habe, bleibe ich zunächst bei diesem…
    27.12.2024
  • EAhibrid PureDC-B1/H, EAL 2000/1000 und EAU 2000/1000 – Teil 1

    Der heutige Test ist zweierlei Hinsicht etwas Besonderes. EAhibrid aus Taiwan produziert Gleichstrom-Akkunetzteile. In dieser Form macht das kein weiterer Hersteller – Besonderheit Nummer 1. Hifistatement testet als erstes deutsches Magazin überhaupt EAhibrid – Besonderheit 2. Neben den Netzteilen gehören auch USB- und LAN-Filterkabel zum Test. Dem aufmerksamen Besucher der High End dürfte EAhibrid bereits aufgefallen sein. Die 2021 gegründete Marke hatte 2022 dort ihren ersten Auftritt. Inzwischen hat sich ihrer mit Audioware ein österreichischer…
    23.12.2024
  • PS Audio Aspen FR5 Lautsprecher

    PS Audio ist seit vielen Jahren für seine herausragenden D/A-Wandler, Verstärker und Stromregeneratoren bekannt. Es ist noch nicht allzu lange her, dass man sich dazu entschied, das Produktportfolio um eine Lautsprecher-Linie zu erweitern. Mit dem jüngsten Spross, dem Kompaktlautsprecher Aspen FR5, wird die Produktpalette nach unten abgerundet. Als PS Audio vor einigen Jahren das Top Modell Aspen FR30 auf den Markt brachte, war die Überraschung in der Szene groß, hat doch PS Audio in seiner…
    17.12.2024
  • MK Analogue MM-PH-AMP and SUT-1L

    For Markus Wierl, who calls his company – or himself? – Audio-Freak and has been dealing with audiophile music reproduction for many years, providing his customers with wide-ranging advice before making a sale is of primary importance, as can be seen from his website and his YouTube channel. Furthermore, he is much more open-minded than the author when it comes to the field of high-end. He is not much into being deterred by home cinema…
    13.12.2024

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.