Für mein Test-Set steht nur ein V10 Subwoofer zur Verfügung. Was ein zweiter Subwoofer bewirken kann, hat mein Kollege Roland Dietl in seinem Velodyne-Testbericht beschrieben. Zwei Subs nehmen natürlich erheblich mehr Platz in Anspruch, und somit hat dieser Test mit nur einem Subbass seine Berechtigung. Werfen wir erst einmal einen Blick auf die MPS2520P, deren Abmessungen vielerlei Platzierungen erlauben. Zum Lieferumfang gehört jeweils ein Stahlwinkel zur Befestigung dicht an der Wand. Entsprechend der üblichen Aufstellung von Lautsprechern zu Testzwecken habe ich die MPS2550P frei im Raum aufgestellt, und zwar mit einem Meter Abstand von der Rückwand auf 50 Zentimeter hohen Metallständern. Damit habe ich den üblichen Hörabstand, wie ich ihn von meinen Vollbereichsbändchen gewohnt bin. Im Laufe dieses Tests variiere ich jedoch stark die Abstände in allen Richtungen, so dass ich den M&K auch als Nahfeldmonitor erlebe. Das technische Konzept der M&K lässt dies genauso zu wie die freie oder wandnahe Platzierung. Denn ein rückseitiger Schalter – mit wide und narrow beschriftet – gestattet das Anpassen der Abstrahlcharakteristik, wenn man den Hörabstand in den Nahfeldbereich bringt. Eine Nahfeld-Entfernung ist die in Studios häufig zu findende Distanz von bis zu etwa zwei Metern. Die Lautsprecher sollten in diesem Falle direkt auf den Hörer ausgerichtet sein. Der Wide/Narrow-Umschalter verändert die horizontale Abstrahlcharakteristik von 50 Grad auf 30 Grad. Gerade in kleinen Räumen und bei geringen Hörabständen ist diese Nahfeld-Option von beachtlichem Vorteil, wie der Hörtest beweisen wird.
Die technische Bestückung unserer M&K ist für normales Hifi gewohnte Augen sehr ungewöhnlich: Wir finden in den beiden geschlossenen Gehäuse bei den paarweise spiegelbildlich bestückten MPS2550P jeweils außen zwei Bässe übereinander. Ihre Membranen aus Glasfaser messen 13 Zentimeter im Durchmesser. Daneben befindet sich ein in das Gehäuse eingelassener, dicker und schwerer Kunststoffträger, in dem drei auf den ersten Blick gleiche Kalotten-Hochtöner mit identischem Abstand zueinander montiert sind. Die Kalotte bildet eine weiche Gewebe-Membran mit 2,8 Zentimeter Kuppel-Durchmesser. Baut man das Dreier-Hochton-Panel, in dem für jeden einzelnen Hochtöner einen Hornansatz ausgeformt ist, einmal aus, so findet man rückseitig auf dem Träger für die zwei äußeren Kalotten acht Ohm und für die mittlere vier Ohm eingraviert. Zusammen bilden die Chassis mit den zwei übereinander angeordneten Bässen und den drei übereinander kombinierten Hochton-Kalotten eine sogenanntes Line Array. Dies erhöht nicht nur den Schalldruck im jeweiligen Übertragungsbereich, sondern diese Anordnung generiert auch eine zylinderförmige, in der Horizontalen gleichphasige Abstrahlung des Schalls, die sich erst bei größerer Entfernung an die Charakteristik üblicher Hifi-Lautsprecher angleicht. Rückseitig dominieren optisch die Kühlrippen der zwei Class-AB-Leistungsverstärker pro Box. Daneben finden sich symmetrische und unsymmetrische Eingänge, jeweils mit einem Ausgang kombiniert, der das Durchschleifen des Signals an den Subwoofer ermöglicht. Ein Kippschalter erlaubt die Wahl zwischen dem Betrieb über das gesamte Frequenzspektrum, das mit zwölf bis 20.000 Hertz bei plus/minus zwei Dezibel angegeben ist, oder alternativ ein Hochpassfilter bei 80 Hertz, welches die Frequenzen darunter dem Subwoofer überlässt. Auch der Pegel ist anpassbar: Zwei fixe Positionen bieten gleiche Werte für beide Seiten, eine variable Stellung des Dreifach-Schalters erlaubt eine ungleiche Lautstärke der zwei Monitore, falls dies die räumlichen Gegebenheiten erfordern. Der Regelbereich beträgt plus/minus sehs Dezibel. Ein Blick in das Gehäuse der MPS2520P offenbart die hermetische Trennung zwischen dem geschlossenen Lautsprecher-Kabinett und dem rückwärtigen Elektronik-Gehäuse. Nur ein beim Durchgang abgedichteter Kabelbaum verbindet die beiden Hälften der Box. Die Elektronik macht einen imposanten Eindruck: Der große Ringkern-Trafo versorgt die beiden analogen Endstufen mit Strom. Das separate Elektronik-Kabinett schützt die Verstärker weitgehend vor den mechanischen Belastungen durch den internen Schalldruck durch die Chassis. Trotz der Profi-Technologie der MPS2520P lässt die satin-schwarze Oberfläche die kompakten, an den Kanten wie Ecken gerundeten Gehäuse weniger als Arbeitsgerät denn wohnraumfreundlich erscheinen. Eine Frontverkleidung tut ästhetisch bei Bedarf ihr Übriges. Das dezent chice Schwarz bekommt man beim Subwoofer ebenso, oder aber, wenn es der Unterbringung im Raum dienlich ist, auch Weiß, jeweils mit entsprechender Frontbespannung. Der V10 ist nicht so viel größer als die Satelliten; das Volumen beträgt nur zehn Liter mehr und das Gewicht von 18 Kilogramm ist identisch. Die Anschlüsse des Subwoofers sind für ein Mono- oder Stereo-Signal und Durchschleif-Option ausschließlich in Cinch ausgeführt – hier wäre eine symmetrische XLR-Alternative wünschenswert . Drei Regler erlauben die Anpassung der Übergangsfrequenz zwischen 60 und 150 Hertz mit optionalem Bypass, die der Phase und die der Empfindlichkeit. Ein Wahlschalter lässt den Woofer immer an, schaltet ihn auf Signal-Automatik oder ganz aus.
Erst einmal erkunde ich die professionellen Monitore alleine. Dabei lasse ich Ihre Einsatzmöglichkeit für Kino-Sound gänzlich außer acht. Es ist leicht vorstellbar, dass die MPS2520P als Nahfeld-Monitore ohne Subwoofer auf dem heimischen Schreibtisch oder bei ähnlicher Aufstellung ein weit besseres Klangbild liefern als es übliche Computerlautsprecher vermögen. Wie aber verhalten sie sich im Vergleich zu herkömmlichen Lautsprechern mit sphärisch abstrahlenden zwei, drei oder noch mehr Chassis – allein ohne Subwoofer-Unterstützung und frei im Raum aufgestellt? Duke Ellingtons Album The Afro-Eurasian Eclipse gibt da gleich interessante Aufschlüsse, und zwar bereits im Intro, wo der Meister seine amüsanten einleitenden Worte spricht. Diese Stimme habe ich nicht oft so glaubwürdig und wirklichkeitsnah erlebt. Kraftvoll und sonor timbriert ist jedes feine Detail des Sprechens wahrnehmbar. Dieses Album ist ein unterhaltsamer und vielseitiger Reisebericht, wie ich finde, musikalisch eine Perle, aufnahmetechnisch jedoch Mittelmaß. Um so mehr machen die M&K ein Hörvergnügen daraus. Was bei der Wiedergabe von Ellingtons Stimme beeindruckte, tut dies in der Musik ebenso: Ich erlebe einen druckvollen Sound, imposant ist dabei nicht allein die Intensität des Klaviers, dessen Klangkörper mit angemessenem Volumen prägnant im Raum steht. Gleichzeitig staune ich über die Impulsfreudigkeit, Dynamik und Spielfreude, so dass das Hinhören nicht nur leicht fällt, sondern die berühmte Sucht nach Mehr auslöst. Dies spricht für die Stressfreiheit, die den Monitoren eigen ist. Immer wieder überraschen die feinen Details, die, wie etwa beim das Schlagen der Drumsticks auf den Trommelkesselrand, wie kleine Explosionen ans Ohr gelangen. Das begeistert, weil auch dabei Klangfarben sprühen. Wir haben es hier nicht mit einer filigran sezierenden Analyse zu tun. Die beherrscht dieser Lautsprecher, und es ist vielleicht sein Basis-Können als professioneller Monitor. Aber die stimmige Tonalität aller Instrumente mit ihrer Klangfarben-Pracht, mit Kraft und ohne Härte vorgetragen, ist wirklich großartig. The Afro-Eurasian Eclipse protzt nicht mit Tiefbass, und somit vermisse ich den Subwoofer nicht, der noch im Nebenzimmer auf seinen Einsatz warten muss. Nach dieser musikalisch erfreulichen Überraschung will ich die M&K mit Mahlers Symphony No.1 mit Eliahu Inbal und dem Frankfurt Radio Symphonie Orchester (Denon) näher kennenlernen. Schon bei der Ellington-CD war zu erkennen, dass die Räumlichkeit, soll heißen: eine imaginäre Bühne im Raum, nicht so weiträumig ist, wie ich dies von anderen Lautsprechern kenne. Aber die MPS2520P klingt frei, ohne jeglichen Boxenklang und Anhaftung von Tönen am Korpus. Sie spielt absolut losgelöst und ordnet sehr wohl, nur nicht gar so tief wie einige andere Schallwandler. Die differenzierten Bläsersätze im zweiten Satz der Symphony No.1 ordnet die M&K erstklassig gestaffelt vorn und dahinter, so dass die räumliche Trennung, wie sie Mahler in späteren Werken auf die Spitze trieb, sich deutlich erschließt. Streicher klingen präzis, transparent und dennoch seidig schön. Gekonnt, wie dieser Monitor Detail-Auflösung und Klangfarbenpracht zu verbinden vermag. Mahlers Sinfonie ist mit ihr ein Hochgenuss, und auch hier wieder konnte ich leicht auf einen Subwoofer verzichten.