Nach etwa 15 Stunden Jazz und ein wenig Klassik lande ich dann erst beim Blues: Wirklich empfehlenswert sowohl aus musikalischer und als auch klanglicher Sicht sind Etta James und Eddie „Cleanhead“ Vinsons Blues In The Night und The Late Show, Mitschnitte von zwei Konzerten im Mai 1986. Mr. Cleanhead überlässt die meisten Gesangsparts Etta James, und die ist unüberhörbar bestens aufgelegt. Zum transparenten, groovenden Sound tragen auch der Musikalische Direktor Red Holloway an diversen Saxophonen und „Brother“ Jack McDuff an der Hammond ihren Teil bei: eine Bereicherung jeder Plattensammlung. Gut, dass ich diese hervorragend aufgenommenen Scheiben gehört hatte, bevor ich in die Rock-Ecke wechselte: Dort blieb ich bei Frumpys Live hängen. Auf den Labeln der Doppel-LP konnte ich noch Reste des unsäglichen Disco-Films – für die jüngeren unter Ihnen: eine weiche Masse, die man auf die Platte aufträgt und nach kurzer Trocknungszeit samt den Schmutzpartikeln wieder vollständig von der Platte abzieht, wenn man Glück hat – entdecken. Die Oberflächen der in meiner Jugend wieder und immer wieder gehörten Scheiben sahen auch aus wie neu, der Sound mit wenig Bässen und verhangenem Hochtonbereich wirkte eher abschreckend. Selbst Inga Rumpfs ausdrucksstarke Stimme war aufgrund der Übersteuerung nur schwer wieder zu erkennten. Ein wenig spitz und blutleer kamen auch die BBC-Sessions von Led Zeppelin rüber. Das Vierfach-Album kann man nur hartgesottenen Fans empfehlen. Der eher enttäuschende Klang der genannten Rock-LPs zeigt aber nur, wie ehrlich das Charisma Signatur One reproduziert, was ihm in der Rille geboten wird. Die Blues-Scheiben und dann später die vier LPs von Pink Floyds Album Pulse beweisen, welche Fülle an Klangfarben, welche Spielfreude und welch lebendige Dynamik das Charisma reproduzieren kann.
Nach fast vollendeter Einspielzeit – Charisma Audio gibt 50 Stunden an – gönnen meine Gattin und ich uns zur Entspannung Zakirs Hussains Making Music. Die Scheibe hatte ich beim Einspielen des Strain Gauge wieder entdeckt und nicht nur klanglich erneut schätzen gelernt. Der indische Perkussionist, sein Landsmann Haripradsad Chaurasia an der Bansuri-Flöte, Jan Garbarek mit Alt- und Tenorsaxophon und John McLaughlin mit seiner akustischen Gitarre machen Weltmusik im besten Sinne des Wortes: spannend, voller Überraschungen und doch kein bisschen sperrig. Jan Erik Kongshaug hat die recht ungewöhnliche Kombination von Instrumenten in seinem Studio mit all ihren Klangfarben und Impulsen vorzüglich aufgezeichnet und sie in einem realistisch anmutenden, doch wohl am Mischpult konstruierten Raum platziert. Obwohl weder feinste Anblasgeräusche noch solche von den Fingern auf dem Griffbrett der Gitarre unterschlagen werden, steht die Fülle der Details dem musikalischen Fluss nie im Weg. Das Signature One macht die Scheiben zu einem ebenso beeindrucken Ergebnis wie das mehrfach teurere Strain Gauge zuvor – auch wenn es tonal einen Hauch heller timbriert ist.
Bevor ich ein wenig mit den Abschlusswiderständen experimentiere, höre ich noch die erste Seite von Jonas Hellborgs Elegant Punk: „Drone“ verwöhnt mit einem Bad in mächtigen Tieftonwellen, „Little Wing“ fasziniert mit Details und feinem Hall, das selten gehörte „Glad To Be Back From Paris“ lässt einige Unsauberkeiten in Hellborgs Spiel erkennen und auch, dass seine Verstärkeranlage von den Impulsen arg strapaziert wird. In „Rosa“ geht’s dann etwas entspannter zur Sache, und das wilde „It's The Pits, Slight Return“ macht klar, dass das Signature One sich auch durch eine rasend schnelle Abfolge heftiger Impulse nicht aus dem Tritt bringen lässt. Es bleibt völlig souverän und verleiht dem brodelnden Tieftönen Struktur: großartig!
Laut Faustformel soll der Eingangswiderstand einer Phonostufe um dem Faktor zehn bis 20 größer sein als der Gleichstromwiderstand der Tonabnehmer-Spulen. Der beträgt laut Datenblatt beim Signature One 12 Ohm. So sollte sich der Abschlusswiderstand grob zwischen 120 und 240 Ohm bewegen, auch wenn Charisma Audio hier toleranter ist und eine Spanne zwischen 100 und 1000 Ohm nennt. Eingespielt habe ich das System – wie erwähnt – bei 150 Ohm. Auf dem Plattenteller liegt das Album Standards, Vol. 1 des Keith Jarrett Trios, und die Nadel senkt sich in die Rille vor dem Beginn von „God Bless The Child“. Beim Charisma fühlt man sich sofort wohl: Das Piano befindet sich in einem großen Raum, und der Groove fesselt einen schon bei den ersten Anschlägen und dem Fußstampfen des Pianisten. Die Schläge auf die Snare kommen mit Druck, die BassDrum treibt wohl definiert, die Becken sind präsent, ohne wie bei weniger ausgewogenen Abstastern zu zischeln, und der Bass knarzt, dass es eine Freude ist. Das Signature One macht schon jetzt alles richtig, erreicht in allen Teilbereichen ein extrem hohes Qualitätslevel. Daraus resultiert eine Stimmigkeit, wie man sie nur sehr selten findet.