Genauer gesagt kommen gleich zwei verschiedene Flüssigkeiten zum Einsatz: Die Reinigungsflüssigkeit Polish und das eigentliche „Leitmittel“ Polymer auf - Sie haben es erraten - Polymerbasis. Der Hintergrund dazu ist schnell erläutert: Für einen möglichst gut leitenden Kontakt zwischen zwei sich berührendenden Bauteilen, also in diesem Fall Stecker und Lautsprecherterminal, sind hauptsächlich zwei Voraussetzungen notwendig: Eine möglichst starke Kraft, die beide Komponenten gegeneinander presst und eine möglichst glatte Oberfläche beider Komponenten. Die erste Anforderung nach einer hohen Kontaktkraft wird durch die ChordOhmic Bananenstecker erfüllt. Sie sitzen vergleichsweise fest im Lautsprecherterminal. Die zweite Forderung nach möglichst glatter Oberfläche scheint der Stecker zu erfüllen, allerdings findet ein Kontakt immer auf mikroskopischer Ebene statt. Egal wie glatt ein Material für das Auge erscheint, auf mikroskopischer Ebene gleicht seine Oberfläche einem Bergmassiv mit Gipfeln und Tälern. Ein leitender Kontakt entsteht ausschließlich an den Gipfeln. Ziel des ChordOhmic Fluids ist es, die Täler im Material zu füllen, somit die Kontaktfläche zu vergrößern, den Kontaktwiderstand zu verringern und die Leitfähigkeit zu erhöhen. Dies funktioniert natürlich nicht nur bei Kabeln der Chord Company, sondern bei allen anderen auch. Von Joe Gormley, Chord Company Gebietsverkaufsleiter in England, erfahre ich, dass das Polymer ursprünglich entwickelt wurde, um elektrische Kontakte in großen Industriemaschinen und Produktionsketten zu optimieren. Das Ziel war es, die Maschinen länger, ohne eine notwendige Wartung der Kontakte betreiben zu können. Der Chemiker, der das dafür notwendige Polymer entwickelt hat, ist beim japanischen Vertriebspartner Andante Largo ein bekannter Gast und so kam der Kontakt zur Chord Company zustande. Der Hifi-affine Chemiker war ebenso interessiert daran, das Polymer für die Audiowiedergabe zu optimieren, wie die Chord Company.
Bevor das Behandlungsprozedere beginnt, ist es wichtig, sowohl den Reiniger- als auch das Polymer-Fläschchen für eine Minute gut zu schütteln, damit sich deren Bestandteile optimal vermischen. Zunächst trägt Mika Dauphin das Reinigungsmittel mit einem Wattestäbchen auf die Bananenstecker auf. Nach kurzer Zeit kann der Reiniger abgewischt werden und der Stecker ist optimal für das Polymer vorbereitet. Dies soll nach dem Auftragen zwischen zehn und 60 Minuten einwirken, und die Rückstände sollen abgewischt werden. Anschließend ist die Prozedur zu wiederholen. Mika und ich entscheiden uns, bei erster und zweiter Behandlung jeweils 20 Minuten zu warten. Für eine besonders nachhaltige Behandlung kann ein dritter Durchgang erfolgen, diesen haben wir uns für diesen Test jedoch gespart. Eine gleiche Behandlung der Gegenseite, hier also der Polkemme am Lautsprechertermimal, ist nicht obligatorisch, kann aber durchaus im Einzelfall Sinn machen. Bei Langzeiteinsatz empfiehlt die Chord Company, die Behandlung mit dem Poylmer – und nur dem Polymer – einmal im Jahr zu wiederholen.
Die frisch konfektionierten und somit nicht eingespielten Kabel kommen direkt zum Einsatz. Ein Paar vollkommen unbehandelt, das zweite nach der „Polymerkur“. Die Komponenten der Vorführkette im Drei-H-Hauptquartier sind allesamt im gemäßigten mittleren Preissegment angesiedelt. Die beiden Kompaktlautsprecher spielen im Vorführraum leichtfüßig mit ausgedehnter Räumlichkeit. Zunächst wandert das frisch konfektionierte ClearwayX zwischen Lautsprecher und Endstufe, das keine Sonderbehandlung mit dem ChordOhmic Fluid bekommen hat. Nach kurzer Zeit habe ich die meisten Klangeigenschaften der Kette und des Raumes erfasst und kann mich auf ein Vergleichshören konzentrieren. Der Unterschied beim Wechsel auf das behandelte Kabel fällt viel größer aus als erwartet, aber dennoch liegen beide Kandidaten nicht Welten voneinander entfernt. Mit dem behandelten Kabel macht die Kette einen leicht geschmeidigeren Gesamteindruck. Alles scheint ein bisschen besser zusammenzupassen und abgerundet zu werden. Trotz der insgesamt eher weicher wirkenden Wiedergabe scheint der extreme Hochtonanteil jenseits der 10 Kilohertz an Quantität hinzugewonnen zu haben. Was aber eben gerade nicht mit einer schärferen Wiedergabe einhergeht, sondern zu einer Fokussierung des Klangbildes im positiven Sinne führt. Wenn tatsächlich ein minimales Mehr an Höchsthochton anwesend ist, könnte dies auch erklären, weshalb ich das Gefühl habe, charakteristische Klänge, beispielsweise einer Stimme, etwas differenzierter und lebendiger wahrnehmen zu können. Mehr Oberwellen sorgen schließlich für ein etwas spritzigeres Timbre, welches sich durchaus auch in tieferen Frequenzen entfaltet.