Der R6 betreibt den Aiva in allen Situationen sehr souverän. Ich höre symmetrisch im Low-Gain Modus meist bei einer Lautstärke zwischen 45 und 60 Prozent. Die Charakteristik des HiBy selbst ist dabei sehr kultiviert und ausgewogen. Im Bassbereich minimal zurückhaltend und nicht ganz so füllig und druckvoll spielend wie beispielsweise der vor kurzem von mir getestete iFi Diablo. Die Stärke des HiBy liegt im Mitteltonbereich. Hier agiert er höchst differenziert und gefühlvoll. Statt einem eher vollmundigen Klangbild wird ein zurückhaltender Charakter deutlich. Das macht den Gesamtklang sehr agil und beweglich. Das Bass-Solo im dritten Song „The City Lights“ des Albums wirkt so herrlich luftig und unbeschwert, da die Raumkomponenten besonders detailreich aufgelöst werden. Beim Umstieg auf meinen Sennheiser HD800s merke ich, dass der HiBy mit dem vorher gehörten Magnetostaten im Bassbereich doch etwas zu kämpfen hatte, wahrscheinlich kommt er hier an die Grenzen seiner Stromlieferfähigkeit. Ein höheres Gainsetting schafft etwas Abhilfe. Der HD800s spielt interessanterweise trotz deutlich höherer Impedanz auch im Low-Gain Modus näher an seinem vollen Potential, als der Sendy Aiva es getan hat. Noch mehr Schub im Bassbereich ist dann mobil wirklich nur noch mit einem Leistungsmonster à la iFi Diablo möglich.
Den unsymmetrischen Ausgang teste ich mit meinen Etymotic ER4SR. In dieser Disziplin kann ich den neuen R6 direkt mit meinem alten R6 vergleichen. Das Klangbild ist viel gelöster und deutlich dynamischer, die Bühne größer und tiefer, der alte R6 wird vernichtend geschlagen. Besonders der Hochtonbereich wirkt weniger indifferent und deutlich feiner aufgelöst. Basswellen, bedämpfte obere Mitten oder durch-die-Luft-schneidenden Hochton sucht man beim ER4SR vergebens. Und trotz seiner ebenfalls zurückhaltenden Natur treibt der HiBy R6 den mit nur einem Balanced-Armature-Treiber ausgestatteten Etymotic zu einem der homogensten Klangbilder, die ich jemals aus einem In-Ear gehört habe. Die Geschwindigkeit von Trommeln oder Saitenklängen, die unerreicht schöne Fragilität von Stimmen, kurzum die Kernqualitäten des ER4SR, werden vom R6 beflügelt. Ähnlich verhält es sich mit meinen Vision Ears VE6 X2. Am alten R6 kämpften sie mit der Ausgangsimpedanz des Players und klangen stark ausgebremst. Dieses Problem hat bereits der R6 Pro aus der Welt geschafft und der neue R6 tut es ihm gleich. Hier passt auch mit meinen Vision Ears alles und sie spielen so gut wie an bisher keinem Player derselben Preisklasse. Der Grundsound des HiBy harmoniert ebenfalls sehr gut mit den VE6. Sie reagieren äußerst positiv auf den aufgeräumten Mittenbereich und quittieren ihn mit einer traumhaften Detailauflösung und vor allem einer sehr angenehmen Wiedergabe von Stimmen. Im Bassbereich sind sie, wie so ziemlich jeder andere In-Ear, deutlich druckvoller als die ER4SR abgestimmt. Und obwohl dies, wie bereits festgestellt, nicht die Lieblingsdisziplin des HiBy ist, kommt zu keiner Zeit ein Verlangen nach Mehr auf. Den Multi-Balanced-Armature In-Ear hat der HiBy, trotz unerhört tiefer Impedanz von 20 Ohm, fest im Griff. Die Mini-Treiber brauchen eben nicht ganz so viel Power wie Magnetostaten.
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