Ein Albumrelease pünktlich zu einem Komponententest ist immer etwas Schönes, vor allem, wenn es von einer Lieblingsband kommt. Symphonic-Metal wie von Epica auf dem neuen Album Omega dargeboten, ist sicher nicht jedermanns Sache, jedoch beweisen die niederländischen Musiker mit vier Akustikvarianten ihrer Songs, dass sie musikalisch nicht nur höchst versiert, sondern auch wandelbar sind. „Omegacoustic“ wartet beispielsweise mit schmissigem Hammond-Sound und einer gewissen 70-er Ästhetik auf. Das an lateinamerikanische Salsa-Musik angelehnte „El Código Vital“ qualifiziert sich ebenfalls als gutes Testmaterial für den „Diablo de iFi“. Mit einer Impedanz von 300 Ohm und einer guten Empfindlichkeit ist mein HD800s alles andere als ein schwierig anzutreibender Kopfhörer und leichte Kost für den kleinen Kopfhörerverstärker. Seine extrem hochauflösende Natur sollte klangliche Feinheiten des Diablo jedoch mit Leichtigkeit aufzeigen können. Zunächst betreibe ich den Kopfhörer unsymmetrisch, um direkt mit meinem Micro iDSD Black Label vergleichen zu können. Die erste Produktionsserie des Diablo wird von WOD zusätzlich mit einem iFi iPurifier3 ausgeliefert. Er adaptiert die USB-A-Signalbuchse auf USB-B und liefert verschiedene Funktionen zur Verbesserung des USB-Signals. Da die meisten Wandler über eine USB-B-Buchse verfügen, hat man möglicherweise schon ein hochwertiges Kabel zu Hause, das man ohne den iPurifier3 nicht nutzen könnte. Um es auf die Spitze zu treiben, eine interessante Lösung, zumal ein iPurifier3 normalerweise 150 Euro kostet, in meinem Test nutze ich aber das schlichte Beipack-USB-Kabel ohne iPurifier. So ist die Vergleichbarkeit mit dem Black Label eher gegeben.
Der Song „Omegacoustic“ beginnt mit einem Riff auf einer akustischen Gitarre und wird sukzessive von Bass, Hammondorgel und Schlagzeug ergänzt. Bereits das Gitarrenriff offenbart die Überlegenheit des Diablo. Die Saiten sirren mit mehr Lebendigkeit und verschmelzen glaubhafter mit dem tieffrequenten Anteil der Gitarre. Der kurz darauf einsetzende Bass verfügt über mehr Körper und Energie, ohne die tieferen Töne der Gitarre zu überdecken. Der Einsatz der Hammondorgel wirkt müheloser und räumlicher, der Übergang vom statischen Sound in den Rotary-Effekt, wenn der Leslie-Lautsprecher angeworfen wird, ist leicht herauszuhören. Das allseits bekannte Phänomen von mehr Räumlichkeit und Realismus der Wiedergabe ist allgegenwärtig. Hätte ich den Diablo ohne Bezugspunkt gehört, hätte ich ihn wahrscheinlich einfach nur als gut klingenden Kopfhörerverstärker abgenickt, im Direktvergleich mit dem Black Label wird mir jedoch neuerlich bewusst, dass Klanggewinn durch höheren Bauteilaufwand nicht immer nur marginal sein muss. Der Black Label klingt klasse, keine Frage, aber der Diablo spielt in einer anderen Liga. Noch deutlicher wird es bei dem nächsten Song „El Código Vital“. Mit dem Micro iDSD klingt das Stück überladen und drängt den Überfluss an Percussioninstrumenten stark auf die linken und rechten äußeren Positionen des Stereopanoramas. Die Instrumente scheinen im Kopfhörer festzuhängen. Mit dem Diablo öffnet sich eine Ebene aus dem Kopfhörer heraus, auf der sich die unzähligen Rasseln, Ratschen und andere Percussioninstrumente eher hintereinander gruppieren, anstatt angehäuft auf einer Position festzuhängen.
Die bekannte, eher kraftvolle Klangcharakteristik der Burr-Brown-Wandler ist nicht zu verkennen. Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich nicht immer ein Fan dieser Wandler und ihrer Charakteristik bin. Zwar spielen sie in den meisten Einbindungen sehr musikalisch, manchmal vermisse ich aber die Durchhörbarkeit und Neutralität, die beispielsweise viele ESS-Wandler an den Tag legen. Die Einbindung des Burr-Browns im Diablo ist allerdings so gut, dass meine Befindlichkeiten hier überhaupt nichts zu vermelden haben. Der ifi spielt rund, geschmeidig, sehr stimmig und unmittelbar. In Sachen Neutralität ist er von einem ESS-Wandler kaum mehr zu unterscheiden. Während sich Details bei ersterem oft eher zwischen den Zeilen entfalten, spielt der Burr-Brown im Diablo sie frei und offensichtlicher heraus. Mit dem HD800s führt dies zu einem vollkommen unangestrengten Hörerlebnis, das auf reinen Genuss ausgelegt ist. Die Dynamikfähigkeit und Transientenauflösung, die natürlich nicht ausschließlich auf den Wandler zurückzuführen ist – OP-Amps und die feinfühlige Gegenkopplung tragen wohl einen großen Teil bei –, begeistern mich darüber hinaus sehr. Besonders auffällig ist die Dynamikfähigkeit wie so oft im Aus- und Einschwingverhalten und der Präzision des Stickaufschlags bei Becken. Nicht nur isoliert betrachtet, sondern auch im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten haben die Becken einen enorm großen und lebendigen Dynamikbereich. Eigentlich ist es egal, wo man hinhört, Percussion, Gesang, Chorarrangement, alles liefert enorm feine Dynamikinformationen in einem sehr großzügigen künstlichem Hörraum. Mein HD800s spielt am Diablo mit vollem Potential.