Drei Jahre später, Ende 2019, war das Oladra-Projekt zum gewünschten Ergebnis gekommen und wurde in die neuen Server der S-Serie und K-Linie implantiert. Grundrauschen war so gut wie nicht mehr vorhanden und die Dynamik und Detailauflösung entsprach den Wünschen und Zielen von Mark Jenkins. Zwei entscheidende Dinge waren dafür verantwortlich: ISM, das steht für Interference Spectrum Management, bewirkt die Minimierung des Rauschens auf dem Computer-Board. Antipodes kauft geeignete Motherboards zu und justiert die Parameter der Chips bis die Rauschspitzen und Rauschknoten zwischen den Rauschspektren mehrerer Chips durch Verschieben und Verteilen minimalisiert oder gar eliminiert sind. Dies geschieht vorab messtechnisch, wird jedoch zusätzlich in Hörsitzungen auf klangliche Auswirkungen überprüft. Der zweite, ganz entscheidende Schlüssel zum Erfolg des Oladra-Projekts ist die Stromversorgung. Hier bringt eine Kombination aus linearem und Schalt-Netzteil die Vorteile beider Welten zusammen. Die Schnelligkeit eines Schaltnetzteiles ist für Segmente des Computers musikalisch besser geeignet als die Versorgung mit einem Linear-Netzteil, das wiederum an anderer Stelle seine Vorzüge hörbar macht. So reduziert die lineare Stromversorgung Rauschstörungen und wurde deshalb von Antipodes von Beginn an eingesetzt. Jedoch begrenzt sie eben die Bandbreite, weil sie an einigen Stellen die Schaltung nicht schnell genug bedient. Das macht nun das neue Hybridnetzteil anders und besser, weil jeder Teil seine Stärken an geeigneter Stelle im Gesamt-Konzept einbringt. Drei dieser Netzteile HSL80 arbeiten im K50; der preisgünstigere K30 besitzt nur eines. Da ist noch etwas: Der K50 enthält ein drittes, R1i benanntes Board mit einem hochpräzisen Femto-Taktgeber, das die Eingangselektronik vollständig vom Reclocker und der Ausgangselektronik isoliert und laut Antipodes eine signifikante Klangverbesserung mit sich bringt. Eine hochwertige Taktgebung ist laut Antipodes um so wichtiger, je besser das Zusammenspiel von Rauschfreiheit und großer Bandbreite realisiert sind. Bei einem in dieser Hinsicht weniger zielführendem technischen Layout sei eine aufwändige Clock eher ein Marketing-Instrument als wirklich von hörbarem Nutzen. Der rückseitige Word-Clock Ausgang erlaubt es, einen geeigneten D/A-Wandler über die Antipodes-Clock in Gleichtakt zu bringen. Alle drei Rechner-Boards und die drei Netzteile finden Platz in einem mechanisch aufwändigen, in separaten Kammern gegliederten Gehäuseaufbau, der in hohem Maße der Abschirmung dienlich ist, aber auch für mechanisch ruhige Verhältnisse sorgt.
Von außen betrachtet wirkt der K50 schlicht und funktional ohne jegliche Gimmicks. Die Front bietet den großen, runden Ein-/Aus-Taster, der, sobald der rückseitige harte Netzschalter auf On steht, das Hochfahren des Servers oder den Wechsel in den Standby auslöst. Der Zustand wird durch eine rote und grüne LED angezeigt, die jeweils blinkt, solange der K50 rauf oder runter fährt. Rückseitig bieten sich die diversen Anschlüsse an, die auf dem Foto leicht zu identifizieren sind. Darüber liegen drei Slots für das bequeme Einschieben von HDD- oder SSD-Speicherplatten mit einer maximalen Größe von je acht Terabyte, so dass man bis zu 24 Terabyte zur Verfügung hat, was eine riesige Musikbibliothek ermöglicht. Passend zur K-Linie bietet Antipodes das CD-Laufwerk K10 zum Rippen per USB-Verbindung an. Die Dateien werden stets bei niedriger Lese-Geschwindigkeit in nicht komprimiertes Flac konvertiert und gespeichert. Das bedeutet zwar höheren Platzbedarf, ist aber klanglich vorteilhaft, da bei der Wiedergabe keine Dekomprimierung stattfindet, die Rechenleistung und somit Computer-Aktionismus mit sich bringt. Ich habe mit einem simplen HP-Laufwerk für 40 Euro einige CDs aufgespielt, mit einwandfreiem Ergebnis. Einfach die CD ins Laufwerk legen und warten, bis sich die Lade wieder öffnet. Für eine CD mit einer Spieldauer von knapp 43 Minuten habe ich eine Gesamt-Zeit von genau elf Minuten gestoppt. Um unnötige Aktivitäten und Datenverkehr zu unterbinden, lassen sich die Festplatten nicht in einem Raid-Modus konfigurieren. Der K50-Server sieht sie als Einheit. Wer möchte, kann aber mehrere Ordner kreieren, in denen die Files nach eigener Wunschordnung abgelegt werden können. Auch das Aufspielen oder Bearbeiten von Musikordnern im Netzwerk, so zum Beispiel von meinem MacMini aus, war komfortabel und zügig möglich. Rückseitige USB-Anschlüsse für USB-Sticks oder Festplatten sind vorhanden, die der Server selbständig erkennen und im Bedienmenü mit anbieten würde. Das Software-Angebot, das getrennt für den Server und für den Player zur Auswahl steht, bietet diverse Möglichkeiten, die sich hinsichtlich Komfort, aber auch Klang unterscheiden. Aus dem Angebot kann man wählen und kombinieren. Nicht gewünschte Player-Software darf man deinstallieren. Sie steht dann weiterhin zur Verfügung, falls sie wieder aktiviert werden soll. Das Aufspielen weiterer Player-Software ist nicht möglich. Über das Netzwerk wird die jeweils installierte Software aktualisiert, und zwar nachts. Deshalb sollte man in der Software auch die korrekte Zeitzone angeben. Das Aktivieren der Server-Software ist durch einfaches Anklicken im Menü und anschließender Einstellung zum Beispiel zum Umgang mit DSD-Files auch nicht kompliziert.
Von einem Musikserver dieser Preisklasse darf man zurecht sehr viel erwarten. Ich habe mir manchmal gewünscht, Besitzer einer opulenten und kostspieligen Server-Renderer Alternative zu sein, wie zum Beispiel der schon oben erwähnten mit Melco-Server und Auralic Aries Player. Dann wäre der Vergleich wegen der preislichen Nähe aussagekräftig. Andererseits gibt es unter Ihnen, verehrte Leser, wohl auch manchen, der sich wie ich auf preislich relativ bescheidenerem Terrain bewegt und sich vielleicht nach dem Sinn einer so üppigen Investition fragt oder damit liebäugelt. Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, obwohl der Antipodes mich klanglich in jeder Hinsicht und nachhaltig überzeugt. Allerdings ist nach meiner Auffassung von erheblicher Bedeutung, womit man ihn vergleicht. Wie gesagt, der erste Konkurrent war der Daphile-Nuc mit aufwändiger Peripherie am PS-Audio DAC mit Windom, einer Kombination, die musikalisch mit einem sehr klaren, räumlich tief staffelndes Klangbild begeistern kann. Ein Beispiel: Ich liebe die Einspielung von Schuberts Klaviersonate in d-Dur op.53 und der h-Moll Sonate von Franz Liszt mit Emil Gilels auf Living Stereo, wieder aufgelegt als CD bei Sony Music. Dem K50 gelingt es, das Instrument in einer Plastizität zu reproduzieren, die glauben lassen mag, der Flügel stehe realiter im Raum. Fein und äußerst filigran gerät das Nachschwingen der Töne, ausgeprägter und anhaltender als mit dem Daphile-Nuc. Die Wucht eines kraftvollen Anschlages dieses großartigen Pianisten verknüpft Klangfülle mit Prägnanz und Detailstruktur. Das fesselt, lässt mich fasziniert zuhören, und ich muss nach den Schluss-Akorden des Lisztschen Meisterwerks erst einmal durchatmen. Verglichen mit dem Daphile-Nuc entfaltet der K50 bei symphonischen Werke überlegene Größe, Dynamik und Durchzeichnung bei authentischen Klangfarben, so dass auch jedes Solo-Instrument wie etwa die Violine von Lisa Batiashvilli in Visions of Prokofiev oder auch in ihrem musikalischen Potpourri City Lights einen beinahe sichtbaren Körper bekommt und nicht nur die Saite klingt, sondern wirklich eine Geige. Ähnlich beeindruckend klingen Jazz-Aufnahmen und Rock-Alben wie Beggars Banquet der Rolling Stones, wo Mick Jagger hier nicht hinten auf der imaginären Bühne steht, sondern an seiner Position als Frontmann, oder Chocolate and Cheese von Ween, wo ich so viele Details in der Instrumentierung und deren Klangfarben bis dato gar nicht kannte. Hier blieben die Stimmen der Sänger menschlich warm, doch nie eingedickt. Es waren eigentlich weniger Stimmen als Personen, die da sangen.