Durch das Umstecken von je drei Jumpern kann eine MC- vor die MM-Stufe geschaltet werden. Die arbeitet mit je einem JFET und einer 12AU7 pro Kanal. Ebenfalls per Jumper sind neben den 47 Kiloohm auch ein Kiloohm, 470, 220 oder 100 Ohm als Lastimpedanz für den Tonabnehmer wählbar. Wie der JFET im Eingang zeigt, ist Luke Manley bei der Frage „Röhre oder Transistor“ völlig undogmatisch. Das ist auch bei der eigentlichen Vorstufe so: Hier arbeiten JFETs im Stromspiegel. Auch auf der Platine zur Lautstärkeregelung mit einem Chip, der eine Regelung in 117 Schritten ermöglicht und für Spannungen bis 15 Volt ausgelegt ist, so dass das Signal davor nicht generell abgeschwächt und danach wieder verstärkt werden muss, findet man einen Transistor-Buffer. Doch zurück zum Phonobord: Ein Rumpelfilter rundet hier die Ausstattung ab. Und wie bei VTL üblich ist die Aktivierung bequem möglich: Man drückt einfach auf die Taste des Eingangs und hält sie solange, bis die ihr zuordnete LED von grün zu rot wechselt: Schon ist das Filter aktiviert. Da Bedienungskonzept der TL5.5 ist wirklich ausgesprochen anwenderfreundlich. Da bleibt abschließend nur noch zu ergänzen, dass die Vorstufe mit sechs individuellen, mit einem Audio-Precision-Analyser erstellten Messschrieben ausgeliefert wird.
Vielleicht liegt es ja daran, dass ich lange keine Röhren-Phonostufe gehört habe, jedenfalls integriere ich zuerst die TL5.5 Series II Signature in meine Kette. Dazu muss ich mich für ein unsymmetrisches Tonarmkabel entscheiden. Die Wahl fällt auf ein Ortofon TSW-5000 Silver, das dann die Signale des in Einsteins The Tonearm montierten Transrotor Taminos zum Phonoeingang der VTL transportiert. Das Überraschendste: Auch wenn ich die Lautstärke weit aufdrehe, höre ich so gut wie nichts. Gut, ein geringes Rauschen ist vernehmbar. Aber ansonsten herrscht Stille – und das ist bei einer unsymmetrischen Phonostufe in meinem Hörraum völlig ungewöhnlich: Hier höre ich üblicherweise mehr oder weniger stark irgendwelche Radioprogramme. In Sachen Hochfrequenzeinstreuungen ist mein Hörraum für Phonostufen eine eher feindliche Umgebung. Deswegen bin ich auch ein vehementer Verfechter symmetrisch aufgebauter Entzerrervorverstärker. Wenn man es allerdings so gekonnt anstellt wie VTL mit dem Phonobord der TL5.5, kommt man selbst hier ohne Symmetrie aus. Die Immunität der VTL gegen Einstreuungen wird nicht mit einer Einschränkung des Frequenzganges erkauft, wie man schnell hört: Das Klangbild ist ausgedehnt, offen und luftig. Bei Dick Schorys „Duell On The Skins“ habe ich die beiden Schlagzeug-Sets selten so gut voneinander getrennt gehört. Auch wenn die Bühne mit anderen Vor- und Phonostufen schon mal minimal tiefer wirkte, gerät die Abbildung recht groß, die Impulse kommen mit Macht, und die Musiker scheinen vor Spielfreude überzuschäumen. Mit ihrer Phonostufe hat mich die TL5.5 sofort für sich eingenommen. Und daran ändert sich auch nach einer Vielzahl weiterer Scheiben nichts. Bei Codonas „Malinye“ etwa kann man nicht nur in Klangfarben schwelgen, sondern Don Cherrys Pocket Trumpet schwebt auch über den übrigen Instrumenten. Eine stimmige Abbildung in der Höhe gelingt nur wirklich hochwertigen Tonabnehmer/Phonostufen-Kombinationen: Tamino und VTL sind eine davon. Klasse!
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