tests/20-10-27_buchardt
 

buchardt A500

27.10.2020 // Finn Corvin Gallowsky

Meinen Hörtest beginne ich mit dem 2,5-Wege-Preset, das auch im Auslieferungszustand auf jedem Lautsprecher aufgespielt ist. Damit spielt der kompakte A500 tatsächlich bis zu soliden 25 Hertz tief. Das ist purer Wahnsinn. Meine dreimal so großen Magnat Standlautsprecher geben bereits bei 30 Hertz mehr oder weniger auf. Selbst ohne Einmessung klingen die kleinen buchardt fantastisch. Die Abstimmung der Chassis aufeinander funktioniert augenscheinlich ausgezeichnet, denn sie spielen wie aus einem Guss und erzeugen eine hervorragende Räumlichkeit. Der Hochton fällt vergleichsweise spät ab und liefert dadurch eine Menge Detailinformationen. Störend wird er dabei nie, kann aber allein durch die Fülle an Informationen manchmal etwas überwältigend sein. Den oberen Mitten wird ein dezenter Vorzug gelassen, dies ist der offenen und lebendigen Spielweise der A500 zuträglich. Im Bassbereich liefert der kleine Lautsprecher unglaublich viel Druck, selbst die raumbedingten Überhöhungen fallen nicht sonderlich unangenehm auf. Um allerdings etwas mehr ins Detail zu gehen, macht es in meinem Raum Sinn, die Lautsprecher vor einer näheren Klanganalyse zunächst einzumessen. Das Prozedere ist denkbar einfach. Die iPhone-App ist übersichtlich aufgebaut und bietet nicht viel mehr als das Durchführen einer Einmessung. Nachdem ich im Menü der App den Audio-Hub angewählt habe, kann ich die Messung direkt starten. Die Lautsprecher spielen automatisch ein breitbandiges Rauschen ab. Burchardt empfiehlt, sich mit dem iPhone vollständig durch den Raum zu bewegen. Dabei sollte man nicht vergessen, möglichst auch die gesamte Raumhöhe mit abzudecken. Ein Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen Lautsprechern und Mikrofon sollte eingehalten werden. Man sollte ebenfalls darauf achten, nicht zwischen Lautsprecher und Mikrofon zu stehen, damit das Mikrofon immer akustischen „Kontakt“ zum Lautsprecher hat. Nach 60 Sekunden ist die Messung abgeschlossen. Hat man bereits den gesamten Raum durchschritten, kann sie nach 30 Sekunden auch manuell beendet werden. Berthold Daubner, Geschäftsführer von Hifipilot, gab mir den Tipp, die Messung testweise etwas anders durchzuführen und durch bewusste Wahl einiger weniger Messposition das Ergebnis zu beeinflussen. Ich habe mich bei meiner Messung also darauf beschränkt, das iPhone direkt am Hörplatz einzusetzen. Zunächst für 10 Sekunden nur auf der idealen Sitzposition direkt mittig im Stereodreieck, wobei ich versucht habe, einen kugelförmigen Bereich abzudecken, in dem sich später mein Kopf befinden wird. Die nächsten 20 Sekunden habe ich genutzt, um die Sitzpositionen links und rechts vom Mittelplatz abzudecken. Nach 30 Sekunden habe ich die Messung beendet. Der Vorteil bei dieser Methode ist, dass eine präzisere Abstimmung speziell auf meine Hörposition erfolgen kann. Der Nachteil jedoch, dass eben nur dieser kleine Bereich wirklich gut klingt. Möchte man im Wohnzimmer an verschiedensten Positionen optimal Musik hören können, macht es Sinn, die von buchardt vorgeschlagene Methode zu verwenden und den gesamten Raum abzugehen oder sich nacheinander auf jede mögliche Sitzposition zu begeben.

Der Tiefmitteltöner verfügt über einen massiven Korb und einen passend bemessenen Magneten
Der Tiefmitteltöner verfügt über einen massiven Korb und einen passend bemessenen Magneten

Was sich mir nach dieser Messung klanglich offenbart, ist gewaltig. Snarky Puppys „The Clearing“ vom Album Sylva ist ein Bigband-Feuerwerk der Extraklasse. Von melancholischen Streichern, über knackige Bläsersätze, funkig improvisierte Gitarren, grummelnde Bässe, perlige Keys bis hin zu krachendem Schlagwerk ist alles dabei. Das großartige Metropole Orkest aus den Niederlanden vergrößert den Klangkörper der ohnehin schon groß geratenen Fusion-Formation Snarky Puppy um einiges. Gleiches gilt für die Lautsprecher. Sie spielen viel größer, als sie bei ihrer Größe eigentlich dürften. Wie zu erwarten, hat die Einmessung besonders den Bassbereich sauber entzerrt. Jetzt liefern die A500 nicht nur Druck, sondern zeichnen den Bassbereich vollumfänglich durch. Meist tummeln sich hier nicht nur Bass Drum und E-Bass, sondern auch Kontrabass, mehrere Moogs und die tiefen Oktaven eines Flügels mischen mit. Die kleinen buchardt haben alles parat und begleiten mich mit viel Dynamik und Spielfreude durch das Musikstück. Der Bassbereich hat dabei trotz seiner Linearität immer noch eine angenehme Wärme und einen eher um sich greifenden, einhüllenden Charakter. Nach dem Vorspiel der Streicher gibt es ein kleines Solo von Kontrabass und einer stark abgedämpften Gitarre. Dass beide Instrumente ihre charakteristischen klanglichen Qualitäten mit einer großen Selbstverständlichkeit darbieten können, liegt daran, dass der Lautsprecher auch in höheren Lagen sehr linear agiert. In einem Stück, das so viele Genres und Instrumente vereint, kann es schon mal passieren, dass die Lautsprecher einige Instrumente weniger glaubhaft reproduzieren als andere. Nicht jedoch die A500, kein Instrument bleibt auf der Strecke. Die Räumlichkeit hat durch die Einmessung ebenfalls profitiert. Die Instrumente sind sauberer in der Tiefe gestaffelt und lösen sich noch besser vom Lautsprecher als ohnehin schon.

Der Hub sendet das Audiosignal über ein eigenes WLAN-Netzwerk zu den Lautsprechern
Der Hub sendet das Audiosignal über ein eigenes WLAN-Netzwerk zu den Lautsprechern

Aktuell begeistere ich mich an verschiedensten Einspielungen von Monteverdis L’Orfeo. Und was wäre geeigneter zum Test der Stimmwiedergabe der buchardt A500 als die Mutter aller Opern. Sei es die Einspielung unter Gardiner, Medlam, Harnoncourt oder Savall, um nur einige von vielen zu nennen, jede lässt etwas Neues entdecken. Die Lautsprecher spielen sowohl große als auch subtile Unterschiede der Versionen voll aus. Dabei sind sie mehr oder weniger gnadenlos, denn das Alter einiger Aufnahmen ist nicht zu überhören. Die Verteilung der Sänger, Instrumente und des Chores im Raum bleibt auf hohem Niveau. Die Solisten werden klar positioniert und bruchlos auf die vom Lautsprecher erzeugte Bühne projiziert. Selbst wenn sie sich sehr weit außen befinden, sind sie nicht zum Lautsprecher selbst zu lokalisieren. Es klingt eher, als würden sie sich leicht neben und hinter ihm befinden. Im teilweise fragilen Zusammenspiel zwischen Solisten, Chor und Instrumentarium fehlt mir trotz sehr authentischer und ansatzloser Abbildung der Stimmen oft etwas Feingefühl, Eleganz und Leichtigkeit. Glücklicherweise bietet der A500 für diese Anforderung genau das Richtige: Das 3-Wege-Preset. Ich möchte Ihnen gerne von einer Variante berichten, die nicht direkt bei hifipilot, sondern über buchardtaudio.com verfügbar ist. Dieses Preset setzt nicht nur die untere Trennfrequenz des Mitteltöners auf 150 Hertz, sondern die obere Trennfrequenz zum Hochtöner auf 1.800 Hertz herab. Dank des Waveguides ist es möglich, den Hochtöner so ungewöhnlich tief anzubinden. Da jetzt entgegen dem 2,5-Wege Preset nur noch der hintere Tieftöner unter 150 Hertz spielt, verschiebt sich die untere Grenzfrequenz deutlich nach oben. Der unbändige Druck im Frequenzkeller wie im 2,5-Wege Preset ist nicht mehr verfügbar. Die Wiedergabe der Sänger und die Feindynamik der Lautsprecher ist dafür im Gegenzug aber schlichtweg zum Dahinschmelzen. Die Stimmen entfalten sich mit einer schwebenden Schönheit, die kaum zu beschreiben ist. Auch die Verzahnung von Orchester und Sängern fällt jetzt fließender aus. Aus einem brachialen Tiefbasswunder ist ein mit viel Einfühlsamkeit agierender, gar sanfter Lautsprecher geworden. Denn auch der Hochton bekommt etwas mehr Geschmeidigkeit mit. Die Kontrolle über den Bassbereich verliert der A500 auch im 3-Wegebetrieb dennoch nicht, nur fällt er weniger üppig und körperhaft aus. Einzig die minimal an Tiefe einbüßende Räumlichkeit fällt bei diesem Preset negativ ins Gewicht, allerdings macht die unglaublich geschmeidige Stimmwiedergabe dies wieder wett.


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