Nicht nur die Verarbeitung des Kopfhörers im Allgemeinen ist sehr gut, sondern auch die eingesetzten Materialien überzeugen mich. Ich realisiere, dass ich in dieser Hinsicht durch andauernde Beschäftigung mit High-End-Komponenten etwas abgestumpft bin. Deshalb scheint vieles schnell selbstverständlich. Ein tadellos verarbeitetes Aluminiumgehäuse mit Carbonfasereinlagen auf der Außen- und Innenseite und ein Bügel aus Nitinol in einem Kopfhörer für knapp 1.000 Euro sind definitiv etwas Besonderes. Carbonfaser dürfte jedem aus der Automobilindustrie, speziell dem Sportwagensektor bekannt sein, Nitinol hingegen rief auch bei mir nur Fragezeichen hervor. Eine kurze Recherche ergab, dass es sich um eine Nickel-Titan-Legierung handelt. In diesem speziellen Fall spricht man von einer Legierung mit Formgedächtnis. Die Herstellung dieser Legierung ist verhältnismäßig aufwendig und muss im Vakuum erfolgen. Ihr Einsatz im Bereich des Bügels macht durchaus Sinn, denn dank ihrer behält dieser über einen extrem langen Zeitraum seine Spannkraft. Dieses Detail zeigt, wie enorm durchdacht die Konstruktion des Kopfhörers ist. Es wird nicht einfach irgendein Material verwendet, sondern das beste zur Verfügung stehende. Diese Konsequenz in der Materialauswahl der gesamten Produktreihe von Dan Clark Audio beeindruckt mich, und der AEON 2 verdient sich „Vorhörlorbeeren“.
Das magnestostatische Treiberdesign basiert auf den Erfahrungen aus der Ether-2-Entwicklung. Eine wichtige Veränderung gegenüber dem Vorgängermodell des AEON 2 ist die Drehung der Treiber-Magneteinheit in der Hörermuschel um 180 Grad. Dadurch soll der Schall ungehinderter am Ohr eintreffen. Das Design fällt eher industriell und leicht futuristisch aus. Während das Flaggschiff Ether 2 den Status einer Designikone hat, ist der AEON 2 in seinem Auftreten weniger dezent. Mir gefällt die Mischung aus filigranem Bügel mit hochwertigem Lederband und massiven Ohrmuscheln, die mich an robustes Tonstudio-Equipment erinnert – zugegeben, an stark aufpoliertes Studioequipment mit Carbonbauteilen. Dass man trotz der Kunstlederpolster nicht so aussieht, als würde man – wie bei manch anderen Modellen – ein Ledersofa als verlängertes Wohnzimmer auf dem Kopf tragen, finde ich sehr angenehm und zeitgemäß.
Ein geschlossenes Prinzip und ein kleines Packmaß schreien geradezu danach, den AEON 2 unterwegs zu nutzen. Am HiBy R6, den ich mir kürzlich gekauft habe, geht das ausreichend laut, obwohl der HiBy am unsymmetrischen Kopfhörerausgang nur 120 Milliwatt bei 32 Ohm liefert. Bei der extrem niedrigen Impedanz des AEON 2 von 13 Ohm und einer Empfindlichkeit von 92 Dezibel bei einem Milliwatt nicht weiter verwunderlich. Für einen ersten Eindruck ist diese Kombination mehr als ausreichend. Der AEON 2 gefällt mir auf Anhieb. Er spielt direkt, ehrlich und transparent, einfach stimmig und vor allem unkompliziert. Letzteres ist ein ungewöhnliches Adjektiv für eine Klangbeschreibung, aber in diesem Fall sehr passend. Lassen Sie es mich folgendermaßen erklären: Geschmäcker und Kopfhörerabstimmungen sind gleichermaßen verschieden. Während dem einen Transparenz und Durchhörbarkeit wichtiger ist als ein markerschütterndes Bassfundament, kann der nächste Hörer ohne dieses überhaupt nicht leben. Mancher Kopfhörer bietet eine absolut neutrale Wiedergabe des Mittenbereichs, klingt dann unter Umständen jedoch für den ein oder anderen Hörer zu analytisch und emotionslos. Es ist nicht leicht, einen Kopfhörer zu finden, der vollumfänglich seinen persönlichen Vorlieben entspricht und oft geht man Kompromisse ein. Mitunter benötigt man eine längere Beschäftigungszeit mit einem Kopfhörer, bis man seine Qualitäten erkennt und zu schätzen weiß. Mit dem AEON 2 verhält es sich gänzlich anders. Er schafft es, einen derart breiten Mittelwert verschiedenster Fähigkeiten abzudecken, dass es eigentlich vollkommen egal ist, welche Abstimmung man normalerweise bevorzugt. Der Kopfhörer klingt einfach stimmig und entgegenkommend, eine Eingewöhnungszeit ist nicht von Nöten. Unkompliziert eben.
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