tests/20-06-02_boulder
 

Boulder 866

02.06.2020 // Dirk Sommer

Der kleine Trafo garantiert eine sehr geringe Leistungsaufnahme im Standby-Betrieb
Der kleine Trafo garantiert eine sehr geringe Leistungsaufnahme im Standby-Betrieb

Dann versuche ich es einfach mal mit einem teureren Wandler, dem Mytek Manhattan II. Auch bei diesem Vergleich macht das Boulder-Modul eine gute Figur: Es verwöhnt den Hörer mit einer noch platzgreifenderen Raumdarstellung. Gegen die ungeheure Spielfreude und das mächtige Tieftonfundament des Manhattan II kommt es allerdings nicht an. Da brauche ich mich gar nicht in Details verlieren: Das Streaming/Dac-Modul des 866 erreicht locker das Niveau deutlich teurerer D/A-Wandler, was aber nicht allein dem hervorragenden Boulder-DAC zu verdanken ist, sondern auch dem Weg, auf dem dieser die zu wandelnden Daten empfängt. Hier ist die Anlieferung per Ethernet der über USB klar überlegen. Boulders Entscheidung, dem 866 einen LAN-Anschluss statt des üblichen USB-B-Eingangs zu spendieren, ist in meinen Augen goldrichtig.

Über die intensive Beschäftigung mit dem optionalen Digital-Board möchte ich nicht versäumen, noch einmal die enorm hohe Qualität des Verstärkers in den Blickpunkt zu rücken: Nur weil der 866 so hoch auflöst, waren die Unterschiede zwischen den Datenlieferanten für den internen Wandler und auch die zwischen diesem und den externen DACs so klar auszumachen. Dass sich diese feine Durchzeichnung ungeheuer vorteilhaft mit einer Fülle an warmen Klangfarben verbindet, macht den Boulder für mich besonders attraktiv. Dazu kommt dessen spielerische Kraftentfaltung: Der 866 hat die nicht ganz so einfach zu treibende Göbel Epoque Aeon Fine bestens im Griff. Wie schnell und detailreich der Vollverstärker reagiert, fiel mir unweigerlich auf, als ich eigentlich nur zur Entspannung eine alte Scheibe aufgelegt hatte: Sol Do Meio Dia von Egberto Gismonti. Ich habe dann während des Schreibens noch einmal nachgehört und war von „Raga“ ebenso fasziniert wie beim abendlichen Musikgenuss. Die Sounds von Egberto Gismontis achtsaitiger Gitarre werden hier von der Percussion Nana Vasconcelos' und der Tabla Colin Walcotts umspielt. Die hart angerissenen Saiten und die heftig bearbeiteten Felle erzeugen ein Feuerwerk an Transienten, die trotz ihre ungeheuren Intensität nie rau oder nervig rüberkommen. Die Farbigkeit der Wiedergabe fasziniert bei diesem schnellen Stück ebenso wie bei Gismontis gefühlvollem „Coracão“. Man sollte sich viel mehr Zeit nehmen, lang vergessene ECM-Schätze wieder zu entdecken – besonders, wenn sie so gut klingen wie über den 866!

STATEMENT

Natürlich hat der 866 einen stolzen Preis. Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass es enorm schwer, wenn nicht unmöglich sein dürfte, für dieselbe Investition eine andere Verstärker/Streamer/DAC-Lösung zu finden, die auf ebenso hohem klanglichen Niveau agiert. Boulders 866 ist die absolute High-End-Version der momentan so angesagten All-In-One-Kombinationen. Unbedingt anhören, selbst wenn das Budget noch mehr hergeben würde!
Gehört mit
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Ortofon 309, Thales Simplicity II
Tonabnehmer Ortofon SPU Century, Lyra Olympos SL
NAS Melco N1Z H60/2, Melco N1A 60HA/2, WDMyCloud
Streaming Bridge Auralic G1
Up-Sampler Chord Electronics Hugo M-Scaler mit Poweradd
D/A-Wandler Chord Electronics DAVE, Mytek Brooklyn DAC+ und Manhattan II
LAN-Switch SOtM sNH-10G i mit Keces P8, Ansuz PowerSwitch D-TC Supreme
10-MHz-Clock SOtM sCLK-OCX10 mit Keces P8
Vorverstärker Audio Exklusiv R7, Einstein The Preamp
Endstufe Einstein The Poweramp
Lautsprecher Göbel Epoque Aeon Fine
Kabel Goebel High End Lacorde Statement, Audioquest Dragon HC, Tornado (HC) und NRG-Z3,, Swiss Cables, SOtM dBCL-BNC, Ansuz Digitalz D-TC Supreme und Mainz D2
Zubehör AHP Klangmodul IV G, Audioquest Niagara 5000 und 1000, Synergistic Research Active Ground Block SE, HMS-Wandsteckdosen, Blockaudio C-Lock Lite, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, SSC Big Magic Base, Finite Elemente Carbofibre°-HD, Harmonix Real Focus und Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs, Ansuz Darks D-TC Supreme adjustable
Herstellerangaben
Boulder 866 Vollverstärker
Dauerleistung 200W an 8Ω
400W an 4Ω
Spitzenleistung 250W an 8Ω
400W an 4Ω
700W an 2Ω
Analogeingänge 3 x symmetrish (XLR)
Optionale Digitaleingänge Ethernet, 4 x USB, Toslink, AES3
Outputs 6-mm-Kabelklemmen
Totale harmonische Verzerrungen 0,01%
Ersatzgeräuschpegel 2 μV (20kHz)
Eingangsimpedanz 100kΩ symmetrisch
Frequenzgang 20Hz bis 20kHz (+0.00dB, -0.04dB)
0,015Hz bis 150kHz (-3dB)
Maximale analoge Verstärkung 40,4dB
Lautstärkeregelbereich 100 dB
Lautstärkeschritte 1,0 dB (±0,01dB)
Netzspannung 100V, 120V, 240V, 50 bis 60Hz
Leistungsaufnahme 1000W max
Abmessungen (B/H/T) 44/19/38cm
Gewicht 24,5kg
Preis 15.900 Euro,
18.900 Euro incl. Streaming/DAC-Modul

Vertrieb
Highendscout
Anschrift Gottschalk & Pietersen GmbH
Gervinusstr. 21
10629 Berlin
Telefon +49 30 22015093
E-Mail info@highendscout.de


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