Bei dem nicht hundertprozentig ebenen Fliesenboden im Hörraum ist es von Vorteil, dass die Carbofibre° HD dank der justierbaren Füße und der eingebauten Libelle in kürzester Zeit perfekt auszurichten ist. Nachdem das getan ist, höre ich erst einmal Georg Breinschmids herrlich abwechslungsreiche und skurile Doppel-CD Breinländ: Der österreichische Bassist und seine wechselnden Mitspieler mischen ungeniert unter anderem kurze Moritaten, eine sehr eigene, 20-minütige Version der „Carmen Fantasie“ voller Zitate und Anspielungen und groben musikalischen und textlichen Unfug. Da passt es dann hundertprozentig, dass der letzte Song den Titel „Ein Anfang“ trägt. Das ist gewiss nicht jedermanns Sache und auch nicht übermäßig audiophil, aber für alle mit einer Affinität zu schrägem österreichischen Humor der Musiktipp des Monats.
Nachdem die Carbofibre° HD für den Vergleich vorbereitet ist, stelle ich The Poweramp wieder auf die Big Magic Base und beginne mit dem Keith Jarrett Trio und „God Bless The Child“: Wechselt die Endstufe auf die Carbofibre° HD, möchte man meinen, jemand habe den Lautstärkeregler ein, zwei Grad nach rechts gedreht. Gary Peacocks Bass kommt ein wenig knarziger, aber dabei mindestens ebenso füllig rüber. Die Becken schimmern eine Spur farbiger, und die Bass-Drum erscheint ein wenig größer und druckvoller. Oft ist ein voluminöserer Bass ja dafür verantwortlich, dass die Wiedergabe minimal verlangsamt wirkt und die Musiker scheinbar mit etwas weniger Enthusiasmus zur Sache gehen. Das ist ist hier glücklicherweise nicht der Fall: Bei der Carbofibre° HD stehen ein sehr solides Bassfundament und der ungeheuer packende Groove erfreulicherweise nicht in Konkurrenz zueinander. Dank seiner neuen Stellfläche schwingt sich der Einstein in beiden Disziplinen zu Höchstleistungen auf: Er fühlt sich auf der Carbofibre° HD hörbar noch ein bisschen wohler.
Bei Abdullah Ibrahims „Calypso Minor“ klingen wie erwartet die Bass-Drum und der treibende Kontrabass bei der SSC-Basis einen Hauch weniger solide und füllig. Die tonale Balance ändert sich ein dann ein wenig, wenn der Einstein wieder auf der Finite-Elemente-Basis steht. Hier fühle ich mich an den Tilt-Regler der alten Quad-Transistorvorstufen erinnert, mit dem subtile tonale Verschiebungen möglich waren. Aber der Flügel wirkt dank der SSC Base nicht nur eine Spur heller, sondern auch minimal luftiger. Da komme ich um Patrice Herals „Improvisation“ einfach nicht herum…
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