tests/19-12-02_trenner
 

Trenner & Friedl Sun

02.12.2019 // Finn Corvin Gallowsky

Das Terminal sitzt dem Seastreiber exakt gegenüber. Statt einer Bassreflexöffnung verfügt der Sun über vier kleinere
Das Terminal sitzt dem Seastreiber exakt gegenüber. Statt einer Bassreflexöffnung verfügt der Sun über vier kleinere

Ein weiteres Musikstück, das ich mit ihnen teilen möchte ist „Fjara“, der fantastisch atmosphärisch spielenden, isländischen Band Sólstafir vom Doppelalbum Svartir Sandar. Zugegeben, ein ungewöhnlicher Titel für einen Lautsprecher wie den kleinen Sun. Dennoch wollte ich die Grenzen ausloten, mit einem Stück, dessen E-Gitarren den Boden vibrieren lassen. Dabei war mir natürlich bewusst, dass ich es nicht mit einem 12-Zöller, wie er beispielweise in Suns großem Bruder Ra verbaut ist, zu tun habe. Einem erklärten „Lauthörer“ würde ich die Sun nicht unbedingt empfehlen. Zumindest nicht als Hauptlautsprecher. Als Zweitanlage im Arbeitszimmer, zum abendlichen Ausspannen bei moderaten Lautstärken hingegen ausdrücklich. An seiner überragenden plastischen Wiedergabefähigkeit ändert sich wie bereits erwähnt auch bei geringeren Lautstärken nichts. Das Ride-Becken, das Fjara durch weite Passagen trägt, kann ich mir dank seiner klaren Positionierung im Raum als im Ganzen schwingenden Körper vorstellen. Es ist nicht nur ein punktuelles Klangereignis, sondern eine Klangskulptur, die auf gespenstische Weise die Kälte Islands in meinen Hörraum fegt. Wie erwartet schaffen es die kleinen Sun nicht, Gitarren und Drums genauso druckvoll wiederzugeben wie meine Standlautsprecher, dafür jedoch umso klarer positioniert und mit umso mehr Mikrodetails. Die Stimme hebt sich viel deutlicher vom übrigen Geschehen ab, als meine Standlautsprecher es je schaffen würden, und die Tiefenstaffelung sucht nach wie vor ihresgleichen. Noch einmal zur Erinnerung, bei einem Lautsprecher mit einer nicht mehr als zwölf Zentimeter messenden Membran!

Auch die Innenverkabelung stammt von Cardas
Auch die Innenverkabelung stammt von Cardas

Für alle weiteren Stücke verändere ich die Aufstellung. Die beiden Sun nehmen den Platz auf meinem Schreibtisch ein, der sonst von den beiden aktiven Studiomonitoren Neumann KH 120 A besetzt ist. Um die jetzt unter Ohrhöhe stehenden Lautsprecher korrekt auszurichten, nutze ich zwei Schaumstoffpads, die eine Neigung des Lautsprechers nach hinten ermöglichen. Leider spielt das gleichmäßige Abstrahlverhalten der Sun nun nicht mehr zu ihren Gunsten. Die erwähnten Neumann Studiomonitore beispielsweise strahlen in der vertikalen Achse eher schmal ab, um möglichst wenige Reflexionen am Tisch, respektive am in diesem Fall nicht vorhandenen Mischpult, zu erzeugen. Diesen Vorteil können die Koaxiallautsprecher von Trenner & Friedl nicht für sich verbuchen. Dem Klanggenuss tut dies allerdings keinen Abbruch. Die beiden kleinen Koaxialen stehen von Mittelpunkt zu Mittelpunkt nur noch 90 Zentimeter auseinander und ich sitze im gleichseitigen Dreieck im idealen Sweetspot, auf den die Lautsprecher eingedreht sind. In Studiokreisen wird dieser Abhörbereich Nahfeld genannt, dessen enge Lautsprecherpositionierung den Vorteil hat, den Klang der Lautsprecher größtenteils von Einflüssen der Raumakustik zu isolieren. Außerdem genügt jetzt ein geringerer Pegel für eine identische „Lautstärke“ am Hörplatz. Für die kleinen Membranen der Sun ist dies durchaus von Vorteil, je leiser sie spielen dürfen, desto weniger Verzerrungen werden produziert. Auch sind die Lautsprecher weiter an die Wand gerückt und haben statt einem guten Meter nur noch einen Abstand von 30 Zentimetern, was ihrer Performance im Bassbereich zu Gute kommt. Die Basswiedergabe gerät etwas kraftvoller und runder, ohne allerdings aufgedickt oder künstlich zu klingen. In dieser Konfiguration gefallen sie mir noch besser als bei größerem Hörabstand, homogener, noch feinsinniger und intimer. Die virtuelle Bühne ist natürlich nicht so weit, wie bei einer Basisbreite von zwei Metern, aber nicht weniger tief. Interessanterweise entfaltet die Sun ihr größtes klangliches Potential in dieser Konfiguration oder in deutlich größerem Abstand. Positioniere ich sie auf Breiten zwischen diesen schmalen 90 Zentimetern und zwei Metern, fehlt ihnen in meinem Raum etwas an Geschmeidigkeit und Wohlklang. Es mag sich unglaubwürdig anhören, aber ich finde kein Genre, das mir auf den Sun nicht gefällt. Von Klassik, über Jazz, Funk, bis hin zu noch brachialeren Tönen als Sólstafir, jedem Musikstil werden die kleinen Zauberwürfel gerecht, bei konsequent hohem Detailgrad und Durchzeichnung. Was erneut für die außerordentliche Freiheit von Klangverfärbungen der Sun spricht. Das wunderschöne Sirren von Saiten akustischer Gitarren, die unaufgeregte aber dennoch bewegende Wiedergabe von Stimmen, nachvollziehbare, trockene Basslines, feinste Klangfarben von Orchestern, sind nur einige der Qualitäten dieses kleinen Ausnahmelautsprechers. Mit der Wahl verschiedener Endstufen, kann man den Sun leicht seiner persönlichen Präferenz anpassen. Dank meiner NAD-Endstufe beispielsweise wird ihm etwas mehr Wärme und Gewichtigkeit zuteil. Gemeinsam mit dem Mytek AMP kommt besonders bei fragilen, akustischen Musikstücken die Schönheit der Simplizität der Wiedergabe zum Tragen. Unaufgeregt, ausgewogen und mit viel Fingerspitzengefühl bereitet der Sun dem geneigten Hörer einen perfekt gewobenen Klangteppich. Dabei muss es nicht immer laut sein, denn in der Ruhe liegt die Kraft.

STATEMENT

Der Sun ist der kleinste großartige Lautsprecher, den ich kenne. Eine wahre Offenbarung für jeden Musikhörer auf der Suche nach Mikrodetails und einer echten Referenz für neutrale Mitten. Mit entsprechend hochwertigen Aufnahmen spielt dieser Lautsprecher gemessen an seiner Größe überragend. Während viele Lautsprechermodelle von den Prinzipien tiefer, lauter, größer beflügelt werden, steht für den Sun die Musik im Mittelpunk und sein gesamter Auftritt hat etwas ungemein Beruhigendes.
Gehört mit
Computer ThinkPad 470s, Intel i5-6300U @ 2,4GHz, 12GB DDR4-RAM @ 2400MHz, Windows 10 (Roon, foobar2000)
Router TP-Link Archer C7 AC1750, Sagemcom FAST5460
Server Melco N1 AH 60/2
Reclocker Mutec MC-3+ USB
DAC Mytek Brooklyn DAC+
Endstufe NAD C 275BEE, Mytek Brooklyn AMP
Lautsprecher Magnat Quantum 807, Neumann KH 120 A
DAP FiiO X7 Mark II mit AM3A (FiiO Music App, Onkyo HF Player, BubbleUPnP)
Smartphone Motorola X 4th Gen, 32GB, 3 GB RAM, Android 9 (Onkyo HF Player)
In-Ears & Zubehör Vision Ears VE6 X2, Etymotic ER4SR, Shure SE-535-V, ifi IE-Match
Kabel Sommer, Vovox, Cordial, Intona, Furutech
Herstellerangaben
Trenner & Friedl Sun
Tieftöner 1 x 4,7 Zoll Aluminiummembran
Hochtöner 1 x 1 Zoll Seidenkalotte
Frequenzgang 55 Hz (f-6 dB) bis 25 kHz (f-3 dB)
Empfindlichkeit 82 dB (2.83V/1m)
Impedanz 4 Ohm
Abmessungen (H/B/T) 210/160/140 mm
Gewicht 3,2 kg
Paarpreis 2.550 Euro
Herstellerangaben
Trenner & Friedl The Blue Danube
Preis für 1,5 Meter 860 Euro
Preis für 2 Meter 1.040 Euro
Preis für 3 Meter 1.400 Euro

Vertrieb
RB-Audiovertrieb
Anschrift RB-Audiovertrieb
Reichenauer Straße 15
A-6020 Innsbruck
Telefon +43 676 5906026
Fax +43 512 302878
E-Mail info@audiovertrieb.com 
Web www.audiovertrieb.com

Hersteller
Trenner & Friedl GmbH
Anschrift Trenner & Friedl GmbH
Anton-Afritsch-Weg 4
8052 Thal
Österreich
Telefon +43 664 4424105
E-Mail office@trenner-friedl.com
Web www.trenner-friedl.com


  • Silversmith Audio Fidelium

    Im kommenden Januar wird Silversmith Audio 25 Jahre alt. Wer ist dieser bei uns recht unbekannte amerikanische Hersteller und was fertigt man dort? Es handelt sich um Lautsprecherkabel ganz besonderer Art, nämlich sehr flach und sehr breit. Bei Flachkabeln denke ich bislang zuerst an die hochwertigen Produkte von Nordost, ebenfalls aus den USA kommend. Die konstruktiven Unterschiede zu den Kabeln von Silversmith Audio sind jedoch fundamental, denn diese bestehen aus einem einzigen Leiter pro Kabel…
    15.11.2024
  • Ferrum WANDLA HP / GoldenSound Edition

    Während der Messe in Warschau stellte Ferrum seinen WANDLA – nomen est omen – in einer Version mit integriertem Kopfhörerverstärker vor. Ein Exemplar konnte ich nach der Show gleich mitnehmen. Eine Chance, die ich mir natürlich nicht entgehen ließ, vor allem, da mir der Kollege Finn Corvin Gallowsky beim Test des reinen Wandlers zuvorgekommen war. Bisher haben wir Ihnen teils allein, teils in Kooperation miteinander fast alle Ferrum-Komponenten vorgestellt: Es begann mit dem Hybridnetzteil HYPSOS,…
    12.11.2024
  • MSB Technology Cascade DAC

    Around four years ago, I reviewes the great Reference DAC, which could be equipped with various input and output modules. Shortly afterwards, MSB added the Digital Director to its converters, a concept that Jonathan and Daniel Gullman explained to Roland Dietl. The culmination of the various new approaches is now the Cascade DAC. For example while the modules for the digital inputs of the Reference DAC, which can be used to configure the converter according…
    08.11.2024
  • Western Electric 91E

    Unter Röhrenfreaks gibt es wohl kaum eine bekanntere Marke als Western Electric. Die Erfinder der Triode 300B, der wohl berühmtesten Audioröhre, haben mit dem 91E eine moderne Inkarnation des Urahns 91A, dem 1936 entwickelten Verstärker für Kinosysteme, kreiert. Selten stellte sich bei mir so viel Vorfreude auf einen Test ein! So schwer es mir auch fällt: Ich muss mich zwingen, zunächst die langweiligen Formalitäten abzuhandeln. Es gibt zu diesem Gerät doch so Einiges zu erzählen,…
    05.11.2024
  • AIM UA3

    Bei Hifistatement bin ich nicht gerade bekannt dafür, dass ich mich für Tests von Kabeln besonders aufdränge. Beim Top USB-Kabel UA3 des japanischen Herstellers AIM war das diesmal anders. Diese Kabel wollte ich unbedingt ausprobieren. Der Grund ist ganz einfach. Vor einiger Zeit habe ich mich an dieser Stelle mit den LAN-Kabeln von AIM beschäftigt, die mich mit ihrem konstruktiven Aufbau und natürlich mit ihren klanglichen Qualitäten sehr überzeugt haben. Bei meinen damaligen Recherchen zum…
    25.10.2024
  • Phonar Veritas p4.2 Next

    Als vor sieben Monaten die Phonar Veritas p9.2 SE bei mir zum Test standen, war ich von ihren musikalischen Qualitäten so angetan, dass sie mich zum Kauf veranlassten. Nun steht im selben Hörraum ein Paar Phonar Veritas P4.2 Next für 2000 Euro und lässt mich staunen. Ähnlichkeiten und Unterschiede beim Vergleich sind bemerkenswert. Regelmäßige Leser von Hifistatement wissen längst, dass heutzutage schon für relativ kleines Geld sehr gut klingende Lautsprecher zu bekommen sind. Oft handelt…
    22.10.2024

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.