Was muss denn unser Wunsch-In-Ear alles können? Also, geschmeidige, transparente und dreidimensionale Mitten und Höhen mit einer riesigen Bühne, präzises Abbildungsvermögen, frische Dynamik und dazu ein tiefer, kontrollierter und farbiger Bass. Und das alles für kleines Geld. Das wars eigentlich schon. Ok, den gibt es nicht.
Aber ich hätte hier etwas von der taiwanesischen Firma oBravo für Sie. Sozusagen die Einstiegsdroge. Ob diese nun unter das Betäubungsmittel-Gesetz fallen würde, wollen wir in diesem Bericht ermitteln. oBravo war bisher mehr im High-End Sektor tätig und ist durch die Kopfhörermodelle mit dem eigens entwickelten und patentierten Air Motion Treiber bekannt geworden. Durch die dabei gesammelten Erfahrungen ist es mittlerweile möglich geworden, den Treiber mit der ziehharmonikaförmigen Membran soweit zu verkleinern, dass er auch in einen In-Ear passt. Allerdings sind alle Modelle mit diesem Treiber sehr kostspielig, so dass man sich entschlossen hatte, auch ein Einsteigermodell zu entwickeln, das aber ohne AMT auskommen muss. Wer nun die Preispolitik von oBravo bei den AMT-Modellen kennt, wird sich beim Anblick des Preisschildes vom Cupid verwundert die Augen reiben. Da fehlt doch eine Null! Nö, da fehlt keine!
Über lange Zeit wurden in den In-Ears ja Balanced-Armature-Treiber verbaut, mit denen man in der Hörgeräteindustrie viel Erfahrung gesammelt hatte. Mittlerweile trauen sich die Hersteller aber auch, andere Technologien zu verwenden. Bei dem hier vorgestellten Modell Cupid handelt es sich um ein Hybridsystem, ausgerüstet mit einem sechs Millimeter großen dynamischen Basstreiber, sowie einem Planar-Magnetischen-Treiber von acht Millimetern für Mitten und Höhen. Dieser patentierte Treiber der zweiten Generation ist eine Spezialität der Firma, der auch in anderer Ausführung in den größeren Modellen verwendet wird. Es handelt sich um einen Magnetostaten mit einer dünnen, filmartigen Membran, die auf Grund des geringen Gewichtes natürlich sehr schnell auf Impulse reagieren kann. Die Bassmembran wird von einem Neodymmagneten angetrieben.
Wer sich nun angesichts des Sechs-Millimeter-Basstreibers vergnügt auf die Schenkel klopft, sollte sich vor Augen halten, dass das Trommelfell selbst nur einen Durchmesser von etwa neun Millimetern hat und der Treiber relativ nah davor sitzt. Da kann schon Druck erzeugt werden! Wie bei Standlautsprechern ja auch ist der Aufbau eines Hybridsystems nicht so ganz einfach, schließlich möchte man mit den unterschiedlichen Systemen einen homogenen Klang schaffen. Ich denke da an den ESS AMT 1, bei dem der 30-Zentimeter-Basstreiber einfach nicht mit dem rasend schnellen AMT mitgekommen ist. Aber das ist Historie, wenden wir uns lieber dem Cupid zu.
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