Die beste Nachricht allerdings ist, dass das bald erscheinende neue Album Pitfalls auch in 24 Bit bei einer Abtastrate von 44,1 Kilohertz erscheinen wird. Die bereits veröffentlichte Single „Alleviate“ dient mir deshalb als erster Testtrack. Nach stark progressiven und durchaus schwermetallischen Erstlingswerken klingt dieser Song schon fast nach radiotauglichem Pop. Aber eben auch nur fast. Für einen Hörtest ist er bestens geeignet. Tiefste Synth-Bass-Sounds, ein sehr natürlich aufgenommenes Schlagzeug, E-Gitarre, Streicher, Einars faszinierende Stimme und ein dynamischer Songaufbau warten auf den geneigten Hörer. Erste allgemeine Feststellung: Der Ether 2 spielt ausgewogen und direkt. Die Stereobreite ist sehr gut dosiert und wirkt eher kompakt, obwohl sie bei weitem nicht schmal ist. Das gesamte Klangbild ist weniger warm als ich erwartet habe, weist dennoch eine angenehme Färbung in diese Richtung auf, sehr geschmackvoll und zurückhaltend. Die Bässe sind artikuliert, knackig und rund mit einem glaubhaften Maß an Körperhaftigkeit. Die Höhen sind genauso präsent wie sie sein müssen, nicht zu hart und schneidend, aber dennoch jederzeit allgegenwärtig und eigenständig. Das habe ich bei deutlich teureren Modellen anderer Hersteller schon ganz anders erlebt, unangenehme Überhöhungen suche ich hier vergebens. Die Amerikaner machen also alles richtig, auch für den europäischen Markt. In den Mitten wird es interessant. Tatsächlich sind sie weitestgehend neutral, mit einer minimalen Betonung im unteren Bereich und im oberen Präsenzbereich, respektive leicht darüber. Dadurch erklärt sich der tendenziell direktere Klang des Ether 2. Stimmen erhalten eine angenehme, nicht übertriebene Fülle, bei klar differenziertem Obertonbereich. Allerdings wird diese Auslegung nicht übertrieben und der Ether 2 kann für lange Zeit ermüdungsfrei gehört werden. Die Instrumente werden sauber voneinander separiert und ihre Tiefenstaffelung macht richtig viel Spaß. Allgemein spielt der Ether 2 mehrdimensional, mit einem sehr hohen Grad an Plastizität. Gleichzeitig begeistert die pure Kraft und Nachdrücklichkeit, mit der die Klänge reproduziert werden. Beispielsweise die Wucht der Stand-Toms im mittleren Teil des Songs. Trotzdem geht kein Detail verloren. Bass Drum und Synthsamples sind klar voneinander unterscheidbar, während der Ether 2 dem Synth bis in den absoluten Frequenzkeller folgt, ohne Durchzeichnung zu verlieren. Sehr beachtlich! Ohne Frage eine der besten Performances, die ich in diesem Bereich bisher gehört habe. Kleinste Nuancierungen und die verschiedenen, im Stück verwendeten, Registrierungen sind in Einars Stimme hörbar, leider auch, dass der Recording-Engineer teilweise zu wenig auf die Betonung von Plosiven an Wortendungen geachtet hat. Die gleichzeitige Anwesenheit von Grob- und Feindynamik und ihre Verschränkung ineinander ist definitiv eine Besonderheit und macht einen Großteil des charakteristischen Klangs des Ether 2 aus. Er spielt weder aufdringlich, noch zurückhaltend, aber dennoch beides zugleich. Klingt paradox, entspricht jedoch am ehesten dem, was ich höre.
Immer wieder fühle ich mich dazu gezwungen, auf andere Kopfhörer, In-Ears oder gar Lautsprecher zu wechseln, um die Ohren zu entspannen und wieder neu zu kalibrieren. Dabei stelle ich fest, dass der Ether 2 durchaus persönlichen klanglichen Charakter mit sich bringt. Das Verrückte aber ist, dass ich nach einiger Zeit am liebsten eigentlich gar nicht mehr Gegenhören möchte. Ich akzeptiere, dass der amerikanische Magnetostat sich einfach von der Masse abhebt und erfrischend anders klingt. Es ist mir egal, ob es der musikalischen Wahrheit jetzt mehr oder weniger entspricht, als beispielsweise meine ultraneutralen Etymotic ER-4SE. Dem Ether 2 zu lauschen, ist einfach eine Freude und ich vergesse unweigerlich alles andere um mich herum. Interessanterweise erzählt mir Carsten Hicking, vom deutschen Vertrieb audioNEXT, dass es Dan Clark, dem Gründer von MrSpeakers, gewissermaßen ähnlich geht. Bei der Entwicklung von Kopfhörern hat er ein ganz persönliches klangliches Ziel vor Augen, das er verfolgt, ungeachtet dessen, welche Kopfhörerabstimmung gerade angesagt oder marktführend ist. Im umgekehrten Sinne erklärt sich für mich, weshalb der Ether 2 so eine große, fast mysteriöse, Faszination auf mich ausübt, er ist eben kein Trittbrettfahrer, sondern ein eigenständiges Meisterstück mit starkem Ausdruck.
Nach der allgemeinen Klangbeschreibung mache ich mich jetzt daran, die drei verschiedenen Ohrpolster zu vergleichen. Dabei tausche ich gefühlt mindestens hundert Mal hin- und her. Auch das einhunderterste Mal macht die spezielle Klebebeschichtung der Ohrpolster anstandslos und rückstandsfrei mit, ein wirklich gut entwickeltes und hilfreiches Klebematerial. Vom mitgelieferten Ohrpolster tausche ich auf das Pad mit perforierter Innenseite, welches sich nebenbei bemerkt auf meinem Kopf am angenehmsten trägt, es scheint minimal nachgiebiger und somit am anschmiegsamsten. Beim ohnehin hervorragenden Tragekomfort macht das allerdings auch keinen allzu großen Unterschied mehr und die klanglichere Veränderung ist doch deutlich spannender. Die Mitten geraten weniger präsent und Stimmen dadurch fülliger. Gleiches gilt für den Bassbereich, auch er wird voller, jedoch weniger präzise. Die Höhen klingen seltsam kraftlos. Zusammenfassend führt das in meinen Ohren zu einer stärkeren Verschmelzung der Instrumente und etwas weniger Räumlichkeit. Der Gesamtklang wird kompakter, Hallräume treten stärker in den Hintergrund. Meinem persönlichen Geschmack sagt das zuletzt getestete Velourspolster am meisten zu. Der Mittenbereich klingt dem des Standardpolsters ähnlicher als dem des perforierten Polsters. Jedoch mit etwas weniger Fülle im unteren Bereich, dafür jedoch erhöhter Präsenz. Gesangliche Feinheiten sind noch leichter herauszuhören, und die Stimme klingt am intimsten. Entgegen der Erwartung bewegen sich Höhen und Bässe sehr nah an der Klangsignatur des Standardpolsters. Letztere verfügen über weniger Attack und etwas mehr Rundheit. Schlussendlich verleiht das Velourpolster dem musikalischen Geschehen deutlich mehr Leichtigkeit und Freiheit.
Klassischerweise beginne ich meine Tests mit Rock/Metal, da mir diese Genres am meisten am Herzen liegen. Wer einige meiner Tests gelesen hat, weiß auch bereits welche, klangliche Abstimmung ich hierfür bevorzuge. Zugegeben, der Ether 2 trifft diese nicht vollumfassend, bereitet mir deshalb allerdings nicht weniger Hörfreude. Er ist einer der wenigen Magnetostaten, der meinem Klangideal am nächsten kommt. Im Umkehrschluss bedeutet es, dass er in anderen Genres seine Mitbewerber – und einige meiner klanglichen Favoriten – spielerisch abhängt. Wird es nämlich akustischer, sei es in Richtung Jazz oder orchestrale Musik, ist der Ether 2 voll in seinem Element. Für Dhafer Youssefs „Fly Shadow Fly“ vom Album Diwan of beauty and odd (24/96) kann ich mir beispielsweise kaum einen anderen Kopfhörer vorstellen. Das Stück nimmt sich viel Zeit mit seinem Aufbau, bevor das Ensemble einsteigt. Mit welcher hemmungslosen Kraft sich die Oud im ersten Teil vom flächig und schwebend gespielten Klavier abhebt, ist schwer beeindruckend. Dhafers Gesang wird herzzerreißend emotional reproduzier,t und wenn dann endlich auch Kontrabass und Percussion einsetzen, bin ich vollends in das musikalische Geschehen abgetaucht. An dieser Stelle kommen dem Ether 2 auch das eher kompakte Stereopanorama und seine Fähigkeit zur ausgeprägten Tiefenstaffelung zugute, es verleiht der Jazzformation ein hohes Maß an Authentizität und Nähe zum Hörer. Jedes Instrument scheint von einer anderen Fähigkeit des Ether 2 zu profitieren. Ihre verschiedensten Eigenheiten entfalten sich vollkommen unabhängig voneinander. Schon fast habe ich das Gefühl, als würde ich mehreren, verschieden abgestimmten Kopfhörern gleichzeitig zuhören. Ein etwas ungewohntes, aber dennoch nicht unangenehmes Gefühl. Auch für dieses Stück gefallen mir die Velourspolster am besten. Mit ihnen lebt die Musik ein bisschen mehr als mit den anderen beiden Polstern. Die perforierten Polster sagen mir nach wie vor am wenigsten zu.