Der Hochtonbereich wird von einem anderen Premium-System aus gleichem Hause vielleicht eine Spur luftiger wiedergegeben, allerdings ist dieser Bereich beim Erlkönig in die restlichen Frequenzbereiche völlig integriert, das System spielt wie aus einem Guss. Dabei bleibt die Wiedergabe klar mit hoher Auflösung, ohne dass die Musik analytisch-hart wird. Eine andere Frage stellt sich: Wie steht es mit der räumlichen Wiedergabe? Viele Audiophile wollen einen Eindruck von der Musik haben, der sie an einen Konzertsaal erinnert, was mit großen Standlautsprechern mehr oder weniger gut funktioniert. Meistens eher weniger. Musiker dagegen bevorzugen oft eine Darstellung, bei der sie mittendrin sind. Wie auf der Bühne. Letzteres funktioniert mit den In-Ears natürlich viel besser, trotzdem versuchen die Hersteller, beiden Fraktionen gerecht zu werden. Mit dem Erlkönig spielt die Musik nun nicht mehr im Hinterkopf, wie früher bei den alten Kopfhörern zu hören, sondern vor der Nase. Auch geht das Ganze mehr in die Breite als in die Tiefe. Das ist eine grundsätzliche Eigenschaft der In-Ears, bei denen die Funktion des äußeren Ohrs zur räumlichen Orientierung wegfällt. Die Darstellung ist einfach anders, aber nicht weniger faszinierend. Musik intravenös, sozusagen.
Ich kann auf Aufnahmen meiner eigenen Band zurückgreifen, die ich auch immer zum Check hernehme, weil ich da genau weiß, wie das klingen muss und wie die Mitmusiker um mich herum positioniert waren. Und da muss ich sagen, dem kommt der Erlkönig schon verdammt nahe. Auch die Bass-Wiedergabe der 15“+4x10“-Bassbox im Proberaum stellt ihn vor keine größeren Probleme. Die veränderte Tonalität bei unterschiedlicher Anschlagstechnik auf meinem E-Bass wird sehr genau abgebildet. Wenn der In-Ear richtig sitzt, ist die Basswiedergabe sensationell! Die vier Basstreiber können ein ordentliches Pfund abliefern. Dazu kommt noch, dass durch den Kontakt des In-Ear mit dem Gehörgang die Frequenzen auch auf die Schädelknochen übertragen werden. Das klingt dann so, als würde ich sehr nah bei meinem Schlagzeuger stehen, man spürt die Bassdrum förmlich. Das ist ein ganz anderes Erlebnis, als wenn ein Lautsprecher in fünf Meter Entfernung spielt.
Der Erlkönig, dynamisch bereits mit hohem Koffeingehalt versehen, bekommt mit dem Hugo 2 noch einmal einen zusätzlichen Kick. Die mit dieser Kombi gebotene Dynamik würde ich als sensationell bezeichnen. Dazu kommt eine enorm plastische Wiedergabe der Instrumente, man kann sie förmlich anfassen. Die Musik wird nicht nur reproduziert, sie wird zum Leben erweckt. Das habe ich bisher noch bei keinem anderen Ohrhörer so erlebt und auch nicht bei allen großen Musikanlagen. Hervorragend schlägt sich in dieser Hinsicht auch der Cayin N8 DAP, die Wiedergabe ist etwas wärmer, aber mit ähnlicher Dynamik versehen.
© 2024 | HIFISTATEMENT | netmagazine | Alle Rechte vorbehalten | Impressum | Datenschutz
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.