Das vorliegende Schmuckstück stammt nun nicht aus dem Hause Tiffany, sondern ist eines der beiden Topmodelle aus der Premium Serie von Vision Ears. Nachdem die Hersteller in Asien alle am Aufrüsten ihrer Modelle sind, kann der Tophersteller aus Deutschland natürlich nicht hinterherhinken: Nicht kleckern klotzen! So oder ähnlich dachten sich die Jungs wohl bei der Entwicklung des Erlkönigs. Es handelt sich hierbei um einen Ohrhörer, der mit sage und schreibe 13 Treibern ausgestattet ist. Pro Seite versteht sich. Ungewöhnlich ist auch die Möglichkeit, mit Hilfe eines Vier-Wege-Schalters unter der Kopfplatte die Frequenzweichen-Charakteristik den persönlichen Vorlieben oder den tonalen Eigenheiten des Digitalen Audio Players anzupassen.
Das Demo-Modell ist erwartungsgemäß hervorragend verarbeitet und sitzt nach einigem Probieren wie angegossen, obwohl es sich hierbei um keine Custom-Version handelt. Sämtliche Geräte werden in Köln handgefertigt, mit viel Liebe zum Detail. Das Gehäuse besteht aus 825-er Silber, wohl in Hinblick auf die Vorlieben des asiatischen Marktes. Dadurch sind die Hörer auch etwas schwerer als sonst üblich. Für das Anschlusskabel wird OCC-Silber verwendet. Hierbei handelt es sich um ein spezielles Gießverfahren, von dem Japaner Ohno entwickelt. Das Kabel wird nach Vorgaben von Vision Ears vom Kabelspezialisten Effect Audio hergestellt. Der Erlkönig ist mit 13 Balanced-Armature-Treibern ausgestattet, wobei es sich hier natürlich nicht um ein 13-Wege System handelt. Es werden jeweils vier Systeme für Bass, Mitten und Höhen eingesetzt, zusätzlich wird noch ein einzelner Superhochtöner eingebaut. Das Hochtonpaket wird unterschiedlich angesteuert, so dass sich letztlich ein Fünf-Wegesystem ergibt.
Die im Hifi-Bereich normalerweise unbekannten Balanced Armature Treiber benutzen das Musiksignal, um den beweglichen Teil eines U-förmigen Ankers (Armature), der in einem Magnetfeld gehalten wird, zum Schwingen zu bringen. Über eine Mechanik werden diese Schwingungen auf die eigentliche Membran übertragen. Schlussendlich stellt diese Konstruktion eine Art Druckkammertreiber dar. BA-Treiber gehen auf eine Konstruktion aus den 20-er Jahren zurück. Wegen der geringen Ausgangsleistung der Kristall-Radios waren die Kopfhörer mit den hochempfindlichen BA-Treibern ausgestattet. Die heutigen Konstruktionen unterscheiden sich natürlich von denen damals, aber die hohe Empfindlichkeit ist geblieben. Deshalb werden diese Treiber heutzutage hauptsächlich in Hörgeräten eingesetzt. Somit wären wir vom Thema audiophile Hörgeräte gar nicht so weit entfernt. Die beiden weltweit größten Hersteller von BA-Treibern sind Sonion und Knowles. Sie decken fast den gesamten Markt ab und bieten eine Unzahl von Treibern an. Wie bei Standlautsprechern auch, kommt es nun nicht nur auf die geeignete Auswahl der Treiber an, sondern natürlich auch auf die Abstimmung und die Auslegung der Frequenzweiche. Darin besteht die Kunst.
Bevor man sich nun mit Hurra in das Ohrhörer-Abenteuer stürzt, sollte man eines noch beachten: die Ausgangsimpedanz des Verstärkers. Diese sollte möglichst niedrig sein. In-Ears mit BA-Treibern reagieren teilweise empfindlich auf eine höhere Ausgangsimpedanz und verändern die Klangcharakteristik. Dummerweise lässt sich nicht vorhersagen, in welchem Bereich der Frequenzgang verändert wird, das ist von Gerät zu Gerät unterschiedlich. Auch reagieren die einzelnen Hörer unterschiedlich, manche stärker, manche weniger stark. Diesbezüglich sehr anspruchsvoll ist beispielsweise der Campfire Andromeda, trotzdem natürlich ein sehr guter In-Ear. Und noch etwas sollte man beachten, der exakte Sitz im Ohrkanal ist entscheidend für das Endergebnis. Hier sollte man die beiliegenden unterschiedlich großen Ohrpassstücke probieren, bis man die geeignete Größe gefunden hat. Auch andere Fabrikate und Materialien können den Klang verändern. Ich hatte unterschiedliche Hersteller getestet, am besten haben mir allerdings die beigelegten Spinfits gefallen.
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