Dadurch, dass Keces nun auch die drei höheren Werte anbietet, von denen ich zumindest die beiden ersten beim Ephono schmerzlich vermisst habe, gibt es bei der Auswahl der Tonabnehmer keine Einschränkungen mehr. Laut der Faustformel zur Bestimmung der Abschlussimpedanz – Innenwiderstand des Abtasters mal zehn bis zwanzig – waren beim Ephono ja Tonabnehmer mit einer Impedanz von über 20 Ohm so gut wie ausgeschlossen. Zudem hatte der Test gezeigt, dass der Ephono umso räumlicher spielt, je mehr man sich dem oberen Faktor nähert. Sowohl für die MM- als auch für die MC-Eingänge lässt sich per Kippschalter auf der Frontplatte die Verstärkung um jeweils sechs Dezibel erhöhen, so dass maximal 46 respektive 66 Dezibel erreicht werden. Ein Subsonic-Filter kann über einen dritten Schalter aktiviert werden. Der vierte Kippschalter lässt einem die Wahl zwischen der Entzerrung nach der RIAA- oder IEC-Schneidekennlinie. Die maximale Abweichung von der eingestellten Kurve gibt Keces mit 0,2 Dezibel an. Vergoldete Cinch-Buchsen und ebensolche Kontakte bei den XLR-Ausgängen darf man in dieser Preisklasse ebenso erwarten wie „Widerstände und Kondensatoren in audiophiler Qualität“, deren Verwendung Keces in der Produktinformation erwähnt.
Die guten Erfahrungen mit dem Ephono haben mich wohl etwas vermessen werden lassen: Die 700-Euro-Phonostufe aus der Kette im Wohnzimmer durfte in den Hörraum umziehen, damit ich mit der noch höher auflösenden Anlage die Unterschiede zwischen den beiden Keces leichter beurteilen kann. Los ging's mit dem Ephono. Im Vergleich zu Einsteins The Turntable's Choice – der dank der vollsymmetrischen Auslegung fast so rausch- und brummfrei ist, wie ein Line-Eingang ohne vorgeschaltete Phonostufe – fällt auf, dass der so enorm günstige Keces bei angehobenem Tonarm – und den von mir präferierten gehobenen Pegeln – ein ganz leichtes Rauschen vernehmen lässt. Das wird durch das Laufgeräusch der Nadel in der Rille natürlich völlig überdeckt und ist sofort vergessen, wenn die ersten Takte erklingen: Da geht es nicht um die letzten Zentimeter Bühnengröße oder ein wenig mehr Luft um die Instrumente. Die Musik macht bei der Entzerrung durch den Ephono einfach Spaß und weckt Emotionen. Natürlich kann man in einer Kette, in der die meisten Netzkabel kostspieliger sind als der ganze Ephono, feststellen, wo die Phonostufe an ihre Grenzen kommt. Die Einstein bezaubert beispielsweise mit mehr Raum, Klangfarben und Details, aber der „kleine“ Keces konzentriert sich auf das Wesentliche: Er macht jede Art von Musik einfach zum Genuss – und ohrenfällig nichts falsch. Da wird kein Frequenzbereich über Gebühr hervorgehoben, da wird nichts komprimiert – ohne Vergleich mit deutlich teureren Phonostufen vermisst man erst einmal nichts.
Die Zufriedenheit hält so lange an, bis die Phono-Stufe aus Keces' Superior Series ins Spiel kommt. Die Sphono spielt noch einmal ein Stückchen dynamischer und offener, bildet ein wenig größer ab und suggeriert eine deutlich breitere und tiefere Bühne. Ja, die neue, „große“ Phonostufe ist nicht nur in den genannten Einzelkriterien überlegen, mit ihr spricht einen die Musik einfach noch direkter and. Und das gilt sowohl für LSCs und ECM-Scheiben als auch für Einsteins The Pickup im SME V und Transrotors Tamino in The Tonarm. Dabei habe ich das Tamino mit 56 Ohm und The Pickup, für den 130 bis 300 Ohm empfohlen werden, mit 220 Ohm abgeschlossen. Nun versuche ich es noch einmal mit der Parallelschaltung von 470 und 1200 Ohm, woraus knapp 338 Ohm resultieren. Damit gelingt The Pickup die Wiedergabe des ersten Satzes des „Concierto Andaluz“, Reissue der Philips 9500 563, noch eine Spur interessanter: Die imaginäre Bühne wirkt ein Stückchen größer, das Spiel der vier Gitarristen und des Orchesters bietet mehr rhythmische Finesse, und die Instrumentengruppen umgibt mehr Luft. Wie schon beim Ephono ist auch bei der Phonostufe der S-Klasse im Zweifelsfall die höhere Abschlussimpedanz die bessere Wahl. Schön, dass man beim Sphono die freie Wahl hat.
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