Nachdem die letzten Lebenszeichen in den frühen Zweitausendern von sich gegeben wurden, haben Demons & Wizards endlich wieder Konzerte angekündigt, sogar die ersten schon gespielt. Für die deutsche Metalgemeinde ist das eine kleine Sensation. Für mich auch. Eine Verwechslung mit Uriah Heeps gleichnamigen Album liegt nahe, es geht hier allerdings um ein musikalisches Projekt des Sängers Hansi Kürsch (Blind Guardian) und Iced Earths Gitarrist Jon Schaffer. Pünktlich zu dieser Nachricht wurden ihre beiden Alben remastered in 96 Kilohertz und 24 Bit veröffentlicht. Verständlich, dass diese in den letzten Tagen vor der Veröffentlichung dieses Testberichts bei mir hoch und runter liefen. Weshalb ich meinen Hörbericht mit dem Song „Path of Glory“ von der ersten, im Jahre 2000, erschienen Platte Demons & Wizards beginnen möchte ist schnell erklärt: Von einem klassischen Elektrostaten erwarte ich mir größte Neutralität bei gleichmäßigem Frequenzverlauf. Meiner Erfahrung nach ist das bei Musik mit viel E-Gitarreneinsatz eine wahre Erleuchtung. Und meine Erfahrung trügt nicht. Ab der ersten Sekunde bin ich Fan des Jade II. Der Song startet mit akustischen Gitarren und ersten Textzeilen Hansis, bis dann Jons Gitarrenwände hämmernd das Stereopanorama aufzureißen scheinen. Auf ein sehr angenehmes Maß, denn die hart nach links und rechts gepannten Gitarren bleiben noch recht nah am Kopf und lassen das gesamte Stereoereignis so sehr kohärent erscheinen. Es gibt durchaus andere Kopfhörer, bei denen das Stereopanorama noch weiter wirkt, das macht die Sache allerdings nicht immer besser. Der Jade II findet hier genau das richtige Maß zwischen zu schmal und unnatürlich weit – perfekt. Stimmen lokalisiere ich dabei ein gutes Stück vor meinem Kopf, jedoch immer noch passend in das musikalische Gesamtgeschehen eingebettet, was ich als sehr angenehm empfinde. Die Instrumente sind ebenso klar platziert, in einem großzügigen Bogen um meine Stirn und nicht nur platt auf horizontaler Achse in meinem Kopf. Der Klangcharakter hält genau die Waage zwischen präsent und diffus mit einer gut dosierten Prise Lebendigkeit.
Dabei kann ich tatsächlich keine Verfärbungen in einem Frequenzbereich feststellen, es herrscht allumfängliche Gleichberechtigung. Die Bass Drum klingt extrem trocken, der E-Bass so knackig, wie es das Remaster zulässt, denn er ging schon auf der Orignalveröffentlichung gerne mal verloren, die Stimme vertraut und die Becken sehr akzentuiert. Hier macht sich das geringe Gewicht der Membran bemerkbar, denn wie schnell sie Beckenimpulsen folgt ist wirklich mehr als beachtlich. Das Schöne dabei ist, dass die Höhen nie schneidend wirken, sondern immer angenehm bleiben. Sie scheinen zwar durchaus prägnant aus dem Mix heraus, jedoch auf absolut natürliche und höchst willkommene Weise. Die Auflösung der E-Gitarren ist himmlisch, oder sollte ich eher sagen teuflisch, gut. Jede noch so kleine Nuance im Zerrspektrum des Gitarrenverstärkers ist hörbar. Bauartbedingt wird man zwar nicht von Basswellen wie in der ersten Reihe eines Rockkonzerts, bei dem mehrere Kilowatt in riesige Basstreiber gepumpt werden, überrollt, aber das ist ehrlich gesagt genau das Gegenteil, von dem was ich mir wünsche. Ich höre mich mit dem Jade II kreuz und quer durch den definitiv nicht massentauglichen Teil meiner Musiksammlung und je komplizierter und technisch versierter die Stücke werden, desto mehr weiß ich die Fähigkeiten des Hifiman zu schätzen. Jedes Detail ist einfach da. Nichts wird von anderen Frequenzbereichen maskiert oder verdrängt. Komplizierteste Gitarrenläufe und ausgefeilste Drumgrooves kann ich mit Leichtigkeit entschlüsseln. Und auch laut darf es gerne sein, für den Jade kein Problem. Ganz im Gegenteil, die Plastizität der Instrumente nimmt nochmals zu und Verzerrungen scheinen kein Thema zu sein. Wer Rock und Metal liebt, dürfte meine Liebe für diesen Kopfhörer teilen. Aber wie sieht es bei anderen Stilen aus? Denn zugegeben, überschwängliche Dynamik und Feingeistigkeit trifft man in diesem musikalischen Sektor eher vereinzelt. Also vom Gitarrenbrett zu dynamischer Musik.
Nämlich einem weiteren Remaster mit Peter Gabriels So, vorliegend als FLAC 44,1/16. Ich höre gleich das ganze Album, denn es klingt einfach fantastisch! Der Jade II scheint geradezu mit der Musik zu verschmelzen und sich auf magische Art und Weise dem Genre anzupassen. Während er mir vorher mit Präzision und Biss Gitarrenriffs um die Ohren gehauen hat, groovt er sich jetzt wie selbstverständlich leichtfüßig durch das Album und seinen angenehm warmen Grundcharakter. Ich vermag gar keinen Song als besonderes Highlight zu nennen, denn so unterschiedlich die Stücke sind, so wandelbar und flexibel folgen die Membranen und evozieren eine Menge Gänsehautmomente. Die Herausarbeitung mehrerer, teilweise in kleinen Intervallen beieinanderliegenden Stimmen im Stück „Mercy Street“ lässt mich staunen. Im Stück „That Voice Again“ kann ich anhand des Klangs des Hi-Hats auf den natürlichen Hallcharakter des Aufnahmeraums schließen. Unzählige weitere Details dieser Art fallen mir einfach mal so beiläufig während des Musikhörens auf – sehr beeindruckend. Die Umschreibung „Details aufdecken“ passt einfach nicht, denn der Jade II deckt nichts aktiv auf, er spielt einfach nur unglaublich transparent und souverän. Zielsicher wird jedes Klangereignis mit einem hohen Grad an Realismus und Natürlichkeit reproduziert. Das große Vergnügen dabei ist nach wie vor die herausragende Separation der Instrumente voneinander.