Das Testprozedere selbst wollte ich weder für mich noch für den Leser zu unübersichtlich gestalten, denn immerhin ergaben sich insgesamt acht Kombinationen, die es zu hören und zu bewerten galt: die Standard- und die SE-Variante, bei beiden jeweils den MM- und den MC-Zweig, einmal ohne und einmal mit PowerMaster… Alles klar?! Grundsätzlich habe ich allerdings festgestellt, dass die MM-Zweige beider Geräte wie zu erwarten völlig identisch klingen, und zwar sowohl mit als auch ohne PowerMaster – damit bleiben nur noch sechs Kombinationen übrig.Zunächst ließ ich die PhonoMaster (Standard) ohne externes PowerMaster Netzteil warmlaufen, um dem MM-Eingang mittels Rega Planar 6 und Ortofon 2M Bronze auf den Zahn zu fühlen. Glücklicherweise handelte es sich bei allen mir zur Verfügung gestellten Geräten um bereits eingespielte und nicht um Neugeräte, die nach circa einer halben Stunde temperaturstabil und damit „voll da“ waren. Ohrenfälligstes Merkmal im Vergleich zu meiner Phonovorstufe EAR Yoshino 834P war ein sehr ausgeglichenes, neutrales Frequenzspektrum. Wo es meine 834P im Tiefton hin und wieder zu gut meint und zu Gunsten eines warmen Timbres durchaus mal etwas zu dick aufträgt, wirkt die AcousticPlan Phonovorstufe ein wenig schlanker, besser durchhörbar und liegt damit sicherlich auf der „richtigeren“ Seite. Überhaupt schienen das Ortofon 2M Bronze und die PhonoMaster eine blendende Liaison einzugehen. Dies offenbarte zum Beispiel „Downbound Train“, eins meiner Lieblingsstücke von Bruce Springsteen aus dem Album Born in the U.S.A. (Columbia Records, 1984): Unheimlich locker und transparent stand Bruce hier auf der virtuellen Bühne und der Raum schien den Instrumenten jede Menge Luft zur Entfaltung zu lassen. Einzelne Töne klangen sehr sauber und lang aus. Oberflächlich betrachtet könnte man von einem hohen, analytischen Auflösungsvermögen sprechen, aber derlei oft zu lesende Betrachtungen halte ich in solchen Zusammenhängen für falsch: Meines Erachtens gehen derlei Geräteeigenschaften in der Regel einerseits mit einem grundsätzlich weit ausgedehnten Frequenzbereich einher und andererseits mit einer sehr guten Balance zwischen dem oberen und dem unteren Frequenzspektrum. Als Stichwort möchte ich hier nur kurz die vor allem alten Tontechnikern wohlbekannte „Regel 400000“ erwähnen, nach der das Produkt aus oberer und unterer Grenzfrequenz (z.B. bezogen auf den -3dB-Punkt) eben 400000 betragen sollte. Diese Regel schien mir bei der PhonoMaster sehr gut erfüllt zu sein, was auf ein sehr sauberes technisches Design schließen lässt. Oder wie wäre es mit dem großartigen R.E.M. Song „Leaving New York“ aus dem Album Around the Sun (Warner Brothers, 2004): Sehr spielfreudig schien die Phonovorstufe förmlich auf jeden Melodienbogen nur zu warten und quasi schon im Voraus zu wissen oder zu ahnen, wohin die Reise geht… Das ist natürlich Quatsch, dieser Eindruck zeigte mir aber, wie blitzschnell und wieselflink das Gerät war und das Tempo niemals zu verschleppen schien.
Das weckte natürlich schnell die Gier nach „Mehr“ und ich habe daher bereits am zweiten Hörtag das Standardnetzteil durch den externen PowerMaster ersetzt. Was nun an Wucht und Druck, an Souveränität und Selbstverständlichkeit hinzukam, war wirklich bemerkenswert! Die Wut und Aggressivität, die Melissa Etheridge in „Like the Way I Do“ (Island Records, 1988) zum Ausdruck brachte, war unheimlich authentisch. Da ich diesen von Etheridge auf Konzerten gerne auf über zehn Minuten ausdehnten Klassiker selbst schon einmal live erleben durfte, meine ich, das gut beurteilen zu können. Beeindruckend!
Jetzt war ich natürlich gespannt, wie sich wohl die MC-Sektion schlagen würde. Das Ortofon 2M Bronze wurde nun gegen Regas Ania MC-Abtaster getauscht und die MC-Verstärkung auf „low“ gesetzt; das PowerMaster Netzteil habe ich am PhonoMaster gelassen, weil ich es nicht mehr missen wollte. Ich will auch gar nicht verhehlen, dass ich – voreingenommen, wie ich gegenüber „Sand“ nun einmal bin – aufgrund der Transistorbestückung der MC-Sektion schon etwas skeptisch war. Doch den Zahn hat Claus Jäckle mir schön gezogen! Ich wollte die PhonoMaster mit Marius Müller-Westernhagen ärgern, der das Intro von „Mit 18“ (Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz, WEA Records, 1978) etwas leise und nuschelnd vorträgt – dachte ich bisher zumindest. Aber nun kam es derart klar artikuliert und gut verständlich rüber, wie ich es bisher noch nicht gehört hatte. Und endlich, endlich trug Westernhagen „Mit 18“ schon eher so vor, wie ich es von seinen früheren Konzerten kannte: rotzig, dreckig, mehr nach Rock ´n´ Roll klingend. Ein Widerspruch? I wo! Das hohe Auflösungsvermögen der transistorisierten MC-Stufe legte derart viele zuvor nur vage von mir wahrgenommene Details frei, dass bisher eher „verschliffen“ und dadurch glatt klingende Passagen nun im positiven Sinne „dreckiger“ klangen. Ich hatte diese in meiner bisherigen Wahrnehmung klanglich etwas weiche Gesamtcharakteristik des Albums stets auf die eben etwas zu glatte Produktion zurückgeführt, um nun nach Jahrzehnten eines Besseren belehrt zu werden. Und das unvermeidliche, laut aufgedrehte „Dicke“ desselben Albums gab mir dann endgültig die richtige „Dröhnung“!