Nach den merkantilen Erfolgen bei Kunden und einer ersten Anfrage vom Fachhandel kümmerte sich Daniel Frauchiger um einen Vertrieb in Deutschland, ein sinnvoller Schritt, wenn man im Wettbewerb bestehen will. Bekanntlich gibt es mehr oder weniger engagierte Vertriebe. Mit Markus Flöter und seinem Vertrieb CM-Audio hat er sicher eine ausgezeichnete Wahl getroffen. Als ich im vergangenen Sommer das von CM-Audio angebotene Stromfilter LAB-12 Gordian testete (https://www.hifistatement.net/tests/item/2357-lab12-gordian), lernte ich nicht nur die Fachkompetenz, sondern auch den außergewöhnlichen Service schätzen. Im Falle des Merason ist dieser Dienst am Kunden sehr umfangreich. Denn sowohl ein langes Lab-12 Knack-Netzkabel wie auch diverse Digitalkabel von Viablue liegen bei. Das sind ein USB-Kabel, eine Toslink-Verbindung und eine koaxiale SPDIF-Leitung. Damit ist jeder Interessent für das Probieren zu Hause erst einmal bestens ausgestattet. Es darf davon ausgegangen werden, dass diese Kabelauswahl dem musikalischen Anspruch des Merason gerecht wird. Mindestens für den Einstieg. In meiner Testumgebung machte die Verkabelung dann auch einen sehr guten, ansprechenden ersten Eindruck. Da ich um die Qualitäten des bei mir üblicherweise im Einsatz befindlichen Audioquest Diamond-USB weiß, schloss ich den Merason nach wenigen Hörstunden damit an. Er dankte dies auch prompt mit einer nuancierten und freieren Darbietung. Das Lab-12 Stromkabel verblieb am Merason, nachdem andere, von mir ausprobierte Netzkabel durchaus klangliche Veränderungen mit sich brachten, die ich aber nicht in die musikalische Bewertung einfließen lassen will. Die Kombination mit dem Audioquest Diamond-USB ist zwar kostspielig, aber eindeutig in der klanglichen Überlegenheit gegenüber dem Viablue und somit wohl angemessen, da der Merason preislich ja auch nicht gerade in der Einstiegsklasse angesiedelt ist. Als Referenz zu seiner musikalischen Einstufung verwende ich meinen PS-Audio Direct-Stream-DAC, der noch einmal 3000 Euro mehr kostet. Einen Vergleich mit meinen beiden Oldies, dem Antelope Zodiac+ oder dem Sonic Frontiers – beides tonal sehr ausgewogene und musikalische, aber wenig analytische DA-Wandler – habe ich nach kurzem Hören abgebrochen: Der Merason ist ihnen deutlich überlegen. Das ist vor allem in puncto Dynamik und Transparenz sofort nachvollziehbar. Hier liegen auch Jahre an digitaler Entwicklung zwischen den Geräten, obwohl bezüglich des Wandler-Chips der Merason so weit vom Burr-Brown 1792-A des Antelope nicht entfernt zu sein scheint.
Warum findet der Merason als Außenseiter unter Musikliebhabern so viel Aufmerksamkeit? An der Signalverarbeitung über USB kann es nicht liegen. Hier bietet der Merason mit PCM bis 24 Bit und 192 kHz gerade gehobenen Standard. DSD kann er nicht. MQA dekodiert er auch nicht. Die äußere Erscheinung des Merason strahlt etwas Besonderes aus. Er wirkt professionell, fast wie ein Labor-Gerät mit seiner weißen Acryl-Front. Mit schwarzer Acryl-Front sieht er elegant aus. Auf der Frontplatte befinden sich in einer Reihe links unten ein „harter“ Netzschalter und ungefähr in der Mitte unten ein gleich aussehender Taster zum Durchschalten der vier Eingänge S/PDIF, AES, Toslink und USB. Diese sind durch grüne LEDs markiert, die bei Anwahl aufleuchten. Ein sattes Klick-Geräusch der Relais begleitet das Umschalten. Zwei weitere grüne LEDs links von den Eingangs-Anzeigen signalisieren mit „Lock“ das Stehen der digitalen und mit „Sense“ das Vorhandensein einer USB-Verbindung. Sense leuchtet auch, wenn USB nicht angewählt ist. Es signalisiert eine spielbereite USB-Quelle. Das Gehäuse des Merason ist oben sehr luftdurchlässig, denn das Gerät entwickelt durchaus Wärme, ähnlich meinem PS-Audio. Der originell gestaltete Gehäusedeckel – er erinnert mich an eine Ritterrüstung – sorgt für die richtige Thermik. Man sollte dem Merason also bei der Aufstellung entsprechend Freiraum lassen. Die Wärme kommt nicht von ungefähr, denn die analoge Stufe ist in Class A ausgeführt.
Auch ein Nichtfachmann erkennt sofort die üppige Stromversorgung. Sowohl für den linken wie auch für den rechten Kanal und alle technischen Gruppen gibt es separate Stromversorgungen. Von Daniel Frauchiger erfuhr ich einiges über den technischen Aufbau des Merason: Für den digitalen Teil sei ein eigener, großzügig dimensionierter Transformator zuständig. Die gleichgerichtete Spannung wird auf zweimal 5 Volt geregelt und anschließend fünfmal auf 3,3 Volt. Der analoge Teil wird vom zweiten Transformator gespeist. Die Regelung erfolgt diskret und zeichnet sich durch eine äußerst geringe Störspannung aus. Der USB-Eingang ist mit einem Board von Amanero, dem Combo 384, realisiert. Dies ist für mich ein qualitativ hoch geschätztes Interface. Ich habe seine Musikalität in meinem Audio-gd Master 7-Singularity-DAC schätzen gelernt, mit dem ich glücklich und zufrieden lebte, bis ich den PS-Audio mit dem Snowmass-Upgrade kennenlernte. Das Amanero-Board hat zwei präzise Oszillatoren, einen für die Vielfachen von 44.1 Kilohertz, einen für die Vielfachen von 48 Kilohertz und liefert am Ausgang ein sauber getaktetes I2S-Signal mit minimalem Jitter. Das I2S-Signal wird mittels eines kapazitiv arbeitenden Isolator-Bausteins galvanisch getrennt zu den beiden Wandler-Chips geleitet. Die an der AES- und an der S/PDIF-Buchse eintreffenden Signale werden durch einen Trafo galvanisch getrennt. Der Takt dieser Signale sowie der des Toslink-Signals wird vom Empfängerbaustein, einem WM8804 von Wolfson respektive Cirrus Logic, mittels Quartzbaustein und PLL aufgefrischt, so dass auch hier der Jitter minimiert wird, und dann als I2S-Signal zu den Wandlerbausteinen weitergeleitet.