Und weil's so schön war, bleibe ich gleich bei Milt Buckner: Auf Rockin' Hammond, einem 1956 für Capitol aufgenommenen Album, ist der Organist auf einigen Stücken gleichzeitig auf Hammond und Flügel zu hören, und der Toningenieur spielt auch mal ein bisschen mit dem Hall. Bei „The Beast“ und dem „One O'Clock Jump“ kommt der Sound des Flügels ähnlich hart und direkt wie Jahrzehnte später bei den berühmt-berüchtigten, von „Tee“ Fujii produzierten Three-Blind-Mice-Aufnahmen rüber. Die Musik ist nicht unbedingt innovativ, swingt aber mit Macht und macht einfach nur gute Laune. Dazu tragen auch das satt goldene Strahlen der Farben, die stabile Abbildung der Instrumente, die Offenheit der Wiedergabe und das weitgehende Fehlen technischer Artefakte im Klangbild bei. Dass das Etna vehement zu Sache geht und in puncto Drive nichts anbrennen lässt, ist bekannt und wird auch vom Odin bestätigt. Aber so geschmeidig und warm wie bei diesen beiden Scheiben hatte ich das Lyra nicht in Erinnerung.
Wie auch schon der Sleipner-Arm lässt sich auch der Odin durch nichts aus der Ruhe bringen: weder durch Staublagerungen noch durch Scheiben mit exzentrischem Mittelloch – von mir einmal abgesehen: Bei einem Track verlor die Abbildung plötzlich an Stabilität, die Nadel sprang eine Umdrehung zurück. Der Grund war, wie gesagt, ich – oder ein wenig freundlicher formuliert: mein Bedienungsfehler. Ich hatte den Lift, der nicht über einen Hebel, sondern über einen Drehknopf betätigt wird, nur soweit herunter gedreht, dass die Nadel mit der Rille in Kontakt kam, nicht aber bis zum unteren Anschlag. Nachdem ich es mir angewöhnt hatte, den Lift vollständig abzusenken, gab es keine besonderen Vorkommnisse mehr.
Nach der dreitägigen Einspielphase musste der Arm dann den LaGrange in Richtung Fotostudio verlassen. Da die Position der Basis auf dem Laufwerk durch die beiden Gewinde zur Montage des Level Boards definiert ist, muss ich beim erneuten Aufbau des Arms Nadelposition, Auflagekraft – das Gewicht wurde für eine Foto entfernt – und horizontale Ausrichtung neu einstellen. Da habe ich mich dann entschlossen, gleich einen neuen Tonabnehmer einzubauen und zwar das Lyra Titan i, das ich beim Test des Keces Ephono „wiederentdeckt“ hatte und das vor etwas mehr als fünf Jahren so gut mit dem Sleipner harmonierte. Der Odin legte die Unterschiede zwischen den beiden Lyras schnell offen: Das Etna ist noch einen Tick sauberer, offener und auch noch ein wenig agiler, rhythmisch anspringender. Obwohl es mich in dieser Disziplin im Odin positiv überraschte, reicht es aber doch nicht ganz an die Klangfarbenfülle des Titan i heran. Toll, wie deutlich der Odin die Unterschiede zwischen den Lyras zur Geltung bringt – und dass er beide zu klanglichen Spitzenleistungen treibt, ohne selbst in Erscheinung zu treten!
© 2024 | HIFISTATEMENT | netmagazine | Alle Rechte vorbehalten | Impressum | Datenschutz
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.