Mit dem Tonabnehmer, der Phono- und der Vorstufe bin ich also schon bestens vertraut. Komplettiert wird die Kette durch den Tonarm namens – Sie werden es erahnt haben – The Tonearm, die OTL-Mono-Endstufen The Silver Bullet und die teilaktiven Dreiwege-Lautsprecher The Pure. Letztere wurden während der letztjährigen High End vorgestellt und sind jetzt lieferbar. Auch vom Tonarm haben wir eines der ersten verfügbaren Exemplare bekommen. Deswegen habe ich mich entschieden, auf die bekannten Komponenten nur kurz einzugehen zdb Arm und Lautsprecher etwas ausführlicher vorzustellen. Technische Erläuterungen zu den schon ein wenig länger in dieser Form gebauten OTLs überlassen ich gerne dem Kollegen Jürgen Saile – was allein darin begründet liegt, dass ich kein ausgewiesener Röhrenexperte bin. Von dieser Überlegung ist es zur bis Frage, ob Rolf Weiler und Volker Bohlmeier sich bei allen Gerätegattungen bestens auskennen, nicht weit ist. Rolf Weiler ist ein auch weit über den Hifi-Bereich anerkannter Elektronikfachmann und hat sich darüber hinaus ausgiebig mit Analog-Laufwerken auseinandergesetzt. Aber schon bei der Entwicklung von The Pickup hat Volker Bohlmeier auf die Erfahrung eines externen Spezialisten gesetzt: In Kooperation mit Leif Johannson, der Per Windfeld als Chefentwickler bei Ortofon ablöste, verwirklichte er seine sehr dezidierten Klangvorstellungen. Ging es zuvor bei den EMT-Derivaten TU-2 und TU-3 vorrangig um Dynamik, durfte es beim The Pickup davon gern noch etwas mehr sein, aber ergänzt um eine höhere Auflösung, eine ausgedehntere Raumdarstellung und eine bessere Feinzeichnung. Dynamik und größtmögliche Nähe zum Live-Erlebnis stehen für Volker Bohlmeier immer an erster Stelle. Komponenten mit gefällig einschmeichelndem Sound waren schon vor 35 Jahren seine Sache nicht, und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Deswegen hat mich seine Begründung für die Entscheidung für einen klassischen Neun-Zoll-Tonarm auch nicht wirklich gewundert: Der sei bei allen Versuchen den Zehn- und 10,5-Zoll-Varianten in puncto Spielfreude und Lebendigkeit eindeutig überlegen gewesen. Die Zwölf-Zoll-Version, die auf der High End vorgestellt werden wird, strahle zwar eine tolle Souveränität aus, aber wenn der leidenschaftliche Gitarrist und Gitarrensammler die Wahl zwischen Souveränität und Dynamik hat, braucht er nicht lange zu überlegen, wofür er sich entscheidet – und deshalb ist der Neun-Zöller Teil unserer Komplettanlage geworden. Der Arm wird übrigens in Japan gefertigt und zwar von einem der erfahrensten Spezialisten überhaupt: Ishiama san baut und baute auch die Arme für Ikeda und Fidelity Research. Bei Einsteins The Tonearm verwendet er erstmals ein gerades Rohr. Das besteht – auf den erst Blick – ganz klassisch aus Edelstahl. Nach einer Reihe von Experimenten mit Stahl-, Aluminium- und Carbon-Rohren entschied man sich schließlich aber für ein Edelstahl-Alu-Sandwich, wobei die innere Aluminium-Röhre vollflächig mit dem äußeren Stahlrohr verklebt wird, um das Resonanzverhalten des Arms zu optimieren. Sehr aufwändig geriet bei The Tonearm die Lagerung: Relativ große Kugellager sitzen in einem massivem Lagerblock, der für einen ruhigen, also extrem resonanzarmen und präzisen Lauf sorgen soll.
Wie es sich für einen Arm aus japanischer Tradition gehört, besitzt auch der von Einstein ein abnehmbares Headshell, an dem sich nach Lösen von zwei Inbusschrauben der Azimut einstellen lässt. Erfreulicherweise ließen Volker Bohlmeier und Ishiama san der vermeintlichen Schwachstelle besondere Aufmerksamkeit zukommen: Statt des einen üblichen Führungszapfens für die definierte Position des Headshells im Arm kommen hier gleich zwei zum Einsatz. Zudem werden für die Signalübertragung Rhodium-Kontakte verwendet, die in einem speziell für diesen Arm gefertigten Teflon-Zylinder sitzen. Nachdem grob die Höhe des Armes eingestellt wurde, erlaubt die ungemein solide, feinmechanisch faszinierende Basis die Feinjustage des VTAs über einen Hebel – ähnlich wie früher beim Micro Seiki. Die effektive Masse von 18,5 Gramm macht den Arm zu einem idealen Spielpartner für Systeme mit mittlerer und niedriger Nadelnachgiebigkeit. Da Einstein – wie erwähnt auch hochwertige Kabel anbietet, war es kein Problem, eine symmetrische Verkabelung für The Tonearm zu bekommen. Auch die ungewöhnlich dünnen Anschlusspins des The Pickup – damals mein einziger Kritikpunkt an diesem so lebendigen und homogenen Tonabnehmer – sind kein Problem mehr, wenn man stolzer Besitzer eines Einstein-Tonarms ist: Dafür gibt es ein Set von Drähtchen mit extra engen Buchsen, die perfekt auf die Pins von The Pickup passen.