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SPL Phonos

06.03.2017 // Wolfgang Kemper

Netzteil und Verstärker-Entzerrer-Platine kommen sich nicht nahe
Netzteil und Verstärker-Entzerrer-Platine kommen sich nicht nahe

Der erste Höreindruck mit dem Clearaudio DaVinci MC ist überraschend. Der Phonos unterscheidet sich klar vom gewohnten Plinius Koru. Ich glaube, es war eines meiner Gregory Porter Alben, das ich zuerst hörte. Vom Koru bin ich ein etwas offeneres Klangbild gewohnt. Also nehme ich mir Zeit, um mich einzuhören. Der gewählte Abschlusswiderstand von zwei Kiloohm ist passend, wenn auch unbedeutend höher als das eine Kiloohm des Plinius. Kürzlich erwarb ich das Doppelalbum The Best Of Focus, Wiederauflage MOVLP670, das nach meinem Empfinden über den Plinius in den Höhen überbetont ist und etwas nervt. Alle vier Seiten konnte ich bislang nicht hören. Anders beim Phonos. Hier gefallen die Musiker aus den Niederlanden mit farben- und facettenreicher Instrumentierung. Viel besser gelungen und stimmiger aufgenommen ist das erste Album Boys & Girls der Alabama Shakes von 2012. Dies erklingt über den Phonos dennoch keineswegs zu dunkel. Auch habe ich mich inzwischen an den etwas wärmeren, Grundton-intensiveren Charakter des Phonos gewöhnt. Zudem begeistert er mich immer wieder begeistern mit seinem dynamisches Verhalten und der packenden Impuls-Schnelligkeit. Hinzu kommt das Mehr an Klangfarben im Grundton-Bereich, was allen bislang gehörten Stücken durchaus zuträglich ist. So erklingt das Schlagzeug der Alabama Shakes wesentlich farbenprächtiger, das Tomtom wirkt plastisch, da ich das gespannte Fell deutlich dreidimensional in seiner typischen Abstimmung erkenne. Die wahnsinnigen Stimmleistungen von Sängerin Brittany Howard interpretiert der Phonos ebenso detailfreudig wie leibhaftig. Die nächste Prüfung ist Joni Mitchells Ladies Of The Canyon, und zwar als Wiederauflage Reprise 6376. Hier bin ich ein strahlendes, geradezu elektrisierendes Klangbild gewohnt mit Feingliedrigkeit in der Instrumentierung. Der Phonos liefert genau dies. Die Auflösung in Obertonbereich ist klar, offen und vor allem wunderschön farbenfroh und in der Tiefe strukturiert. Becken klingen metallisch echt und ihr Durchmesser ist zu erahnen. Joni Mitchell selber singt mit einer etwas wärmeren, körperlicheren Stimme als gewohnt.

Deutlich zu sehen sind die sechs Voltair-Platinen und links die Batterie relativ kleiner Einzel-Kapazitäten zur RIAA-Entzerrung
Deutlich zu sehen sind die sechs Voltair-Platinen und links die Batterie relativ kleiner Einzel-Kapazitäten zur RIAA-Entzerrung

Nun weiß ich natürlich nicht, wie die Künstlerin wirklich klingen müsste. Also müssen die Rolling Stones zeigen, in wie weit Mick Jagger so klingt, wie ich es von ihm gewohnt bin. Mit dem Abkco-Reissue von „Street Fighting Man“ aus Beggars Banquet geht es an die Wahrheitsfindung. Mick Jaggers Stimme klingt nicht nur genau so authentisch, wie ich sie zu kennen glaube;, zusätzlich wuchtet der Phonos die Musik kraftvoll in den Raum. Charlie Watts Schlagzeug explodiert mit vielfältigen Klangfarben in der Tiefe des Raumes vor und hinter den Lautsprechern. Genau so muss es rocken. Aus dem Plattenschrank nehme ich Inga Rumpfs Album White Horses, bei dessen Aufnahme durch Dirk Sommer und seiner Frau ich seinerzeit dabei sein durfte. Dieses Hörerlebnisses über den Phonos ist frappierend. Nie zuvor habe ich den Groove dieses Auftritts so gespürt wie über die SPL-Vorstufe. Spätestens jetzt sind alle Zweifel aus der Welt geräumt. Ich möchte hier eine Behauptung wagen: Sehr viele moderne Hifi-Komponenten, egal ob Lautsprecher, Verstärker oder anderes, haben die Eigenschaft, ein ansprechendes, offenes, transparentes Klangbild zu liefern. Dies beinhaltet sehr häufig eine Tendenz zu einer Überzeichnung in den oberen Frequenzlagen, die ich als unnatürlich empfinde. Es gibt diese Helligkeit im Klang weder bei orchestralen Darbietungen oder Einzelinstrumenten im Konzertsaal noch beim Auftritt der Blaskapelle der Heilsarmee in der Fußgängerzone. Der Phonos hat diese Überzeichnung nicht. Das macht langes Musikhören zu einem Vergnügen ohne Anstrengung. Auch in puncto feiner und grober Dynamik gelingt ihm dank Voltair eine begeisternde Nähe zur Live-Musik. So ist denn auch mit ihm Rimsky-Korsakovs Scheherazade mit Fritz Reiner und dem Chicago Symphony Orchestra (RCA Red Seal) der pure Genuss, der geradezu betört. Das Orchester ist gleichzeitig warm und durchhörbar, ein harmonischer Klangkörper mit wunderschöner Solo-Violine. Mit dem SPL Phonos erlebe ich zum ersten Mal überhaupt eine Hifi-Komponente, die ein warmes, grundtonstarkes Klangbild zeichnet, ohne dabei das Gefühl zu wecken, es fehle irgendwo an Transparenz oder Details. Diese gelungene Synthese in der Abstimmung mag vermutlich nicht allein der SPL Voltair-Technologie zu verdanken sein. Hier spiegelt sich auch die Erfahrung in der professionellen Musik-Szene wieder.


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