Aber auch das ist nicht so einfach: Ein einfacher A/B-Vergleich kann für den Harmonix-Statthalter in Deutschland nicht die Methode der Wahl sein. Wenn es um Anlagen-Tuning geht, sei der erste Schritt die richtige, resonanzoptimierte Aufstellung von Lautsprechern, Endstufen, Vorstufen und schließlich Quellgeräten. Erst danach solle man sich den Kabeln zuwenden und später dann der Raumakustik. Die vierte und letzte Stufe erreiche man schließlich durch den Einsatz von „Tuning-Bases“ und Enacom „Noise Eliminators“. Dieser auch mir durchaus einleuchtende, ganzheitliche Ansatz steht allerdings meiner Gewohnheit, immer nur eine Komponente einer bekannten Kette zu verändern, diametral entgegen. Schließlich einigten Ed Doggen und ich uns darauf, dass ich zuerst einmal die 'Nagomi' gegen Kabel in meiner bestehenden Kette ausprobiere und auch darüber berichte. Kurz danach wird er mich dann mit einer Auswahl an Harmonix-Utensilien besuchen, um meine Kette und den Raum einer Resonanzabstimmung zu unterziehen, deren Ergebnisse ich Ihnen natürlich auch nicht vorenthalten werde. Falls sich dann dabei meine vorherige Einschätzung der Netzkabel ändern sollte, ist das ja auch kein Problem. Wie jeder Audiophile weiß, gilt für eine gute Kette jederzeit: Work In Progress. Und genau hier setzt Hamonix auch an: ein Vier-Stufen-Plan statt immer währenden Ausprobierens. Aber das ist momentan noch ein wenig Zukunftsmusik.
In diesem Test belassen wir es beim klassischen A/B-Vergleich: Seit der Beschäftigung mit dem Swisscable Reference plus beziehen die beiden Ayon-Epsilon-Monos und die Einstein-Vorstufe ihre Energie über die hervorragenden Schweizer Netzstrippen. Da Harmonix empfiehlt, mit Tuning-Maßnahmen immer am Ende der Kette – also eigentlich bei den Lautsprechern – zu beginnen, wechsele ich erst die Netzkabel der Endstufen: Natürlich sind sofort Unterschiede zu hören – und zwar vor allem in der Perspektive. Der erste Eindruck war, dass man das Verklingen von Instrumenten dank der 'Nagomi' besser nachvollziehen kann und dadurch die Illusion eines tieferen Raumes entstünde. Nach zwei, drei Songs bin ich mir aber sicher, dass die Tiefenanmutung bei beiden Netzkabeln ähnlich ausgedehnt ist. Mit den 'Nagomi' ist man aber ein Stück näher am Geschehen: Die Abbildung gerät ein Stückchen größer und daher sind auch Details einen Tick schärfer wahrzunehmen. So kann ich mich beispielsweise nicht erinnern, das Blech im zweiten Teil von „West Eats Meat“ je so differenziert gehört zu haben. Da gibt es zwischen dem ein oder anderen Ton eine Schwebung, die vorher nicht in Erscheinung trat. Die Auflösung im Hochtonbereich ist ganz hervorragend, ohne dass diese Frequenzen besonders betont oder gar dominant wirkten. Bei den Klangfarben, bei Spielfreude und Dynamik schenken sich die beiden Kabel nichts. Das Reference Plus sorgt für einen Hauch mehr Druck in den untersten Oktaven, erscheint dadurch aber auch einen Tick weniger schnell.
Was die imaginäre Bühne angeht, war ich mir sicher genau zu wissen, wo meine Vorlieben liegen: Für mich kann's gar nicht genug Tiefe geben – egal, wo die Bühne anfängt. Aber gerade ist das Hijiri dabei mir zu vermitteln, wie faszinierend eine enorm große Abbildung ist, die gar nicht so weit vom Hörplatz entfernt beginnt. Dazu sollte ich vielleicht anmerken, dass ich vornehmlich Combos oder Orchester gehört habe, die keine Anlage der Welt in realistischer Größe in mein Arbeitszimmer zaubern kann. Hier ist die Darstellung mit den 'Nagomi' ein kleines Stückchen näher an der Wahrheit. Bei Arild Andersens „If You Look“, einer Melange aus elektronisch und akustischen Klängen, nehmen die Hijiri mit ihrer enorm feinen und luftigen Durchzeichnung im Mittelhochtonbereich für sich ein, besonders da der Song vor allem von diesem dichten rhythmischen Geflecht lebt. Die Pauken kommen allerdings über die Swisscable einen Hauch dramatischer rüber. Dennoch: Hier bringen einen die 'Nagomi' dem Song emotional näher.
Bei Einsteins The Preamp geht der Wechsel von den Swisscables zu den Hijiris in dieselbe Richtung wie zuvor beim den Ayons: Die Abbildung kommt ein Stücken näher, ohne absolut betrachtet an Tiefe zu verlieren, und wirkt dadurch größer und ungeheuer plastisch. Bei Schostakowitschs „Polka“ könnte man versucht sein, aus dem Hörsessel aufzustehen und mal eben um den Perkussionisten mit der Triangel herumzugehen. Dazu kommt eine dynamische Direktheit und Schnelligkeit, die ganz besonders bei Jazz und elektronischen Instrumenten begeistert. An diese Nähe zur Musik könnte ich mich gewöhnen – wohl auch deshalb, weil die 'Nagomi' trotz aller Feinzeichnung nicht den Anflug von Härte oder in Nervosität ins Klangbild bringen.