Erste Variante: Ich lasse die beiden LC-3 zum Verstärker und CD-Player, wo sie sind, gehe aber auf eine Standard-Netzleiste in Kaufhaus-Qualität zurück. Der klangliche Verlust ist nur schwer zu ertragen! Es fehlt überall an Entscheidendem: Gregory Porters Stimme klingt dünn und faserig. Nie würde man sie mit diesem stattlichen Sänger in Verbindung bringen. Der Glanz der Becken – wo ist er hin? Sie klingen geradezu stumpf. Der großzügig bemessene Raum ist zwar auch hier erkennbar, aber er erscheint weit weniger homogen. Vor allem ist da aber dieses unangenehme Spröde in der Musik. Mit der wieder installierten GigaWatt-Netzleiste kann ich dann durchatmen und genießen. Damit hat sie ihre Verwendung eindeutig gerechtfertigt und bleibt bei allen folgenden Kabel-Variationen fundamentaler Bestandteil des Hörtests. Erfreulich finde ich neben ihrer soliden, schlichten Erscheinung auch ihren Preis. Sie kostet knapp unter 1000 Euro, rechnet man das zum Lieferumfang gehörende LC-2 oder LC-3 heraus. Optisch ist sie immer präsent, weil sie mit ihrer dezenten, blauen LED stets ihre Bereitschaft anzeigt, sobald sie am Netz hängt. Die zweite, rote LED sollte besser nicht leuchten. Sie warnt den Benutzer, wenn die PF-2 nicht phasenrichtig mit dem Stromnetz verbunden ist. Diese Filter-Netzleiste ist konstruktiv den großen, teuren GigaWatt-Netzversorgern sehr verwandt. Hier arbeiten mehrere passive Filter. Die Stromverteilung auf die sechs Schuko-Anschlüsse mit ihren dick versilberten Kontakten erfolgt über ein System von Stromschienen. Versilberte Lötbahnen auf der doppelseitigen Trägerplatine sollen besten Stromfluss im Filtersegment garantieren. Sicherungen und Schalter vermeidet GigaWatt im Interesse des Stromflusses und auch, um keine Einschränkungen der Lebensdauer in Kauf nehmen zu müssen. Das Doppel-Chassis-Metallgehäuse schirmt ab und unterbindet so RF-Interferenzen und elektromagnetische Störungen.
Zweite Variante: Ich tausche am Lyric Verstärker und CD-Spieler die LC-3 gegen die nur halb so teuren LC-2. An der PF-2 bleibt unverändert das LC-3. Gemeinsam ist allen drei LC-Kabel-Modellen die Besonderheit, dass vier Leiter für unterschiedliche Aufgaben im Spiel sind, allesamt aus reinem Kupfer: Da sind zum einen die üblichen Leiter für Phase, Null und Erde. Darüber hinaus gibt es einen Leiter als Abschirmung. Dieser ist nur am Schuko-Stecker mit Erde verbunden. Dadurch werden laut GigaWatt Störungen abgeleitet. Beim LC-2 steht ein doppelt so großer Querschnitt für die Stromzufuhr zur Verfügung wie beim LC-1. Das LC-3 übertrifft das LC-2 dann in puncto Leiterstärke noch einmal um 50 Prozent.
Das wirkt sich durchaus aus. Klangliche Unterschiede sind eindeutig hörbar: Das LC-3 präsentiert sich mit mehr Kraft und Druck. Bei den Carmina Burana haben die Sänger und Sängerinnen nicht nur Stimmen, sondern es lassen ich auch Körper erahnen. Die Unterschiede sind nicht so gewaltig wie beim Tausch der Steckdosenleiste. Aber Gregory Porters Stimme passt mit dem LC-3 doch eher zur Gestalt des Sängers. Besser gefiel mir das LC-2 hingegen bei „The Well“, weil Jennifer Warnes mit ihm nach meinen Vorstellungen realistischer wiedergegeben zu sein schien. Auch die Wucht in den tiefen Lagen kam mir in dieser Kette mit dem LC-2 passender vor – obwohl das LC-3 seine Überlegenheit beim Querschnitt in dieser Disziplin eigentlich hätte ausspielen sollen. Dieser Vergleich hatte keinen eindeutigen Sieger.
Dritte Variante: Verstärker und CD-Spieler sind mit dem LC-3 verkabelt, und ich ersetze das LC-3 zur Netzfilter-Leiste durch das aufwändigste der zu testenden Netzkabel, das LS-1 MK3. Dies unterscheidet sich deutlich von den beiden bisher benutzten Reinkupfer-Kabeln. Es wird komplett in Handarbeit gefertigt, mit einem Zeitaufwand von drei bis vier Stunden. Die Kontakte der Stecker sind mit Rhodium beschichtet. Der Querschnitt entspricht dem des LC-3, allerdings besitzen die Oberflächen der Leiter hier eine Silberbeschichtung. Die Leiterbündel werden mit Teflon isoliert. Das LS-1 besitzt eine mehrschichtige, dichte Abschirmung, die das Kabel über seine gesamte Länge vor Einstrahlungen schütz. An nach Wirksamkeit austarierter Position wird zudem ein passives Nano-Kristall-Filter aufgeklemmt. Dieses soll unerwünschte Schwingungen und Störeinflüsse nachhaltig unterdrücken und gibt dem LS-1 nebenbei ein imposantes Aussehen. Mit dem LS-1 in der Kette hat man plötzlich das sichere Gefühl: Das ist es. Konnte ich in der vorhergehenden Konfiguration beim LC-3 noch hin und wieder ein wenig zu viel Wärme bei Frau Warnes' Stimmer heraushören, so ist jetzt alles richtig, eben auf dem Punkt. Grob- wie Feindynamik wirken ungemein packend. Kraftvoll und plastisch gestaltet sich die Darbietung. Mit diesem Setup werde ich den Abend verbringen.