Folgt man den Ankündigungen auf der Website von PS-Audio, steht da wirklich Außergewöhnliches vor einem und einem bevor. Der Sprout würde die Art und Weise, wie ich zu Hause Musik höre, für immer verändern. Darüber hinaus mein Leben und mein Verhältnis zur Musik. Er bringt die Musik pur, süß, einfach und live. Ich bin einen Moment versucht, den Kleinen wieder in den Karton zu stopfen und zurückzuschicken. Das will ich so an sich alles nicht.
Hab' ich zum Glück dann doch nicht gemacht, sondern mich einfach mal daran begeben, Signale an den Verstärker zu leiten. Dabei war das Hauptaugenmerk auf die digitalen Quellen gerichtet. Die Verbindung über Bluetooth ist in einer Minute von Smartphone oder PC aus etabliert, auch wenn ich mich am Anfang dabei etwas dämlich angestellt habe. Ich bin wohl einer der wenigen Menschen, die ein Mobiltelefon ihr eigen nennen, das noch nicht mal Verbindung mit dem Internet aufnehmen kann. Um den USB-Eingang nutzen zu können, muss für Windows-Betriebssysteme ein Treiber von der Site von PS-Audio heruntergeladen und installiert werden. Die Installation läuft problemlos und schnell. Eigner von linux- oder unixbasierten (MAC) Computern können einfach einstöpseln, Sprout wird direkt erkannt.
Und jetzt wollte ich doch auch mal wissen, wie sich diese Kompaktanlage des 21. Jahrhunderts klanglich so schlägt und ob sie tatsächlich jeden handelsüblichen Lautsprecher antreiben kann, wie vom Hersteller kolportiert. Für die gerade mal verlangten 800 Euro ist das ja ein durchaus ambitioniertes Ziel. Die paar Watt und meine gierigen Rogers, da dreht man doch mal halb auf und guckt. Nein, das ist gar keine gute Idee. Es ist wahnsinnig laut. Dies kann man gleich vorweg schicken. Wenn man nicht gerade einen Elektrostaten oder eine alte Kappa 9 betreiben möchte, reicht die Leistung zumindest für den normalen Mietwohnalltag locker aus. Also noch mal von vorne mit etwas reduzierter Lautstärke.
In den ersten Sekunden wird klar, dass der von den Entwicklern oft und gern postulierte Live-Sound ernst gemeint ist. Stimmen und Begleitinstrumente sind kraftvoll moduliert, und im Mitteltonbereich drückt Sprout ordentlich auf die Tube. Von Zurückhaltung keine Spur, der will definitiv nicht nur spielen beziehungsweise er will genau das. Während er sich für die Abmessungen des Raums nur am Rande interessiert, zieht er Details auseinander und lässt sie prachtvoll leben und aufblühen. Ein Beispiel: Auf der The Corrs Unplugged – der Kinder wegen – ist bei „Toss the feathures“ eine Bodhrán (mit Kreuz) tragendes rhythmisches Element. An sich fügt sich das Ding normalerweise in das Stück etwas dahinter mit ein. Hier wird der Solopart ein echtes Erlebnis, etwas nach vorne gezogen, freigestellt und auch mit richtig großer Abbildung wähnt man sich bei dem Liveauftritt persönlich anwesend. Auch bei eher dicht produzierten symphonischen Werken dröselt Sprout die Mitten auf und legt dabei besonderen Wert auf die liebevolle Behandlung leiser Parts. Dass er dabei nicht immer perfekt die Übersicht behält, sei ihm bei seiner Spielfreude durchaus verziehen.
Darunter geht es sehr machtvoll zu. Nicht wirklich trocken, sondern mit viel Fülle und Volumen wird der Bassbereich wiedergegeben. Instinktiv sucht man den fetten Vollverstärker, der das veranstaltet, und stellt relativ ungläubig die Verbindung zum schmucken Kistchen her. Dabei schiebt der Verstärker unerbittlich nach und zeichnet, ganz dem Live-Gedanken verpflichtet, eher das Volumen als die Kontur tiefer Töne nach. Egal ob Bass Drum, Kesselpauke oder E-Bass, immer wird noch eine Schippe draufgelegt und fleißig nachgeschoben. Um ganz tiefe Töne und Bassläufe drückt er sich allerdings ein wenig herum und vom Oberbass werden manchmal ein paar Feinheiten darüber verdeckt. Trotzdem eine sehr beeindruckende Vorstellung.
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