Dort fühlt sich auch der TechDAS TDC01 TI Tonabnehmer ausgesprochen wohl und zwar trotz seiner 17 Gramm Lebendgewicht im eher filigran wirkenden Thales Symplicity. Schon während der Einspielphase teils auf dem Air Force One, teils auf dem LaGrange agierte das TDC01 TI sehr ausgewogen und stimmig. Und damit macht es einem die Klangbeschreibung nicht gerade leicht: Wenn ein System auffällige Lieblingsdisziplinen besitzt, ja selbst, wenn es das ein oder andere Defizit aufweist, ist es ein Leichtes, diese zu benennen. Was aber will man schreiben, wenn bei den bekannten Platten selbst im Vergleich mit der Erinnerungen an die besten Systeme, die man je hörte, keine Wünsche offenbleiben? Vielleicht liegt das ja daran, dass das TechDAS aus den Händen desselben Meisters stammt, der auch das Air Tight PC-1 Supreme schuf, das schon seit einiger Zeit zu neben dem Lyra Olympos meinen Favoriten zählt.
Prinzipiell kann man mit einem Tonabnehmer, der in allen Teilbereichen annähernd gleiche Qualitäten offenbart, ausgesprochen zufrieden Musik hören, relativ unabhängig davon, welchen Wert die gezeigten Fähigkeiten auf einer absoluten Skala erreichen: Das wirkliche Niveau der Wiedergabe erschließt sich dann nur durch Vergleiche mit bekannten Komponenten – wenn man zu schnellen Ergebnissen kommen will. Man kann sich natürlich auch Zeit lassen, den bekannten Testscheiben und lange nicht Gehörtem zu lauschen und so über die Zeit die Qualitäten des Tonabnehmer erfahren. Ich habe mich beim TDC01 TI für letzteres entschieden, da es jede einzelne Plattenseite zum Genuss werden lässt. So kann ich jetzt schon sagen, dass einen das TechDAS in einem Rausch von Farben schwelgen lässt, riesige Räume suggeriert und mit einer ganz besonderen Dynamik beeindruckt: Beim unvermeidlichen „God Bless The Child“ in der Interpretation des Keith Jarrett Trios wirkt die die imaginäre Hüllkurve um die Musik wie gewohnt, einzelne Klavieranschläge, Bass-Impulse oder Schläge auf Becken und Trommeln erscheinen nun aber energiereicher. Das macht die Wiedergabe enorm spannend. Und zwar, ohne der Musik den leisesten Anflug von Nervosität hinzuzufügen. Das TechDas zählt zu meinen vier, fünf Lieblingssystemen, das steht schon jetzt für mich fest. Eine konkretere Reihenfolge vermag ich leider nicht anzugeben, da die Mehrzahl der Pretiosen meinen Hörraum schon längst wieder verlassen hat.
Als das TDC01 TI dann wieder im Headshell des Graham Elite auf dem Air Force One läuft, kommt zu allen bisherigen positiven Eigenschaften noch diese gewisse Schwärze und Ruhe in der Abbildung hinzu. Das ist keinesfalls spektakulär, die Musik klingt nur ein wenig – ja, anders kann ich es nicht beschreiben – natürlicher, weniger technisch. Nach meinen bisherigen Erfahrung wage ich sogar zu sagen: Das, was das TechDAS Duo und Graham aus der Rille fördern, ist ein gutes Stückchen näher am Klang der Mastertapes. Und damit lässt das japanisch-amerikanische Trio mehr all 99,99 Prozent aller Plattenspieler hinter sich.
Der Air Force One mit dem Graham Elite und dem TDC01 TI kann für all jene Analogfans die Erfüllung ihrer Träume sein, denen Freiheit von mechanischen Artefakten im Klangbild und ein stetiger, organischer Fluss der Musik besonders am Herzen liegt. Das Trio protzt nicht mit ohrenfälligen Vorzügen oder einem nie erlebten Klangspektakel – wollte ich eigentlich schreiben. Doch dann habe ich die Stereo Laboratory London Classics Version von Strawinskys Le Sacre du Printemps aufgelegt: So groß erschien mir der Aufnahmeort, den Medinah Temple in Chicago, noch nie. Auch die Pauken hatte ich nie so druckvoll und tief wahrgenommen. Ich habe dann das TechDAS noch einmal in den Thales auf dem LaGrange geschraubt, weil ich meiner Erinnerung nicht traute, aber das führte auch zu keiner anderen Einschätzung: Beim Air Force One – und dem Graham – kommt der Tiefbass noch eine Spur druckvoller und dennoch definierter. Der Raum wirkt noch ein beachtliches Stück tiefer. Der Hochbereich gestaltet sich beim TechDAS-Laufwerk ein klein wenig gefälliger, ja seidiger. Impulse kommen hier aus einer tieferen Stille absolut ansatzlos mit soviel Druck, dass ich mich bei großorchestralen Werken schon das ein oder andere Mal wirklich erschreckt habe. Nein, ich habe mich nicht getäuscht: So emotional ansprechend, ja geradezu aufwühlend habe ich die Scheibe niemals zuvor gehört. Air Force One, Graham Phantom Elite und das TDC01 im Titangehäuse können also auch ungemein spektakulär klingen, wenn das Spektakel in den Rillen eingefangen ist.
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