Schon damals faszinierte der Graham mit einer so sanft laufenden Höhenverstellung, dass Veränderungen sogar während des Abspielvorgangs möglich waren. Eine durchdachte Skalierung macht die einmal gefundenen Einstellungen präzise reproduzierbar. Auch das an der Lagerbuchse verschraubte, abnehmbare Tonarmrohr, das den Wechsel von im Armrohr vorjustierten Tonabnehmern enorm erleichtert, war von Anfang an Teil des Graham-Konzeptes. Im Lauf der Modellpflege wurde die Schraubverbindung, die einigen Puristen als Schwachpunkt galt, immer weiter perfektioniert. Einen riesigen, nicht wegzudiskutierenden Vorteil hat ein abnehmbares Headshell respektive ein solches Tonarmrohr auf jeden Fall: Der Tonabnehmer braucht nicht mehr auf dem Plattenspieler justiert zu werden. Man kann das Tonarmrohr und das System bequem auf einem Tisch und bei optimaler Beleuchtung in die Idealposition bringen – vorausgesetzt natürlich, der Arm wird mit einer Montagevorrichtung wie der des Phantom geliefert: Bob Graham hatte die großartige Idee, eine Lehre zu konstruieren, in die das Tonarmrohr samt Abtaster so eingelegt wird, dass unter eine Plexiglasplatte die Position der Nadelspitze präzise eingestellt werden kann. Aber es geht ja nicht nur um diesen Punkt, sondern auch darum, den Tonabnehmer im richtigen Winkel im Arm einzubauen. Dank Bob Grahams Lehre braucht man sich dabei nicht länger an Gehäusekanten zu orientieren, von denen ja niemand mit Gewissheit sagen kann, ob sie wirklich hundertprozentig parallel oder im 90-Grad-Winkel zum Nadelträger stehen. Beim Graham richtet man den Nadelträger parallel zu zwei in die Plexiglasplatte gefrästen Linien aus – und ist sicher, dass der Einbau der berechneten Armgeometrie entspricht. Eine nahezu geniale Lösung, die Micha Huber dann bei seinem Thales Simplicity Arm noch perfektionierte.
Mindesten ebenso innovativ wie die Idee zur Justage des Tonabnehmers ist Bob Grahams „Magneglide Stabilization“, die mir im Jahre 2005 im ersten Phantom Modell begegnete.
Wie der Name andeutet, ist das ein magnetisches Stabilisierungssystem: Auf Höhe der Lagerschale ist am sie umgebenden Gehäuse rechtwinklig zum Tonarmrohr ein sehr kräftiger Neodym-Magnet angebracht, dem ein zweiter gegenüber steht. Letzterer ist höhenverstellbar an einem Ausleger montiert, der den Drehbewegungen des Arms folgt. Durch die Veränderung der Höhe des Magneten im Ausleger kann man sehr feinfühlig die Azimuth-Einstellung des Armes vornehmen. Ein auf einem Hebelarm verstellbares Gewicht ist per Faden mit dem Ausleger verbunden und erzeugt die Kraft für das Antiskating. Die wichtigste Funktion der sich anziehenden Magnete ist jedoch die fast völlige Beseitigung jeglicher Taumelbewegung: Der Arm wird in der horizontalen Ebene nahezu fixiert. Besonders elegant wirkt die Konstruktion dadurch, dass sie die genannten Kräfte berührungslos auf den Arm überträgt. Das Magneglide-System macht den Bau eines Einpunkt-gelagerten Armes mit einem Neutralen Gleichgewichts erst möglich und scheint mir noch heute der wohl größte Fortschritt bei der Konstruktion von Einpunkt-gelagerten Tonarmen in den letzten Jahrzehnten zu sein.
Noch kurz zum Neutralen Gleichgewicht: Dabei liegt Schwerpunkt der Armes auf Lagerhöhe und nicht wie bei vielen Einpunkt-Armen aus Stabilitätsgründen deutlich darunter; hier spricht man dann von Stabilem Gleichgewicht. Das Neutrale Gleichgewicht hat aber den Vorteil, dass sich die Auflagekraft selbst bei Platten mit Höhenschlägen nicht ändert. Liegt der Schwerpunkt des Armes jedoch unter dem Lagerpunkt, erhöht sich die Auflagekraft beim Weg „bergauf“, während sie bei der Abwärtsbewegung abnimmt. Diese Probleme gibt es dank der Magneglide Stabilization beim Graham Phantom nicht mehr. Wirklich schade, dass ich den Elite auf dem LaGrange nicht montiert bekomme, denn schon der erste Phantom harmonierte vor Jahren ganz vorzüglich mit dem Laufwerk.
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