Manche Tests sind das Resultat langer Planung, andere ergeben sich spontan. Zu letzteren zählt dieser. The Pickup war noch im SME V montiert, den Einstein-Chef Volker Bohlmeier nach der High End zusammen mit dem Air Force One in meinen Hörraum wuchtete. Da ein Test mit zwei Unbekannten wenig Sinn macht, wollte ich zuerst den Tonabnehmer genauer kennenlernen.
Extrem verwöhnte Analog-Fans, die meinen, Laufwerke vom Kaliber eines Air Force One verdienten noch besseres als den bewährten SME, kann ich übrigens beruhigen: Für die eingehende Beschäftigung mit dem Analog-Monument von TechDAS liegt schon ein von Graham speziell für die Japaner gefertigter Tonarm bereit. Und ein nach TechDAS-Wünschen von Yoshio Matsudaira konstruierter Abtaster ist ebenfalls schon bestellt. Aber natürlich möchte ich das Graham-Derivat auch mit The Pickup hören. Der Einstein-Tonabnehmer ist nämlich das Produkt einer Kooperation zweier alter Bekannter aus der Hifi-Szene. Da ist zum einen – wie schon erwähnt – Volker Bohlmeier, dessen Musikgeschmack ich schon seit Jahrzehnten kenne: Für ihn sind bei all seinen Produkten, egal ob er sie vertreibt oder für die Marke Einstein entwickeln lässt, ein mitreißender Groove, eine gute Portion Druck im Bass und jede Menge Dynamik einfach unverzichtbar. Kein Wunder also, dass er sich jahrelang mit der Modifikation von EMT-Tondosen beschäftigte, die er unter dem Markennamen Tubaphon in seinem Portfolio hatte. Ich gebe gerne zu, dass ich in den Jahren 1982 bis 1996 ebenfalls eine ausgeprägte EMT-Phase hatte, in der ich nahezu ausschließlich aus Tondosen ausgebaute Generatoren mit Paroc-, Fineline- oder van-den-Hul-Nadelschliffen, Tubaphons oder Roksan-Shiraz' hörte – aus denselben Gründen wie Volker Bohlmeier.
Dessen Partner bei der Konstruktion von The Pickup war Leif Johannson, der seit einigen Jahren für Ortofon als Entwickler tätig ist. Er hat unter anderem das limitierte 90th-Anniversary-Model des SPU gebaut, das mich vor Jahren bei einem Test nachhaltig beeindruckte, verband es doch auf großartige Weise die Vorzüge des klassischen SPU mit einer zeitgemäßen Auflösung und Feinzeichnung. Ich bin jetzt schon auf die Variante zum 95. Firmenjubiläum gespannt: Was hinter den Kulissen auf der High End zu sehen war, wirkte zumindest ungemein vielversprechend. Auch das aktuelle Ortofon-Topmodell Anna Heritage, das beim Test des Catano aus der Klangwellenmanufaktur einen nicht unwesentlichen Anteil am enorm positiven Ergebnis hatte, trägt natürlich Leif Johannsons Handschrift.
Von der Bauform her erinnert der Einstein-Tonabnehmer ein wenig an die SPU-N-Modelle, die mit dem entsprechenden Adapter in Tonarmen mit dem üblichen Halbzoll-Headshell montiert werden können. Der Korpus von The Pickup besteht aus Dur-Aluminium, das Volker Bohlmeier beim Test von Prototypen Titan vorzog. Dieses habe zwar in einigen Teilbereichen Vorzüge, klänge in Summe aber nicht so stimmig wie eben ein Alu-Korpus. Auch bei der übrigen Materialauswahl setzte er meist auf Bewährtes. Statt aus einer der bei Ortofon bei den hochpreisigen Modell gern eingesetzten Gold/Silber-Kombinationen bestehen die Spulenwicklungen von The Pickup aus hochreinem Kupfer. Sie werden auf einen quadratischen Spulenträger aufgebracht, den ein Boron-Stäbchen mit dem Diamanten mit Shibata-Schliff verbindet. Der Innenwiderstand der Spulen liegt bei 12 Ohm, die Ausgangsspannnung bei 0,4 Millivolt. The Pickup stellt also keine übermäßigen Anforderungen an nachfolgende Phonostufen. Einsteins The Turntable's Choice in der symmetrischen Variante beispielsweise, der seit nun fast einem Jahrzehnt seinen Platz in meiner Kette behauptet, machte selbst bei der Hälfte des genannten Wertes in puncto Signal/Fremdspannungsabstand noch keinerlei Probleme.
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