Nach dieser Aufregung muss etwas Beschaulicheres her, die schweizer Jazzsängerin Susanne Abbuehl mit einem Song von Luciano Berio „Black is the colour of my true love’s hair“ aus der CD Compass. Dieser Titel wurde eher bekannt durch Nina Simone, allerdings gelingt der Schweizerin hier eine hervorragende Interpretation des Songs. Aufgenommen wurde das Album von Erik Kongshaug in den Rainbow Studios, was für sich allein schon für Qualität spricht. Bei diesem sehr minimalistisch arrangierten Titel wird die ausdrucksstarke Stimme von Abbuehl nur begleitet von Klarinette und Bassklarinette. Beide Instrumente sind tonal klar voneinander zu unterscheiden, auch kann man hören, dass der Bassklarinettist etwas weiter hinten steht. Sensationell ist allerdings die Stimmwiedergabe der Jazzsängerin, so vollkommen natürlich und ohne künstliche Artefakte habe ich diese noch nie gehört. Wie gesagt, die Aufnahme ist hervorragend und wird auf den meisten Anlagen gut klingen, was aber tatsächlich in ihr steckt, kam erst mit diesen beiden Geräten zum Vorschein.
Was die Kombi an sagenhafter Dynamik liefern kann zeigt uns Pete Escovedo, der legendäre Percussionist mit mexikanischen Wurzeln und seiner Bigband. Die Musik könnte man als Latin Jazz bezeichnen. Gleich beim zweiten Stück „La Cuna“ aus der CD Live! Geht es richtig zur Sache. Diese Scheibe habe ich schon auf verschiedenen Anlagen gehört, das lässt sich am Anfang sehr gut anhören, mit unheimlichem Drive durch die Rhythmusgruppe. Bis dann die Blechbläser das erste Mal richtig zuschlagen. Hier hört der Spaß dann meistens auf, der Sprung zum Lautstärkeregler schafft etwas Linderung. Üblicherweise bekommt der Aufnahmeingenieur dann die Meinung gesagt... obwohl er gar nichts dafür kann. Über die Kombi hier kommen die Blechbläser mit der gleichen Brachialgewalt rüber, aber ohne Verzerrungen mit ganz klarem Ton. Natürlich wird jetzt aus der Bigband kein Blockflötenorchester, die Instrumente behalten ihre natürliche Attacke. Gegen Ende des Stücks gibt es dann noch eine Percussionseinlage, bestehend aus Congas, Schlagzeug und Timbales. Die stark abweichenden tonalen Eigenheiten der einzelnen Instrumente sind ganz klar und einfach herauszuhören. Super!
So, alles schön und gut, aber was passiert, wenn man eine Hardrockband wie Deep Purple einmal zu Wort kommen lässt? Wird dann alles schön glatt, ohne Ecken und Kanten? Sozusagen Hardrock light? Kuschelrock? Aufschluss gibt hier die Liveaufnahme Made in Japan. Der Gitarrist der Band, Ritchie Blackmore soll einmal gesagt haben: Das Arrangement eines Songs interessiert mich überhaupt nicht, ich möchte nur so laut und so schnell spielen wie möglich. Dafür hat er sich seinen Marshall Major Stack von Jim noch einmal auf 270+ Watt aufblasen lassen. Von diversen Boden-Soundeffektgeräten – im Musikerjargon auch Tretminen genannt – hielt er gar nichts, seine Geheimwaffe war eine alte Aiwa Bandmaschine(!), über deren Eingangsverstärker er den Marshall Amp noch einmal einen Gang höher schalten ließ. An seiner Stratocaster benutzte er nur den Lead- und Halspickup, den mittleren Pickup (typisch für den Fender Sound) hatte er stillgelegt. Mit so Kinderkram wie Zwischenpositionen á la Mark Knopfler hatte er sich gar nicht erst abgegeben. Ähm, wo war ich eigentlich? Ach ja, Digitalequipment. Das G-moll-Blues-Riff aus „Smoke On The Water“ hat ja jeder schon einmal irgendwo gehört. Wobei ich sagen muss, wer Blackmore über den Marshall Major Stack einmal live aus der Nähe gehört hat, weiß, dass keine Hifi Anlage der Welt in der Lage ist, diesen Sound authentisch wiederzugeben. Keine! Für uns aber ist interessant, dass sich die Aurender-totaldac-Kombi der neuen Herausforderung stellt und jetzt wie verwandelt spielt. Nix mit Hardrock light, das geht ab, wie Schmitz’ Katze! Die schwere Artillerie, die hier aufgefahren wird, kommt schon auch so rüber!
Allgemein lässt sich sagen, je geringer das Rauschen, desto mehr Feininformationen können übertragen werden. Das klingt wie eine Binsenweisheit, wird aber mit dieser Kombination wieder einmal deutlich herausgestellt. Wenn man wissen will, warum Anne-Sophie Mutter auf einer Stradivari spielt und nicht auf einer Fiedel für 89Euro, dann ist – natürlich neben dem Konzertbesuch – diese Kombination absolut geeignet. Der Begriff Klangfarbe bekommt hier eine völlig neue Dimension. Phänomenal ist auch die absolute Ruhe, mit der die Musik geboten wird. Dieser Effekt ist schwer zu beschreiben; damit ist nicht gemeint, dass man immer kurz vor dem Einschlafen ist. Am ehesten erinnert dies an ein gutes Schallplatten-Masselaufwerk, welches eben durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist und die Musik weniger nervös erscheinen lässt. Das sind so Dinge, die einem manchmal erst bewusst werden, wenn der Postler dreimal klingelt und die Geräte wieder abholt. Spätestens dann wird klar, wie viel man verloren hat und wie unruhig manchmal die Musikwiedergabe sein kann. Neben der tonalen Finesse kommen auch Räumlichkeitsfetischisten voll auf ihre Kosten! Fokussierung, Tiefenstaffelung und all die Dinge, die mit der Musik eigentlich nichts zu tun haben, sind auf entsprechend hohem Niveau. Das würde ich in dieser Klasse allerdings auch erwarten. Man merkt aber auch sofort bei Aufnahmen, die im Multitrackverfahren aufgenommen wurden, dass hier etwas nicht stimmt. Beispielsweise bei dem Multiinstrumentalisten Stephan Micus, der alle Instrumente selbst spielt, aber eben nacheinander aufnimmt. Zwangsläufig. Der Aufnahmeraum ist immer der gleiche, trotzdem teilt uns die Anlage unverblümt mit, dass hier etwas künstlich ist.