Ein Härtetest ist für mich immer eine Aufnahme der Musica Antiqua Köln mit Reinhard Goebel. Das Ensemble wurde vor circa 30 Jahren gegründet mit dem Ziel, der historischen Aufführungspraxis möglichst nahe zu kommen. Zur damaligen Zeit noch eine sehr idealistische Bewegung. Jedenfalls können die verwendeten Originalinstrumente für heutige Ohren etwas kratzig klingen, dazu kommt noch die Aufnahmetechnik der Deutschen Grammophon, deren Aufnahmen im Hochtonbereich mitunter etwas spitz klingen können. Wie tut das Ganze nun mit den Swiss Cables? Natürlich wird daraus jetzt keine RCA Living Stereo Aufnahme, aber die Instrumente klingen jetzt viel harmonischer, ohne dass nun irgendetwas beschönigt wird. Der Charakter der Aufnahme bleibt vollständig erhalten, aber es kommt einfach mehr Musik heraus! Klasse!
Als nächstes habe ich eine Scheibe des Art Ensemble of Chicago aufgelegt, Third Decade. Diese Avantgarde-Truppe, im Jahr 1960 gegründet, hatte immer besonderen Wert auf die schwarze Identität der afro-amerikanischen Musiker gelegt. Auch die Musik soll auf die afrikanischen Wurzeln des Jazz hindeuten. Meistens traten die Musiker in voller Kriegsbemalung und afrikanisch inspirierter Kleidung auf. Ein Markenzeichen der Musik ist die Vielfalt der gespielten Instrumente, insbesondere auch bei den verwendeten Percussionsinstrumenten. Bei dieser Platte habe ich insgesamt 70 Instrumente gezählt! Das 1984 eingespielte Album Third Decade stellt gleichzeitig das Ende der Zusammenarbeit mit dem ECM Label dar. Auch ist die Musik nicht mehr ganz so avantgardistisch, oder wie der Bayer sagen würde: vogelwuid. Bei dem ersten Titel „ Prayer for Jimbo Kwesi“ wirkt das Ganze noch entspannt und harmonisch, was sich aber dann schnell ändern wird. Interessant ist hierbei Track 4 mit einer Vielzahl von Percussionsinstrumenten. Nach einem etwas spacigen Kontrabassintro hat der Schlagzeuger dann sämtliche Glöckchen, Cymbals und was weiß ich alles ausgegraben, die nun mit erstaunlicher Präzision und Natürlichkeit ohne hart zu klingen im Raum stehen. Diese Instrumente sind harmonisch sehr komplex und nicht einfach wiederzugeben. Das menschliche Gehör registriert sofort, wenn hier etwas unnatürlich klingt.
Sagte ich bereits, dass mit dem kompletten Satz Swiss Cables die Musikanlage überaus organisch und musikalisch spielt? Das Swiss Cables Design scheint mehr ein Gesamtkonzept zu sein als ein einzelnes Super-Kabel. Wobei ein einzelnes Kabel bereits die Richtung vorgeben wird. Wahrscheinlich hat jeder von uns eine Mischung unterschiedlicher Hersteller, die sich im Laufe der Jahre so entwickelt hat. Bei den Kabeln der Schweizer erreicht man die beste Performance, wenn sämtliche Kabel gewechselt werden. Gut für die Firma, ist aber so! Verglichen mit meinem eigenen Kabelgemisch erscheint die Schweizer Kombi klarer, transparenter mit mehr Dynamik, hat aber etwas weniger Volumen. Dies ist wohl auf die bessere Kontrolle im Grundton- und Bassbereich zurückzuführen. Auch wirkt die Größenabbildung etwas kleiner, was bei Lautsprechersystemen mit Hörnern ein großer Vorteil sein kann.
Der Mittenbereich wirkt minimal zurückgezogener, relaxter, dadurch scheinen die Musiker einen Schritt nach hinten getreten zu sein. Auch Aufnahmen, bei denen man das Gefühl hat, hier sind die Mikrofone ins Klavier gefallen, klingen hiermit wesentlich natürlicher und richtiger. Aber auch weniger vordergründig spektakulär. Die Wiedergabe ist sehr filigran mit unheimlich vielen Klangfarben. Letzteres ist mir persönlich sehr wichtig. Die äußerst schwierige Wiedergabe einer Solo Violine gelingt zusammen mit den Swiss Cables so perfekt wie noch nie! Wie überhaupt klassische Musik unheimlich von der Homogenität der Wiedergabe profitiert.
Bei dieser Performance fällt mir immer der Satz eines japanischen Röhren Gurus ein: kein überflüssiger Klang! Dies bezog sich zwar auf etwas ganz anderes, trifft aber bei dem Schweizer Produkt die Sache im Kern. Mit Swiss Cables kenne ich nun bereits den zweiten Hersteller hervorragender Kabel aus der Schweiz, ob das wohl an der guten Bergluft liegt?
Letztlich kommt der Klang natürlich von den Hauptkomponenten, die Kabel können hier nur unterstützend wirken. Nun hat mein Lautsprecher einen Kennschalldruck von 98 Dezibel, was bewirkt, dass ich kleinste Veränderungen hören kann, die sich aber nicht unbedingt in einem anderen System ebenfalls so auswirken müssen. Um eine universellere Beurteilung zu erhalten, hat sich Kollege Sommer auch in seiner Anlage Swiss Cables angehört. Hier seine Erfahrungen:
Den ersten Kabelsatz begleitete Anton Suter, der die Verantwortung für die Fertigung und den Vertrieb von Swiss Cables übernommen hat, im meinen Hörraum. Im Gegensatz zum röhrenaffinen Kollegen – ich höre, wie mir gerade bewusst wird, ja momentan auch Röhrenvor- und Endstufen, allerdings ohne diese Verstärkungsart prinzipiell zu bevorzugen – benötige ich recht lange NF-Kabel zwischen Vor- und Endstufen und zwar symmetrische. Und bei der Ayon Epsilon finden auch nur Lautsprecherkabel mit Gabelschuhen Anschluss. Da ich die aber nicht ausdrücklich bestellt hatte, musste kurzfristig der ganz hervorragende Einstein The Poweramp, der sonst in der Anlage im Wohnzimmer Dienst tut, für Verstärkung sorgen – natürlich erst einmal mit den in meiner Kette üblichen Kabeln. Für die Stromversorgung verwende ich noch immer eine vom ehemaligen deutschen Cello-Vertrieb in Handarbeit gefertigte Zuleitung mit großem Querschnitt. Als das Swiss Cable diese ersetzte, gewann die Wiedergabe an Feinzeichnung und Feindynamik, die Abbildung geriet etwas luftiger und minimal weiträumiger. Kurz: Es gab einfach mehr (Detail-)Informationen zu entdecken.