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Kondo Souga – Teil 2

13.08.2013 // Marek Dyba

Wenn man versucht, den Klang des Souga zu analysieren – mal angenommen, irgendjemand würde das noch wollen, nachdem er ihn gehört hat –, könnte man einige klangliche Disziplinen nennen, die wahrscheinlich noch ein wenig besser wiedergegeben werden könnten. Aber dennoch: Wenn man Musik hört, kümmert man sich nicht um audiophile Unvollkommenheiten, weil man vor der Anlage sitzt, den Atem anhält und auf eine weitere Überraschung wartet und die absolut unangestrengte Art bewundert, in der dieser Verstärker das Wesentliche einer jeden Aufnahme wiederzugeben pflegt. Man ist fasziniert von der erstaunlichsten Musikreproduktion, die man je gehört hat, und deshalb kümmert es einen nicht, ob einige andere Verstärker möglicherweise ein wenig mehr Wucht oder mehr Durchsichtigkeit bringen könnten – wen stört's? Hören Sie einfach ein paar Aufnahmen der talentiertesten Musiker, die Sie kennen: Diese Personen kommen selbst aus der entferntesten Vergangenheit zu Ihnen, um Ihre Freunde zu werden und wundervolle Musik für Sie zu spielen. Schon nach einer kurzen Zeit kommt Ihnen das alles ganz normal vor: Einige alte Freunde kommen, um bei Ihnen zu Hause für Sie zu spielen. Louis Armstrong, Miles Davis und Tomasz Stańko schauen jeden Donnerstag um 20 Uhr vorbei.

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Der Souga ist kein totaler Allrounder, zuerst einmal braucht man einen hochwertigen, leicht zu treibenden Lautsprecher. Denn auch wenn die acht Watt dieses Verstärkers mehr Leistung zu haben scheinen als die acht Watt meiner 300B SET, bleiben es immer noch acht Watt, und da sind Lautsprecher mit einem Wirkungsgrad von über 90 Dezibel dringend angeraten. Zweitens ist der Souga auch mit den passenden Lautsprechern wie zum Beispiel den Ardento Alter nicht die erste Wahl für Menschen, die am liebsten Rock, Metal oder HipHop hören. Für dies Art Musik sollte man sich besser einen schönen, leistungsstarken Transistor-Amp kaufen. Das bedeutet nicht, dass es dem Souga an Dynamik fehlt, überhaupt nicht! Ich habe sogar eine Menge reichlich dynamischen Rock von AC/DC damit genossen. Aber ich habe erfahren, dass diese Musik auf bessere, überzeugendere Art wiedergegeben werden kann. Aber wenn Sie am meisten Spaß daran haben, akustische Musik zu hören wie Jazz, Blues, Klassik – die hohe Kanaltrennung und Auflösung dieses Verstärkers macht es möglich, auch großorchestrale Werke zu genießen – und so weiter, dann kann ich Ihnen keine bessere Stereo-Endstufe empfehlen als den Souga. Das ist ebenso klar wie einfach. Ich kann nicht behaupten, dass er die beste Endstufe der Welt ist, weil ich sie nicht alle gehört habe, aber der Souga ist so gut, dass ich keinen Grund sehe, noch weiter zu suchen – natürlich nur wenn man ihn sich leisten kann.

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Wenn Sie es geschafft haben, bis zu diesem Punkt dieses überschwänglichen Textes zu gelangen, müssen Sie bemerkt haben, dass ich anders als in den übrigen Tests die allfälligen Klangkriterien nur wenig herausgearbeitet habe. Das unterscheidet diesen Test von den anderen. Aber in diesem Fall sehe ich keinen Sinn darin, auf die üblichen Klangkriterien einzugehen. Beim Souga dreht sich alles um Musik, nicht um den Klang.

Es geht darum, wie nah er den Hörer an die Musik heranbringt, an die Musiker, an die Emotionen, die die Musik uns vermitteln soll, so wie sie es bei einem Live-Konzert tut. Andere High-End-Verstärker versuchen, uns ebenfalls so nah wie möglich an ein Konzerterlebnis heranzubringen, aber mehr auf der klanglichen als auf der musikalischen Seite. Sie versuchen, laut genug zu spielen, mit stimmiger Dynamik, einer großen imaginären Bühne, Kraft und so weiter. Was der Kondo bietet, ist derselbe Kick, den ein Live-Konzert vermittelt, eine enge Beziehung mit den ausführenden Musikern, ja, den direkten Kontakt mit ihnen. Man fühlt einen Schauer den Rücken hinunterlaufen, wenn der große und einzigartige Luciano Pavarotti „Nessun Dorma“ singt oder der fantastische Miles Davis das Concierto de Aranjuez spielt. Da spielt es überhaupt keine Rolle, dass die Aufnahme vor 50 Jahren stattfand und das Vinyl ein wenig knistert und rauscht. Es geht vor allem um den beinahe lebensechten Kontakt mit der wundervollen Musik, die die Seele berührt und enorme Gefühle hervorruft. Für mich war die Begegnung mit dem Souga Liebe auf den ersten Blick, die aber in Anbetracht des Preises eine platonische bleiben wird. Ich wette, dass viel Menschen, die die Möglichkeit hatten, den Souga zu hören, dasselbe empfinden werden. Dieser Test war zuerst einmal eine überraschende Erfahrung für mich und zweitens löst er ein Problem in der Zukunft: Wenn ich mal ein reicher Mann sein werde, brauche ich keine Zeit mehr darauf zu verschwenden, welchen Verstärker ich mir vorrangig zum meiner privaten Freude kaufen werde – für dem Job als Tester gibt es gewiss einige geeignetere.

 

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