In diesen Netzkabeln verwendet Knut Cornils ein anderes Dielektrikum, das an der strompotenteren A3.5 noch etwas besser „klingt“. Doch auch die E1r profitieren von diesem Netzkabel: Sie verleihen den Monos eine Spur mehr Autorität. Die A3.5 sind übrigens mit einem Neutrik XLR-Eingang ausgestattet, der nicht als vollsymmetrischer Eingang konzipiert ist. „Keines der Valvet Geräte ist vollsymmetrisch aufgebaut“ bestätigte mir Knut Cornils. „Richtig gemacht, muss man den Aufwand schlichtweg verdoppeln, was meinem ‚Keep it simple‘ Prinzip widerspricht“.
Den A3.5 gönnte ich die gleiche Einspielzeit wie den E1r-Monos, bevor es ans Hören ging. Übrigens benötigen sowohl die E1r als auch die A3.5 circa eine halbe Stunde, bis sie sich so richtig Fahrt aufnehmen. Trotz der deutlich größeren Leistung der A3.5 konnte ich auch diesmal weder Brumm noch Rausch an meinen Schallwänden vernehmen – einfach klasse! Ohne weitere Valvet-Verstärker gehört zu haben, äußere ich jetzt die Vermutung, dass diese wohl alle denselben Klanggrundcharakter haben werden. Dies bestätigt sich auch im direkten Vergleich zwischen den E1r und A3.5: Beide Endstufen sind auf zack, bieten ein involvierendes, musikalisches Klangbild, besitzen jedoch durchaus unterschiedliche Tugenden.
Die Valvet A3.5 legen in Sachen Auflösung, Feindynamik und Raumabbildung noch eine Schippe drauf, aber das herausragendste Merkmal, ist die enorme Autorität, mit der sie aufspielen – speziell in Sachen Bassperformance. Nichts bringt sie wirklich aus der Ruhe: Aus einem rabenschwarzen Raum heraus entsteht eine wie in Stein gemeißelte breite Bühne, die sich auch durch die vorhin genannten Musikbeispiele nicht erschüttern ließ. Der abgrundtiefe Subbass auf Björks „Yoga“ blieb stets fest im Griff der A3.5 – da kam aber auch gar nichts ins Schwimmen. Bruckners 4te geriet mit den A3.5 Monos zu einer spektakulären Angelegenheit. Unter dem einzigartigen Celibidache wird speziell die Coda zu einem dramaturgisch fesselnden Erlebnis und dank der A3.5 zu einer akustischen Delikatesse. Sie ahnen es wahrscheinlich schon: Die Valvet A3.5 lassen dort ihre Muskeln spielen, wo die E1r einen nicht ganz so ausgeprägten Bizeps aufweisen können. Dabei stellen beide Endstufenausführungen in ihrer Präsentation Musikalität sowie Live-Charakter in den Vordergrund. Die E1r punkten dort mit einer extra Portion Charme, wo die A3.5 Autorität betont. Von besser oder schlechter kann im direkten Hörvergleich nicht die Rede sein, beide klingen „richtig“. Hier werden im Falle einer Kaufentscheidung – die Lautsprecherfrage mal beiseitegelassen – der persönliche Geschmack und die Hörgewohnheiten entscheiden müssen.
Wie bereits angedeutet blieb es nach der Begegnung mit den E1r nicht allein bei der Neugier auf die A3.5 Push-Pull-Endstufen. Ich wollte wissen, wie eine Kombination mit einem Valvet Vorverstärker klingt. Mit seiner Philosophie, alle Vorstufen mit Ausnahme der Soulshine im Shunt-Regulated-Push-Pull-Prinzip zu konzipieren, trifft Knut Cornils bei mir auf offene Ohren. Nach wie vor ist diese, Ende der Sechziger Jahre erstmalig vorgestellte Schaltung nicht allzu häufig anzutreffen. Das röhrenbasierte Konzept ohne Gegenkopplung ist mit Operationsverstärkern oder Transistoren nicht realisierbar – der Klirrfaktor ohne Gegenkopplung wäre einfach zu groß. Bei SRPP-Schaltungen werden die Röhren gegentaktgeschaltet, liegen aber gleichspannungsseitig in Serie: Diesem Konzept spricht man Schnelligkeit und Linearität zu, die sich klanglich in einem unvergleichlichen Live-Charakter mit schönen Klangfarben und den typischen Röhrentugenden in der Mitten- oder Stimmwiedergabe widerspiegelt.
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