In diesem Zusammenhang hatte Ralph Krebs auch noch eine sehr interessante Information parat. Er erklärte mir, dass beim Kauf eines jeden seiner Lautsprecher eine Feinjustage und Anpassung auf den Hörplatz inbegriffen ist. Jeder Käufer kann also sicher sein, dass der Lautsprecher im eigenen Umfeld dann auch optimal spielt.
Viele Cessaro Lautsprecher werden nach Übersee – nein, nicht das Kaff am Chiemsee – geliefert und können den länderspezifischen Hörgewohnheiten angepasst werden. Beispielsweise wird für den Export in die USA ein anderes Basschassis eingebaut. Es gibt kein Land auf der Erde, in welchem Cessaro Lautsprecher stehen, in dem Krebs nicht die Erstaufstellung selbst durchgeführt hat. Interessanterweise scheint ein trockener und schneller Bass nicht überall auf der Welt auf Wohlwollen zu stoßen.
Nun aber zur Musik: Als erstes habe ich Tord Gustavsen The Ground aufgelegt. Diese CD ist wieder ein Meisterstück von Maestro Kongshaug, aufgenommen in seinen Rainbow Studios in Oslo. Somit bleibt alles im Lande, die Musiker sind ebenfalls allesamt aus Norwegen. Zur Zeit wird man ja überschwemmt mit Klavier-Jazztrios, die sich teilweise nur geringfügig voneinander unterscheiden. Die Musik dieser drei unterscheidet sich durchaus von der sonst gebotenen Massenware; Interessanterweise hat es das Album The Ground bis zur # 1 der norwegischen Popcharts(!) geschafft. Die Musik enthält nordisch-klare, minimalistische Formen mit verhaltenen rhythmischen Strukturen. Wenn Miles Davis in der Cooljazz Ära Klavier gespielt hätte, wäre vielleicht so etwas herausgekommen.
Die Chopin ist hier mehr gefordert, die Feindynamik und die subtilen harmonischen Strukturen adäquat wiederzugeben. Ansonsten plätschert die Musik nur so vor sich hin und landet dann schnell in der Rubrik Rasiermusik. Mit der Chopin bleibt die Spannung der Musik erhalten, die Anschlagsdynamik der Akkorde und Klavierläufe wird wunderbar wiedergegeben. Aber auch die vielfältigen Klangfarben, die ein Konzertflügel für uns bereithält, werden mit dem Lautsprecher sehr realistisch dargestellt. Dass ein Hornsystem grobdynamisch auf den Punkt spielt, setzt man irgendwie voraus.
Als nächstes Stück mal was für die Galerie: „Stratus“ aus dem Album Spectrum von Billy Cobham. Dies war sein Debut-Album im Jahre 1973. Das Ganze gehört zum Genre Jazz-Fusion, welches seinerzeit unter anderem durch Miles Davis und das Mahavishnu Orchestra populär gemacht wurde. Prägend bei „Stratus“ ist das monoton-treibende Bassriff, gespielt von Lee Sklar am Fender Precision. Das Stück hat einige interessante Themen, aber die dominierende Kraft bleibt die Basslinie. Stratus war seinerzeit sehr populär, wurde später in gecoverter Form von Massive Attack unter der Bezeichnung Safe from Harm übernommen. Massive Attack ? Die Älteren unter uns dürfen jetzt heimlich Google zu Hilfe nehmen.
So, jetzt wollen wir doch einmal sehen, wie Billy über die Chopin rüberkommt. Auch auf die Gefahr hin, dass mir irgendein Fan eine Briefbombe schickt, würde ich Cobham mehr als Holzhacker bezeichnen. Also das genaue Gegenstück zu Filigrantechnikern wie Paul Motian beispielsweise. Und mit genau dieser Kraft und diesem Schub wird die Musik über die Chopin wiedergegeben. Stillsitzen geht da nicht! Der dreckige Blues-Rock-Sound des 22 jährigen Tommy Bolin auf seiner Gibson Les Paul war eine perfekte Ergänzung zu der damals innovativen Musik (1973!). Die CD ist tontechnisch nicht der Wahnsinn, wahrscheinlich die 25. Kopie vom Masterband gezogen, trotzdem spielt das überhaupt keine Rolle, wenn das alles so geboten wird, wie über die Chopin. Letzterer würde sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen! Oder vielleicht doch...
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