tests/13-07-12_cessaro
 

Cessaro Chopin

13.07.2013 // Jürgen Saile

Der Ein-Zoll-Kompressionstreiber wird vom japanischen Hersteller TAD beigesteuert. Der hier eingesetzte Typ 2001 besitzt ebenfalls einen Alnicomagneten sowie eine Membran aus Beryllium. Dieses Membranmaterial verbindet alle Eigenschaften, die für diese Anwendung wichtig sind: geringes Gewicht, hohe Festigkeit und hohe Dämpfung.  TAD ist ein Subunternehmen der Pioneer AG, die seit 1978 professionelle Treiber und Chassis für Tonstudios herstellt. Qualitativ gehören diese zum besten, was der Markt zu bieten hat. Bei dieser Chassisauswahl sind die Erwartungen dann schon gleich einmal sehr hoch!

Die TAD Horntreiber werden paarweise geliefert, aber von Cessaro trotzdem noch einmal selektiert. Die gemessenen Daten werden gespeichert, falls einmal Ersatz erforderlich sein sollte. Dies gilt natürlich auch für Supravox, hier dürfte der Selektiervorgang allerdings etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Die Weiche ist als Sechs-Dezibel-Weiche ausgelegt. Bedingt durch das Hochwirkungsgrad-Basschassis ist die Belastbarkeit des gesamten Lautsprechers auf 20 Watt begrenzt. Wenn nun jemand hier einen 200 Watt Transistor-Klopper dranhängt, wird er den Unmut des Supravox schnell zu spüren bekommen, oder anders ausgedrückt: Das kann schnell ins Auge gehen. Mal abgesehen davon, dass es in 99 Prozent der Fälle nicht gut klingen wird. Diese Partner mögen sich einfach nicht!

Alnico als Magnetmaterial war bis etwa1957 im Einsatz und wurde dann durch Ferrit oder später Neodym ersetzt. Nun gibt es noch immer Diskussionen, was denn nun besser klingt und ob es überhaupt einen Unterschied gibt. Um mich hier einmal aus der Affäre zu ziehen: TAD ist ein Hersteller für professionelles Equipment, da geht es eigentlich nicht um Nostalgie, sondern nur um Fakten. Wenn dieser dann Alnicomagneten einsetzt...

Kein Donut mit Schokoverzierung (so meine Tochter), sondern das sehr kurze Kugelwellenhorn in massiver Bauweise
Kein Donut mit Schokoverzierung (so meine Tochter), sondern das sehr kurze Kugelwellenhorn in massiver Bauweise

Zurück zur Chopin. Das Hochtonhorn mit einem Durchmesser von 19 Zentimetern wird per CNC aus Massivholz gefräst. Die Wandstärke beträgt vier Zentimeter. Dies hat den Vorteil, dass überhaupt nur äußerst geringfügige Resonanzen auftreten können. Das bedeutet dann natürlich auch weniger Verfärbungen. Der Hornverlauf endet am Hornmund in einem breiten Wulst. Damit wird ein Problem vermieden, das sonst alle Hörner mit einem mehr oder weniger scharfem Rand haben: Sekundärreflexionen am Hornmund. Diese würden die Abbildungsschärfe deutlich reduzieren.

Neben dem hier verwendeten Zebranoholz können natürlich auch andere geeignete Holzarten gewählt werden. Der TAD Treiber kann ohne Adapter direkt an das Horn angeschlossen werden, womit von der Membran bis zum Hornmund ein gleichmäßiger Kurvenverlauf gewährleistet wird. Das Horn ist nur 65 Millimeter kurz, Ralph Krebs bevorzugt kurze Hörner, weil es hiermit – bei richtiger Auslegung der Weiche – keinerlei Tröten mehr gibt. Zudem liegen Horntreiber und Basschassis auf einer Ebene in Bezug auf die Z-Achse. Time aligned auf Neudeutsch; das gehört bei Cessaro zum selbstverständlichen Standarddesign.

Der Mittelteil des Lautsprechers, der das Basschassis und das Horn trägt, ist aus einem besondern, sehr dichten und damit sehr schweren Material mit der Vakuumpresse in Form gebracht, anschließend mit schwarzem Klavierlack behandelt und manuell auf Hochglanz poliert worden. Irgendwo müssen die 70 Kilogramm ja herkommen! Das sieht edel aus, die Dame des Hauses könnte allerdings monieren, dass hier der Staub magisch angezogen wird. Holzarten sind natürlich immer eine Frage des Geschmacks und der Wohnungseinrichtung, deshalb kann man aus einer ganzen Palette geeigneter Hölzer auswählen. Nein, Balsaholz geht nicht! Dies nur für die Modellbauer unter uns.

Hörner und Röhrenverstärker gehören irgendwie zusammen. Das hat sich wohl auch Ralph Krebs gedacht; der Lautsprecher hat einen Kennschalldruck von 97 Dezibel, womit auch Single Ended Trioden mit wenig Ausgangsleistung klarkommen sollten. Die Frequenzweiche ist für ein reines  Zweiwege-System ausgelegt, also nicht Tiefmitteltöner im Fullrange-Betrieb mit dem Hochtöner nur darüber angekoppelt.  

Zudem ist das Basschassis leicht anzutreiben, die Papiermembran wiegt gerade einmal neun Gramm. Sie benötigt seitens der Endstufe auch keine irrwitzigen Dämpfungsfaktoren. Das Impedanzminimum liegt bei sechs Ohm, alles ideal für den Einsatz von Röhrengeräten. Die Fans, die aus  klanglichen Gründen Trioden kleiner Leistung bevorzugen, werden sich freuen.

Bei der Hornkonstruktion für den Tief-Mitteltöner handelt es sich um ein Backloaded-Horn. Das Innere des Gehäuses ist also wie ein Horn geformt, das sich bis zur Schallöffnung vorne immer mehr erweitert. Damit kann auch der rückwärtige Schall des Supravox genutzt werden. Nachteilig bei diesem Konstruktionsprinzip – wie bei jedem Bassreflexgehäuse auch – ist, dass der rückwärtige Schallanteil um 180 Grad phasenverschoben abgegeben wird. Allerdings bleibt bei der kompakten Bauweise gar nichts anderes übrig, wenn man beim Hornprinzip bleiben will. Wie imposant ein Frontloaded-Basshorn aussieht, konnte man auf der High End 2012 bei dem Cessaro Beethoven System bewundern. Das würde möglicherweise nicht einmal in Hongkong in die Wohnung passen. Bezüglich der Homogenität im Bassbereich konnte ich allerdings bei der Chopin keine Probleme erkennen.


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