DSD, ein Format mit Zukunft? – Zweiter Teil inklusive DSD-Download

19.05.2012 // Dirk Sommer und Stig Bjørge

Der SDTrans wurde als Hobby und ganz persönliches Forschungsprojekt von den beiden japanischen Ingenieuren Bunpei und Chiaki entwickelt. Momentan ist Chiaki der Hauptentwickler. Anfangs konnte der SDTrans Dateien mit maximal 24bit/192kHz abspielen, aber die beiden Ingenieure waren auch an Multi-Bit-Formaten wie beispielsweise DXD mit 352,8kHz/24 und ganz hinauf bis 384kHz/32kHz interessiert.

Später wollten sie auch die DSD-Wiedergabe verbessern, bei der die SACD mit 64-fachem Oversampling oder 2,8MHz arbeitet, während bei DSD auch höheres Oversampling und höhere Frequenzen wie etwa 128-fach oder 5,6MHz und gar 256-fach oder 11,3MHz möglich sind. DSD wurde in Japan an der Waseda Universität entwickelt, die auch das 1-Bit-Consortium beherbergt. Dort wird auch weiterhin an DSD mit noch höherer Qualität geforscht. Bunpei und Chiaki unterhalten enge Beziehungen zur Waseda Universät und dem 1-Bit-Consortium.

Nachdem Bunpei und Chiaki den SDTrans384 Memory Card Transport entwickelt hatten, war es unerlässlich einen D/A-Wandler zu haben, der in der Lage ist, dessen Signale von sehr hoher Qualität zu empfangen und zu konvertieren. ESS Technology in Kalifornien fertigt einen extrem leistungsfähigen Chip mit der Bezeichnung ES9018, einen echten 32bit-Chip, der in der Lage ist, Multibit-Dateien mit dem höchsten Oversampling ebenso wiederzugeben wie DSD-Dateien mit extrem hoher Abtastrate. Nur wenige Firmen und Einzelpersonen sind in der Lage, die volle Leistung dieses Wandlers wirklich zu nutzen. Einige kleinere Hersteller wie die japanische Firma Fidelix sind aber sogar noch einen Schritt weitergegangen und haben ihr eigenes System um diesen Chip herum entwickelt. Der Fidelix Caprice ist ein Wandler und Vorverstärker, der den ES9018 Wandler-Chip in Kombination mit einer optisch isolierten I2S-über-HDMI-Schnittstelle kombiniert. Der SDTrans wurde so ausgelegt, dass er mit dieser Schnittstelle des Fidelix Caprice kompatibel ist.

Allerdings benutzt die normale Version dieses Systems noch getrennte Uhren für die beiden Geräte: Der SDTrans besitzt zwei interne Uhren mit 22.5792MHz und 24.576MHz, während der Fidelix Caprice von einer einzigen Uhren mit etwa 96MHz getaktet wird. Später testeten Bunpei und Chiaki eine synchroniserte Uhr mit einer „gehackten Version‟ des Fidelix Caprice – allerdings mit Erlaubnis seinen Entwicklers Nakawa. Für die synchronisierte Version von Fidelix Caprice und SDTrans entwarf Chiaki zwei neue Platinen, eine für den Transport und eine für den Wandler. Die Platine für den Fidelix Caprice enthält zwei speziell für diese Anwendung maßgeschneiderte NDK Quarzoszillatoren mit sehr geringem Phasenrauschen mit den Frequenzen 90,3168MHz und 98,304MHz. Diese beiden Uhren takten sowohl den auf dem ES9018 basierenden Wandler als auch den SDTrans384. Diese Entwicklung führte zu einer beträchtlichen klanglichen Verbesserung und trug dazu bei, dass der SDTrans so weiterentwickelt werden konnte, dass er nun DSD-Files mit 11,3MHz oder 256-fachem Oversampling wiederzugeben vermag.

Der Fidelix Caprice wandelt mit dem hervorragenden Sabre32 Reference DAC (ES9018), der noch über dem Ultra DAC des Mytek angesiedelt ist. Schade, dass es für Fidelix hierzulande keinen Vertrieb gibt
Der Fidelix Caprice wandelt mit dem hervorragenden Sabre32 Reference DAC (ES9018), der noch über dem Ultra DAC des Mytek angesiedelt ist. Schade, dass es für Fidelix hierzulande keinen Vertrieb gibt

Viel Musikliebhaber und professionelle Audioanwender kennen die Firma Korg als Hersteller von DSD-Recordern. Korg bietet aber auch ein Programm namens AudioGate an, mit dem man Dateien von Mulit-Bit zu DSD und umgekehrt konvertieren kann. Up- und Downsampling von DSD-Files ist mit AudioGate ebenfalls möglich. Momentan ist die Abtastrate auf 128-faches Oversampling respektive 5,6MHz beschränkt. Bunpei entwickelte jedoch eine Methode, den Header von Dateien so zu verändern, dass das Programm bereits hochgerechnete Dateien für unbehandelt hält, so dass sie noch einmal einem Upsampling unterzogen werden können. So macht Bunpei es möglich, Dateien mit 11,3MHz zu erstellen. Es ist momentan sogar möglich, noch weiter zu gehen und Dateien mit 512-fachem Oversampling und und 22,6MHz zu erstellen, aber auf diesem Level ist es für die meiste Hardware sehr schwer, Schritt zu halten.

Die Originaldateien, die für die Umwandlung in DSD und dann zum Upsamling benutzt wurden, waren CDs mit 16bit/44,1kHz, Audio-Files mit 16bit/48kHz, 24bit/192kHz, 24bit/352,8kHz (DXD) und mit älteren Sony PlayStations gerippte SACDs sowie andere DSD-Aufnahmen wie die, die das 1-Bit-Consortium an der japanischen Wasada Universität machte.

Das momentane System, das mehr zu leisten vermag, als jede kommerziell erhältliche Audiokomponente, kann als ein Mittelding zwischen einem Forschungsprojekt und einem ambitionierten Do-It-Yourself-Projekt angesehen werden. Es ist noch nicht möglich, das komplette System zu kaufen. Fidelix bieten den Caprice Wandler und Vorverstärker lediglich in Japan an, entweder ohne die I2S-über-HDMI-Schnittstelle oder als Option auch mit. Allerdings verfügt auch der Caprice mit der I2S-über-HDMI-Schnittstelle nicht über die synchronisierte Clock. Dennoch ist er im Grunde in der Lage, die hochgerechneten DSD-Dateien zu wandeln, wenn man sie mit dem SDTrans384 abspielt. Die aktuelle Version, die auf den Bildern zu sehen ist und die ich in Dirk Sommers Hörraum gespielt habe, geht wie gesagt noch einen Schritt weiter, indem eine synchronisierte Uhr für den SDTransport und den Caprice Wandler benutzt wird. Es ist noch nicht entschieden, ob diese Version zum Verkauf angeboten werden wird, da sie Modifikationen des Fidelix Caprice durch Bunpei und Chiaki erfordert.

Es sei noch einmal betont, dass es hier nicht um kommerziell zu erwerbende Produkte geht, sondern viel mehr um anspruchsvolle Forschung nach dem, was die Zukunft bringen könnte.


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