Natürlich kam es nicht in Betracht, das gesamte Geraffel wieder im Arbeitszimmer zu verteilen. Nach ein wenig Grübeln schien es mir nicht unwahrscheinlich, dass zumindest die größeren Geräte etwa in der Mitte des Teppichs eine Art Barriere für die Ausbreitung von stehenden Wellen darstellen, die zu der Tieftonüberhöhung führen. Also platzierte ich zwei unterschiedlich große Metro- und eine Umzugskiste voller aussortierter CDs, die eigentlich auf den Abtransport in den Keller warteten, ein Stück vor und leicht nach vorn versetzt neben dem Tischchen – was, wie ich zugeben muss, eine optische Zumutung darstellte. Allerdings stimmte nun der Klang im Bassbereich wieder. Etwaige kleinere Veränderungen im Mittelhochtonbereich blendete ich vorerst aus: Mir ging es vorerst darum, meine Kette wieder auf dem gewohnten Niveau hören zu können. Und zwar nicht vorrangig aus hedonistischen Gründen, sondern weil ich mich für die Erstellung der nächsten Artikel auf meine Anlage verlassen können muss.
Nach einer Recherche im Internet fand ich dann beinahe würfelförmige – sie sind nicht ganz so tief wie hoch und breit – Aufbewahrungsmöbel, die man mit LPs befüllen kann. Da sie aus Sheesham Holz, auch indisches Palisander genannt, bestehen, passen sie hundertprozentig zum Tisch vor den Hörsesseln. Schnell war ein Möbelhaus in der Nähe von München gefunden, das angeblich drei dieser Teile vorrätig halten sollte. Obwohl wir direkt nach den Feiertagen kurz nach Geschäftsöffnung vor Ort waren, waren nur noch zwei der Würfel zu haben. Besser als nichts. Den dritten haben wir bestellt. Im Baumarkt habe ich dann noch zwei Sätze Rollen erworben. Noch vor dem Nachmittagstee konnte ich schließlich mit den inzwischen mit Schallplatten bestückten Würfeln ein wenig experimentieren: Wenn sie recht dicht beieinander auf einer Linie vor dem Tischchen standen, war noch eine ganz leichte Bassüberhöhung wahrnehmbar. Zum Glück waren die kleinen Blöcke leicht auf eine andere Position zu rollen: War der Abstand zwischen ihnen mindestens so groß wie der Tisch dahinter breit, war der Klangeindruck wieder so, wie er sein sollte. Mal sehen, was der dritte Würfel noch bringt.
Bleibt die Frage, warum ich Ihnen so ausführlich von den Folgen des Aufräumens berichte; bestimmt nicht, um Sie zur Unordnung im Hörraum zu ermuntern. Ich möchte Ihren Blick wieder einmal darauf lenken, wie wichtig der Raum für das klangliche Ergebnis einer Kette sein kann. Mit Investitionen im Prozentbereich der Kosten einer Anlage lässt diese auf ein höheres Niveau bringen – oder in diesem Falle auf dem erreichten halten. Das war mir und gewiss auch Ihnen natürlich theoretisch schon seit langem klar. Doch wenn ich über Verbesserung in meinem Hörraum nachdenke – und welcher Audiophile tut das nicht –, kommt die Raumakustik aber regelmäßig an letzter Stelle, wenn mir überhaupt etwas zum Thema einfällt. Man muss es ja nicht gleich zum guten Vorsatz für das neue Jahr erheben, sich um die Qualität seines Raumes zu bemühen. Aber mit ein wenig Experimentierfreude, Rosa Rauschen von Qobuz und einem Audio-Analyser fürs Smartphone wie SoundTools kommt man schon recht weit, selbst wenn das kostenlose Mess-Equipment keine hundertprozentig exakten Messwerte liefert. Veränderungen und Tendenzen Ihrer Tuning-Maßnahmen können Sie damit aber auf einfache Weise visualisieren. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim ausprobieren!
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