Auf der diesjährigen High End präsentierte MSB Technology den Premier DAC im Zusammenspiel mit dem seit kurzem erhältlichem Digital Director. Jonathan Gullman (CEO) und Daniel Gullman (Product Designer) von MSB Technology erklärten Roland Dietl im Interview, was es mit dem Digital Director auf sich hat.
Roland Dietl: Können Sie unseren Lesern erklären, was der Digital Director ist?
MSB: Der Digital Director verwaltet extern digitale Audioquellen. Er ist elektrisch vom DAC isoliert. Wir verwenden eine Glasfaserverbindung zwischen dem DAC und dem Digital Director. Wir haben alle verrauschten Quellen, wie beispielweise Renderer oder USB in den Digital Director verlagert und dabei enorme Leistungsverbesserungen festgestellt. Außerdem haben wir neue Prozessoren in den Digital Director eingebaut, die mit sehr hohen Frequenzen arbeiten und so eine viel leistungsfähigere Verarbeitung ermöglichen. In unserem Ausstellungsraum haben wir den Premier Director und den Premier DAC in der Vorführung. Der Director hat einen achtmal stärkeren Prozessor als der DAC. Mit dieser zusätzlichen Rechenkapazität können wir eine viel bessere digitale Filterung vornehmen. Wir nehmen also die Last der digitalen Filterung vom DAC weg und erledigen sie im Digital Director.
RD: Und was genau wird in den digitalen Filtern gemacht?
MSB: Es ist kein traditionelles Upsampling, sondern mehr eine spezielle Art digitaler Filterung. Wenn man keine digitale Filterung vornimmt, wäre es Non-Over-Sampling, was wiederum seine eigenen Probleme hat. Deshalb hat im Grunde genommen jeder DAC auf dem Markt eine digitale Filterung eingebaut. Man kann kleine Chips kaufen, die digital filtern, aber die sind unserer Meinung nach nicht sehr gut. Wir machen seit über zehn Jahren die digitale Filterung mit unseren eigenen DSPs, aber jetzt verwenden wir eine brandneue Generation von DSPs, die leistungsstärkste, die derzeit auf dem Markt erhältlich ist. Und im Digital Director haben wir sogar zwei davon im Einsatz. Damit können wir einfach viel „längere“ Filter machen …
RD: .. das heißt also mehr Taps?
MSB: Es ist eine Kombination aus mehr Taps und verschiedenen Algorithmen. Beim digitalen Filterdesign, geht es weniger darum, wie viel Verarbeitungskapazität und Taps man hat, sondern es gibt auch eine „gestalterische“ Komponente. Wissen Sie, es gibt so viele Dinge, die da passieren. Wenn wir zum Beispiel digitale Filter entwickeln, können wir 20 verschiedene Filter herstellen. Sie messen sich alle genau gleich und klingen doch alle völlig anders. Es ist eine Art „künstlerische“ Interpretation dessen, was man denkt, wie die Musik klingen sollte. Und wenn wir das sagen, dann ist das nicht wie „Noise Shaping“. Wir sagen nicht, wir schwächen einfach mal die hohen Frequenzen ab. Wir versuchen nicht, zu tunen. Es ist wirklich eine „künstlerische“ Herangehensweise, wie man das Processing vornimmt. Es gibt eine Menge Dinge, die wir im Laufe der Jahre gelernt haben, aber wir verraten nicht, was diese sind.
RD: Gibt es verschiedenen Filtertypen, zwischen denen man auswählen kann?
MSB: Wir bieten keine verschiedenen Filter zur Auswahl an. In der Vergangenheit haben wir das gemacht und 100 Prozent unserer Kunden kamen und sagten, bietet nicht viele Filter an, sondern nur den Einen.
Wenn wir die digitalen Filter entwickeln, gehen wir Dutzende und aber Dutzende durch, bevor wir herausfinden, wo wir enden. Mit dem Digital Director haben wir uns also hingesetzt und uns zehn Filter angehört, um die Unterschiede zu erkennen. Es ist sehr subtil, aber man entwickelt das weiter und verbessert diese subtilen Veränderungen immer und immer wieder.
Und das Ziel ist dabei immer, was ist richtig, was ist live, wie soll es klingen. Das ist nicht unbedingt das, was am angenehmsten ist, sondern das, was richtig ist. Wenn es ein raues Instrument ist, dann sollte es auch wie ein raues Instrument klingen. Unser Ziel ist es, nie zu versuchen, den Klang zu färben, um einen bestimmten Klangeindruck zu schaffen. Unser Ziel ist es, das, was original aufgenommen wurde, so originalgetreu wie möglich wiederzugeben.
RD: Welche Aufgabe hat dann überhaupt noch der eigentliche DAC in diesem Konzept?
MSB: Also der DAC macht „weniger“, was gut ist. Er macht vor allem weniger digitale Filterverarbeitung, aber er enthält alle Clocks. Und er übernimmt natürlich die Digital-Analog-Konvertierung. Er hat ferner die analogen Ausgänge und die Stromversorgungen für all diese Aufgaben. Im Grunde genommen teilt der Digital Director den DAC mehr zwischen digital und analog auf. So wird der DAC im Grunde zu einem rein analogen Produkt.