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Ein Besuch bei Ortofon

27.01.2023 // Dirk Sommer

Im Erdgeschoss werden die Moving-Magnet-Tonabnehmer hergestellt. Dort steht auch eine speziell für Ortofon entwickelte Maschine, die Nadeleinschübe produziert. Hier der dazugehörige Kontrollmonitor
Im Erdgeschoss werden die Moving-Magnet-Tonabnehmer hergestellt. Dort steht auch eine speziell für Ortofon entwickelte Maschine, die Nadeleinschübe produziert. Hier der dazugehörige Kontrollmonitor

An der selben Werkbank sitzt Vaida Raciene, die gerade damit beschäftigt ist, ein MC Diamond zu bauen. Obwohl der Diamant-Nadelträger, die Spulen und die Dämpfungsgummis ungemein filigran sind, führt sie die meisten Arbeitsschritte mit bloßen Händen aus. Das wäre wohl kein Job für mich. Lediglich wenn es darum geht, den schon mit dem hinteren Joch, in dessen Bohrung der Joke-Zylinder aus einer Kobalt-Eisen-Legierung sitzt, verbundenen Magneten mit dem vorderen Joch in Kontakt zu bringen, bedient sich Vaida Raciene eines Hilfsmittels: Der Magnet samt hinterem Joch und das vordere Joch werden in eine Vorrichtung gelegt, in der sie mittels einer Stellschraube aufeinander zubewegt werden. Das ist notwendig, damit das vordere Joch nicht von der Kraft der starken Magneten plötzlich angezogen wird und dabei die Nadel, den Nadelträger, die Spulen oder die Dämpfung beschädigt, die bereits mit dem Spanndraht im Joch-Zylinder befestigt sind. In der oberen Etage befinden sich auch die Messplätze, an denen alle MC-Systeme mit einer speziell für Ortofon nach den Anforderungen von Leif Johannsen produzierten Test-LP überprüft werden.

Nicht alle Prozesse sind automatisiert: Die Dame fertigt Nadeleinschübe von Hand und montiert die Baugruppe aus Nadel, Nadelträger, Magnet und Dämpfungsgummi in ein Plastikteil
Nicht alle Prozesse sind automatisiert: Die Dame fertigt Nadeleinschübe von Hand und montiert die Baugruppe aus Nadel, Nadelträger, Magnet und Dämpfungsgummi in ein Plastikteil

Dann machen wir uns auf den Weg nach Næstved. Das Entwicklungszentrum befindet sich in einer Büroetage eines Gebäudes im Zentrum. Hier gibt es eine Reihe von Computer-Arbeitsplätzen, ein Labor mit verschiedenen Plattenspielern, einem 3D-Drucker, und Metallbearbeitungsmaschinen, Besprechungsräume, ein Fotostudio und einen akustisch optimierten Hörraum. Dort bewerten Leif Johannsen und seine Kollegen, die dem sogenannten „Hör-Panel“ angehören, neue Entwicklungen. Die Kette spielt, wie nicht anders zu erwarten, auf einem sehr hohen Niveau, aufgrund der sehr trockenen Akustik doch ein klein wenig gebremst. Aber für längeren Hörgenuss bleibt sowieso keine Zeit, denn Leif Johannsen erläuterte noch ausführlich die Technik des MC Diamond. Auf dessen klangliche Leistungen bin ich mindesten ebenso gespannt, wie auf das, was Ortofon mit seinen immensen Zukunftsinvestitionen vor allem in Sache Men-Power in den nächsten Jahren präsentieren wird.

Die Diamant-Nadeln werden von Hand in vorgeformte Aluminium-Nadelträger montiert
Die Diamant-Nadeln werden von Hand in vorgeformte Aluminium-Nadelträger montiert


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