Meinen eigentlichen Berufswunsch, nämlich den, Toningenieur zu werden, konnte ich nicht realisieren, weil ich nicht Klavier spielen konnte, eine damals unabdingbare Voraussetzung für das Studium. So studierte ich dann auf vergnügliche Art ein wenig Jura und Archäologie, um dann eines Tages einen Job im HiFi-Einzelhandel in Hannover anzutreten. Ich war damals 25 oder 26 Jahre alt. Irgendwann bekam ich ein Angebot für eine Anstellung als Vertriebsverantwortlicher des Verstärker-Spezialisten Audiolabor, wo Helmut Brinkmann Miteigentümer und Entwickler war. Zu meiner Zeit wurde der Vorverstärker „Klar“ ins Leben gerufen und von mir bundesweit im Markt eingeführt, das erste Gerät von Helmut Brinkmann mit einer transparenten Abdeckung, wie sie heute bei seinen Brinkmann-Verstärkern Standard ist. In meine Zeit fiel auch die Einführung des Plattenspielers „Konstant“, wenn man so will, dem Vorläufer der heute weltweit renommierten Plattenspieler von Helmut Brinkmann. Zu dieser Zeit lerne ich auch meinen Freund Dirk Sommer kennen, für dessen Magazin ich seit einigen Jahren mit viel Freude arbeite. Dirk jobbte damals in seinen Semester-Ferien bei einem Händler in Bochum, wo ich an einem Wochenende Audiolabor-Tage gestaltete und den „Konstant“ vorstellte. Dirk kaufte einen „Konstant“, und ich hatte die Aufgabe und das Vergnügen, diesen bei ihm und seiner Lebensgefährtin und jetzigen Ehefrau Birgit aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. Die Feinjustage geschah damals unter Zuhilfenahme von Alkohol und so war das Vergnügen an einem langen Hörabend sehr, sehr groß, jedoch die Aufgabe eher schlecht erfüllt, wie sich am kommenden Tag bei der Überprüfung des Überhanges herausstellte. Aber das Wichtige war: Dies war der Grundstein für unsere jahrzehntelange Freundschaft und unsere aktuelle Zusammenarbeit für Hifistatement.
Meine berufliche Entwicklung führte mich zurück in den Einzelhandel in meiner Heimatstadt Münster. Da war ich im Grunde recht zufrieden, erkannte aber mit Mitte 30, dass dies nicht langfristig mein Platz sein könne. Als ich dann erfuhr, dass NAD eine neue Außendienstmannschaft aufbaute – NAD wurde zu der Zeit vom Außendienst der Prestige-Marke Braun nebenbei mit vermarktet – bewarb ich mich erfolgreich als Handelsvertreter. Wenige Tage später erfuhr ich jedoch, dass NAD sich mit einer eigenen Tochterfirma in der BRD neu aufstellen wollte. Das war Anfang 1986. Also nahm ich Kontakt zu NAD in London auf und hatte Glück, dass der Personal-Verantwortliche recht gut Deutsch sprach. Mein Englisch war miserabel, da ich auf einem altsprachlichen Gymnasium Latein und Griechisch als Hauptfächer hatte – eine fatale Fehlentscheidung im Alter von zehn Jahren als ich noch Papst in Rom werden wollte. Ich traf mich mit Mister NAD und bekam den Job. Jetzt war ich Handelsvertreter, ein Sprung in die Selbständigkeit, die ich finanziell nur wagen konnte, weil ich Single war und niemanden zu versorgen hatte. Alles lief erfreulich gut. Meine Kontakte aus den Audiolabor-Jahren waren ein Grundstein und der Erfolg kam schnell, so dass ich zusätzlich mit anderen Aufgaben bei NAD Deutschland betraut wurde. Parallel dazu bekam ich auch den regionalen Vertrieb für Dynaudio, was mir aber zusammen mit NAD nach wenigen Jahren zu viel wurde, so dass ich mich für NAD alleine entschied. Es machte Spaß und funktionierte bestens. Von meinem früheren Chef im Einzelhandel in Münster, mit dem ich eng befreundet war, erhielt ich 1993 den Hinweis, dass für die Lautsprecher-Firma Canton die Handelsvertretung in meiner Region vakant wurde. Ich bewarb mich und erhielt den Job. Von nun an hieß es: extrem viel Arbeit, enorm viel Umsatz und Verdienst und wenig audiophiler Anspruch bei der alltäglichen Arbeit. Das sollte bitte keinesfalls missverstanden werden. Canton baut seit Jahrzehnten exzellente Lautsprecher, die vom Preis-Gegenwert-Verhältnis kaum zu schlagen waren. Die Marke war im Handel jedoch so populär und nachgefragt, dass ich in all den dreizehn Jahren keinen einzigen Canton-Lautsprecher vorführen musste. Ende 2006 wurden die Regionen umstrukturiert und die Zeit im Vertrieb ging für mich zu Ende. Ich arbeitete einige Jahre in der Produktpromotion für Canton weiter, bis ich mir irgendwann sagte: Genug, jetzt genieße ich mit meiner Frau mein Leben. Aber so leicht ist so ein Gedanke nicht in die Wirklichkeit umzusetzen. Stellen Sie sich vor: Sie möchten vormittags vor Ihrer Anlage sitzen und Musik hören. Ihre Gattin saugt Staub. Denken Sie, sie lächelt, wenn sie sie sieht? Mein Tipp: Werden Sie Autor bei einem Hifi-Magazin. Jetzt kann ich ihr sagen: Bitte, mein Schatz, sauge woanders, ich muss arbeiten. Und alles ist gut.