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The Editors: Wolfgang Kemper

22.01.2021 // W. Pacuła und W. Kemper

WP: Liest Du noch Audiomagazine?
WK: Ja, ich lese immer wieder gerne interessante Beiträge in deutschsprachigen oder englischsprachigen Internet-Magazinen. Bei den Print-Medien lese ich die Stereo regelmäßig.
WP: Kannst Du zehn Musikalben nennen, die Du den High-Fidelity-Lesern empfehlen würdest?
WK: Tut mir leid, aber hier muss ich passen. Denn diese Frage kann ich nicht wirklich beantworten. Für mich ist die Auswahl meiner Musik eine absolut emotionale Angelegenheit, die deshalb auch nicht konstant ist. Es gibt kein Album, das ich mit auf die legendäre einsame Insel mitnehmen möchte. Da hätte ich dann lieber einen Zugang zu Qobuz-Streaming möglichst in Highres-Qualität, wenn das Internet es dort hergibt. Denn dann könnte ich nach Gefühls- und Gemütslage wählen. Mein Musikgeschmack hat sich ja auch über die Jahrzehnte gewandelt. Ich höre immer noch gern Musik aus den 60ern, einer mich nicht nur musikalisch prägenden Epoche. Irgendwann entwickelte sich mein Musikgeschmack nicht mehr mit der populären Musik weiter, ein Phänomen, das viele Menschen betrifft und das man Taste-Freeze nennt. Mit dieser „gestrigen“ Musik verbinden sich häufig Erinnerungen. Schon allein deshalb ist ihre Bedeutung subjektiv und nicht übertragbar. Eine Selektion nach aufnahmetechnischen Kriterien mag zwar auf fruchtbaren Boden fallen, ist für mich aber sekundär. Bei klassischer Musik, wo ich die Auswahl zwischen mehreren Interpretationen habe, ist das allerdings anders. Da spielt die Aufnahmequalität für das emotionale Erlebnis eine wichtige Rolle. Um mich nicht ganz zu verweigern, möchte ich zwei Alben nennen, die ich immer wieder gerne höre, eines davon seit über 40 Jahren. Es ist die Pulcinalla-Suite von Igor Strawinsky. Eingespielt wurde sie von Decca mit der Academy of St.Martin-in-the-Fields unter der Leitung von Neville Marriner, veröffentlicht 1968. Meines Wissens ist diese Aufnahme digital nicht erhältlich und auf Vinyl schwer zu bekommen. Die Suite gehörte in den 70ern zu einer der regelmäßig genutzten Testplatten, zusammen mit Oscar Petersons Album We Get Requests und dessen Track „You Look Good to Me“ oder Lincoln Mayorgas Direktschnitt The Missing Link und einigen anderen Test-Dauerbrennern. Die Pulcinella-Suite blieb bis heute und ich höre sie immer wieder gerne, nicht allein für meine Testberichte. Ich habe bislang keine Interpretation entdeckt, die mich mehr angesprochen hätte. Die Aufnahmequalität ist gelungen, das Miteinander der filigranen Instrumentierung wurde wunderschön und ergreifend eingefangen. Diese Musik ist nicht spektakulär, aber diese Aufnahme bietet Zugang zu vielfältigen Klangfarben.

Entspannungsmusik für den Autor: Gergely Bogányi spielt sämtliche Nucturnes von Fréderic Chopin
Entspannungsmusik für den Autor: Gergely Bogányi spielt sämtliche Nucturnes von Fréderic Chopin

Dann gibt es da noch eine Doppelt-CD, die ich immer wieder gern höre, wenn ich mich entspannen will. Es kommt vor, dass ich dabei ein Buch lese. Es handelt sich um die Stockfisch-Produktion SFR 357.4051.2, einer Direct-Cut Hybrid-SACD. Ich kann jedoch nur den CD-Layer nutzen. Der ungarische Pianist Gergely Bogányi spielt sämtliche Nucturnes von Fréderic Chopin auf einem großen Fazioli F 308 Flügel. Dessen voluminöser Klang und das ausdrucksstarke, feinfühlige Spiel des Chopin-Spezialisten gestalten diese Aufnahme nicht nur musikalisch ergreifend sondern auch durch Nebengeräusche der vier (!) Pedale zusätzlich interessant. Da wir gerade bei Klavier sind, fällt mir doch noch etwas ein, was ich auf Qobuz finden konnte: Teilweise in Highres-Qualität finden sich dort die drei Alben von Carla Blay am Flügel mit Andy Sheppard an Tenor- oder Sopran-Saxophon und Steve Swallow am Bass Trios von 2013, Andando El Tiempo von 2016 und Live Goes On von 2020. Die Trilogie ist musikalisch zwar nicht sonderlich abwechslungsreich, aber herrlich entspannt zu genießen. Ebenfalls bei Qobuz gefunden habe ich die Einspielungen in 96 Kilohertz / 24-bit der ersten und zweiten Symphonie von Jean Sibelius mit dem Göteborger Symphonieorchester unter Leitung des jungen Dirigenten Santtu-Matias Rouvali in beeindruckend temperamentvoller Weise und gelungener Aufnahme-Qualität. Auf Vinyl habe ich unlängst die Doppel-LP Foursight-Stockholm erworben, ein auf 1999 Exemplare limitierte und nummeriertes Jazz Album des Bassisten Ron Carter, begleitet von Renee Rosnes am Piano, Jimmy Green am Tenor Saxophon und Payton Crossley am Schlagzeug. Die Aufnahme gibt es auch als Highres-File, das aber klanglich dem Vinyl nicht gleich kommt.. Also seien sie schnell.

Das Album ist knapp 2.000 Exemplare limitiert. Die Vinyl-Ausgabe klingt auf der Anlage des Autors besser als die Highres-Variante
Das Album ist knapp 2.000 Exemplare limitiert. Die Vinyl-Ausgabe klingt auf der Anlage des Autors besser als die Highres-Variante

Jetzt ist mir ja doch noch einiges Empfehlenswertes eingefallen. Da hätte ich noch einen Tip für Freunde von Country-Folk-Musik: Die Carolina Chocolate Drops lieferten mit ihrer Produktion von Joe Henry in 2009 Genuine Nigro Jig ein abwechslungsreiches, spannendes Album, mit eigenen Songs, Traditionals und Liedern anderer Songschreiber wie Tom Waits, das nicht nur durch den Gesang von Rhiannon Giddens gefällt. Ach noch etwas, abschließend für Freunde originellen Saxophon Jazzes: Auf dem Album Four Visions, wieder in Highres bei Qobuz zu finden, legen sich Dave Liebman, Dave Binney, Donny McCaslin und Samuel Blais gemeinsam richtig ins Zeug, oftmals auch sehr melodisch.
WP: Vielen Dank für das Interview und wir sehen uns in München bei einem großen Bier!
WK: Wir sehen uns dort, ich freue mich auf beides!

Anlage 1
Computer Intel Nuc Pentium Silver 1,5 GHz, SSD mit Linear-Netzteil, Daphile-Player 21.01und Qobuz oder Dell i7 mit Windows 10 Pro, AudiophileOptimizer 3.0, Audirvana und Qobuz oder Apple MacMini mit OS X El Capitan, Roon oder Audirvana und Qobuz
Streamer PS-Audio Bridge II
Netzwerk Ansuz Acoustics PowerSwitch A2 mit Darkz-Resonance-Control C2T, Digitalz Ethernet Cable A2 und Audioquest CAT700 Carbon
CD-Laufwerk Wadia WT 3200, Primare DVD-30
Reclocker Mutec M-3+ Smartclock USB
DA-Wandler PS Audio Direct-Stream-DAC
Plattenspieler Brinkmann Bardo mit Performance-Netzteil, Tonarm Musical Life Conductor 10“, Audio-Technuca AT-ART 9
Phono-Vorstufe Plinius Koru
Vorverstärker Audio-gd Master 1 Vacuum
Endstufe für Bass: zwei Primare A-32, für Mittel-Hochton: Spectral DMA-100
Equalizer LA-Audio EQ231G für Bass
Lautsprecher Triangle Grand Concert
Zubehör Audioquest Diamond USB, Habst USB Ultra-3 und DIII AES/EBU, JIB Boaacoustic Silver Digital Krypton AES/EBU, Wireworld Eclipse 8 Silver und Platinum Cinch und XLR, Purist Audio Design Elementa Advance und Alzirr XLR, QED Genesis Silver Spiral und Supra XL Annorum LS mit Enacom LS, Audioquest Niagara 5000, Hurricane HC, Source und NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Synergistic Research Quantum Blue und OrangeSicherungen, AHP Klangmodul Ivg, Furutech NFC Wandsteckdose, Raum-Absorber von Mbakustik und Browne Akustik, Franck Tchang Klangschalen
Möbel Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis, Acapella Basis
Anlage 2
CD-Laufwerk Primare DVD-30 oder Wadia WT 3200
Computer Dell i7 mit Windows 10 Pro, AudiophileOptimizer 3.0, Audirvana für Windows 10 und Qobuz
Reclocker Mutec M-3+ Smartclock USB
DA-Wandler Antelope Zodiac plus oder Sonic Frontiers SFD-1
Vorverstärker Audio-gd Master 9
Endstufe AirTight ATM-3 oder NAD 2200PE
Lautsprecher Analysis-Audio Epsylon
Zubehör Audioquest Diamond USB, Audio-gd NF Cinch und XLR, Real-Cable HD-TDC oder QED Genesis Silver Spiral LS mit Enacom LS, MudraAkustik Max Netzleiste und Netzkabel, Audioquest Hurricane HC und Source Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Raum-Absorber von Mbakustik und Browne Akustik, Audioquest Fog Lifters

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    20.09.2024
  • Erlkönig: Wilson Benesch Tessellate Ti-S

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