WP: Welches Element einer Musikanlage erscheint Dir am wichtigsten?
WK: Es ist viele Jahre her, dass Ivor Tiefenbrun seinen Linn LP 12 mit dem Argument promotete: „Start at the beginning“. Ich bin inzwischen überzeugt davon, wie recht er mit dieser Aussage grundsätzlich hat. In den Jahren des musikalischen Aufbaues meiner Anlage war ein enormer Qualitätsgewinn die Anschaffung einer hochwertigen Stromversorgung, wie ich es oben schon erwähnte. Hier investiertes Geld lohnt. Denn wenn der Strom unsauber ist, leidet logischerweise jede damit versorgte Audio-Komponente. Ich war seiner Zeit überrascht, in welchem Ausmaß der Audiquest Niagara und die Huricane Kabel den Klang unter vielerlei Aspekten verbesserten. Nach meiner Einschätzung macht es Sinn, keine Stromkabel verschiedener Hersteller miteinander zu mischen. Denn dies bedarf langwieriger Experimente und führt nicht immer zum Optimum. Viel sinnvoller scheint mir eine gleichwertige Verkabelung aus einer Hand. Ein anderer wesentlicher Aspekt beim Aufbau einer Hifi-Anlage ist die Wahl des Lautsprechers. Der sollte in seiner Größe und vor allem unter dem Gesichtspunkt seiner Bass-Intensität zu seinem Platz im Hörraum passen. Da ist weniger sehr oft mehr oder zutreffender formuliert: kleiner oft großartiger. Häufig lässt sich hier sogar durch ein kleineres Modell viel Geld sparen und im Hörraum das bessere Klangergebnis realisieren. Große Lautsprecher mögen zwar imposant aussehen und Nichtfachleute beeindrucken, aber darauf sollte es eigentlich nicht ankommen. Meine zu großen Triangle Grand Concert haben mir viele Nüsse zu knacken gegeben bis sie so klangen, wie ich es erträumt und seinerzeit vor dem Kauf auch unter besseren Raum-Bedingungen gehört hatte.
WP: Was hältst D von der akustischen Korrektur mit DSP?
WK: Das ist ein Thema, in dem ich schon in den 90er Jahren viel Erfahrung sammeln konnte. Es gab bei Canton damals zwei Lautsprecher-Modelle, zu denen ein Digitalprozessor zur Kompensation der Raumakustik gehörte. Er wurde idealerweise über die Tape-Monitor-Schleife des Verstärkers oder auch zwischen Vor- und Endstufe angeschlossen. Ich habe etwa 70 dieser Systeme bei Händlern und Endkunden installiert und sehr unterschiedliche Eindrücke gewonnen. Sie reichten von großartigem Zugewinn bis zu sehr zweifelhaften Ergebnissen. Letztere ließen sich damals korrigieren, indem über die Einmess-Software Einfluss genommen werden konnte. Häufig wurden nämlich durch eine automatische Prozedur die Präsenz und der Hochtonbereich überbetont und es klang steril oder gar hart. Auch heute bin ich eher skeptisch bei Einmess-Automaten, wo ich das Ergebnis nicht nach meinen Wünschen ausrichten kann. Denn in erster Linie geht es bei den DSPs um eine Nivellierung und Ausmerzung der Raummoden und den starken Unregelmäßigkeiten im Raum unterhalb von einem Kilohertz. An hohe Frequenzen im eigenen Wohnraum, an den individuellen Charakter meines Wohn- und Hörambientes habe ich mich gewöhnt. Das ist genauso in Ordnung wie auch Konzertsäle unterschiedlich klingen. Wenn diese Einflussnahme auf den zu korrigierenden Frequenzbereich möglich ist, bin ich ein Fan von Raumkorrektur. Allerdings gibt es da noch ein Problem, das schwer zu lösen ist und wo die Hifi-Hersteller bislang – ich kenne da als mögliche Ausnahme nur Trinnov – nichts adäquates anbieten. Ein DSP benötigt stets einen Analog-zu-Digital-Konverter und nach der Korrektur einen Digital-zu-Analog-Konverter. Einige von uns geben viel Geld aus für einen exzellenten D/A-Wandler. Das macht auch viel Sinn. Wenn zusätzlich danach ein DSP hin und her wandelt, bleibt allein dadurch deutlich hörbar Klangqualität auf der Strecke. Ich kenne keinen DSP, der meinen Ansprüchen genügen würde. Deshalb benutze ich auch den analogen LA-Audio Equalizer, um gröbste Fehler durch die Raummoden zu minimieren. Parametrische Equalizer bieten leider meist zu wenig Regelpunkte im relevanten Grundtonbereich. Aber es gibt, wenn auch sehr wenige, analoge Raumkorrektur-Geräte. Ein Beispiel ist der Cosinus von mbAkustik.
Letztlich plädiere ich für eine elektronische Raumkorrektur, wenn sie dem Niveau der Anlage entspricht. Ein sehr guter Weg ist der Aufbau eines Satteliten-Systems mit zwei DSP-optimierten Woofern und nicht korrigierten Vollbereichs-Kompaktboxen. Darüber unterhielt ich mich kürzlich mit unserem Fotografen Helmut Baumgartner und so würde ich vielleicht heute ein System aufbauen.
© 2024 | HIFISTATEMENT | netmagazine | Alle Rechte vorbehalten | Impressum | Datenschutz
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.