WP: Auf welchen Geräten hörst du jetzt Musik?
WK: Meine Anlage ist in den letzten 13 Jahren, seit 2007, als ich begann, mir nach der Canton-Aera eine finale, großartige Anlage aufzubauen, stetig verbessert worden. Ich hatte viel Sympathie für die Triangle-Lautsprecher aus Frankreich. Da ich den damaligen Importeur Günter Härtel aus meinen Jahren im Einzelhandel in Münster und als NAD-Kollegen gut kannte, erwarb ich die großen Triangle Grand Concert, die mir ausgezeichnet gefielen, die aber leider etwas groß sind für meinen L-förmigen Wohnraum, da ich ihnen nicht die adäquate Basisbreite ermöglichen kann. Aber ich habe es recht gut hinbekommen, denn im Laufe der Jahre habe ich mehrfach Komponenten ausgetauscht. Dabei war ein entscheidender Schritt die Optimierung der Stromversorgung. Ich ließ von einem Elektriker eine direkte Leitung legen, abgesichert mit einer AHP-Hauptsicherung und in der Wand eine Furutech-Steckdose. Einen deutlichen Klanggewinn erlebte ich, als ich nach vielen, weniger zielführenden Experimenten sämtliche Geräte über ein Audiquest Niagara 5000 mit Audioquest Huricane Netzkabeln anschloss. Da passierte mehr als durch jeden Austausch einer Elektronik-Komponente zuvor. Es war, einmal abgesehen von den Triangle-Lautsprechern, meine kostspieligste Investition, die für alles andere eine solide Basis schaffte. Vor wenigen Monaten optimierte ich auch meine analogen und digitalen Signal-Kabel. Im ehemaligen Zimmer meines Sohnes habe ich eine zweite Anlage aufgebaut, die mir das Testen von Verstärkern und Lautsprechern ermöglicht, was in der großen Anlage wegen des Mehrwege-Betriebes über die passive Weiche der Triangle Grand Concert nur mit sehr viel Umbaumaßnahmen möglich wäre. Die Lautsprecher wiegen auch je an die 100 Kilogramm, was ein Wegrücken zugunsten anderer Testlautsprecher praktisch unmöglich macht. Meine aktuellen Anlagen habe ich am Ende aufgelistet.
WP: Bist Du in letzter Zeit auf neue und interessante Techniken gestoßen?
WK: Wie wohl für jeden unter uns, der sich nicht allein der analogen Musikwiedergabe verbunden fühlt, ist die Entwicklung in der digitalen Audio-Welt hochgradig spannend und voller schwer erklärbarer Phänomene. Hier gibt es immer wieder neue Ideen, über die im Hifistatement-Team besonders mein Kollege Dr. Roland Dietl mit seiner Fachkompetenz oft sehr ausführlich und bis ins Detail berichtet. Da ist zum Beispiel das Clocking der digitalen Komponenten. Viele Hifi-Geräte besitzen keinen Clock-Anschluss. Aber wäre es nicht sinnvoll, wie in der Profi-Szene digitale Komponenten über eine präzise Taktung, wie sie eine Mutec REF10 SE120 bietet, miteinander in Einklang zu bringen? Das Thema Player-Software wird noch lange aktuell bleiben, weil hier die Updates nicht nur technische, sondern auch musikalische Entwickelungen darstellen. So ist heute Audirvana auf einem klanglich sehr hohen Niveau und kann mit mancher Netzwerk-Streaming-Alternative konkurrieren. Auch das Thema der Schnittstellen-Kommunikation zwischen Server und Player ist nicht ausdiskutiert, wie der Bericht von Roland Dietl zum Thema Diretta-Protokoll beweist.
WP: Was denkst Du über Audio-Dateien – ist das die Zukunft für High-End-Audio? Wenn ja, was wird dafür benötigt?
WK: Ich bin ein Freund von digitaler Musik, weil sie auch Vorteile gegenüber der analogen Wiedergabe von der Schallplatte bietet. Analog und digital ist für mich gleichwertig, weil ich grundsätzlich die Qualität der Aufnahme selber für wesentlicher halte, da durch die Leistung der Toningenieure die Musik sehr viel mehr geprägt wird als durch die Unterschiede zwischen analog und digital. Seitdem ich eine hochwertige Anlage besitze, höre ich sehr viel mehr klassische Musik. Hier gefällt mir bei den digitalen Medien, dass ich ein mehrsätziges Werk ohne die Unterbrechung des Platte-Wechsels genießen kann. Auch der schnelle Zugriff und die Animation durch die Oberfläche bei einer Player-Software wie Audirvana oder Roon ist für mich genau richtig. Zu den Menschen, die nach kurzem Hören einen anderen Titel anklicken, gehöre ich nicht. Fast immer wähle ich mit Bedacht ein Album und genieße dieses dann in seiner Gesamtheit. Gut, es passiert immer wieder mal, dass mir ein Album dann doch zu lang wird, das ist aber bei Vinyl nicht anders. Gegenüber der CD sind mir Musik-Files grundsätzlich sympathischer. Während ich bei meinen CDs meist ein Album suche, das ich mir zuvor zu spielen überlegt hatte, werde ich dank der Präsentation der Cover oder auch bei einer Sortierung nach Künstlern immer wieder auf etwas aufmerksam, das ich nicht im Sinn hatte. So wird mein Interesse daran geweckt und ich wähle dieses Album aus. Für mich sind Audio-Files das Medium der Zukunft. Denn sie stehen ja nicht nur auf der eigenen Festplatte zur Verfügung, sondern auch im Internet-Streaming. Ich selber bevorzuge Highresaudio.com und Qobuz. Qobuz gefällt wegen des umfangreichen Angebotes an klassischer Musik. Gerade in diesem Genre ist Internet-Streaming enorm spannend, weil ich viele Interpretationen miteinander vergleichen kann. Gefällt mir eine Aufnahme besonders gut, kaufe ich sie. Denn vom eigenen Server klingt es noch einmal klar besser. Ein Beispiel: Viele kennen die Scheherazade von Rimsky-Korsakov, besonders renommiert ist die Einspielung mit Fritz Reiner und dem Chicago Symphony Orchestra von 1960. Es gibt jedoch von diesem Werk reichlich Interpretationen. Sehr viele lassen sich bei Qobuz finden und man kann in aller Ruhe die Vorzüge der einen oder anderen Einspielung kennenlernen. Nach meinem Dafürhalten ist die Einspielung mit Ernest Ansermet und dem Orchestre De La Suisse Romande die großartigste. Die Decca-Aufnahme wurde zwar mit 96 Kilohertz / 24-bit digitalisiert, wird jedoch nur in CD-Qualität angeboten. Dennoch ist sie musikalisch für mich anderen Highres-Einspielungen überlegen. Ich denke, dem Musik-Streaming im eigenen Netzwerk oder von einem audiophilen Anbieter gehört die Zukunft. Alternativ hat für mich Vinyl eine ewige Existenzberechtigung, weil dessen Klangcharakter mich über Jahrzehnte geprägt hat. Vinyl trägt das gewisse klangliche Etwas in sich, das auch junge Menschen erkennen und zu schätzen wissen, die mit einem Handy in der Hand geboren wurden.