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The Editors: Wolfgang Kemper

22.01.2021 // W. Pacuła und W. Kemper

In der Reihe „The Editors“ interviewt Wojtek Pacuła, der Chefredakteur unseres polnischen Kooperationspartners High Fidelity.pl, seit Jahren Kollegen von Magazinen aus aller Welt. In der aktuellen Ausgabe stand ihm mein Freund und Kollege Wolfgang Kemper Rede und Antwort.

Hifistatement hält sich in Sachen Selbstdarstellung der Autoren gern ein wenig bedeckt. So haben wir das Interview, das Wojtek Pacuła vor Jahren mit mir führte, nur auf den sanften Druck unseres Fotografen Helmut Baumgartners in der englischen Version von High Fidelity.pl an dieser Stelle veröffentlicht. Die (Hifi-)Vita des Kollegen Wolfgang Kemper ist meines Erachtens aber so abwechslungsreich und unterhaltsam, dass wir unsere selbstauferlegte Zurückhaltung aufgeben und Ihnen diese Lesevergnügen – mit leichten Anpassungen an unser Layout – nicht vorenthalten wollten. Dirk Sommer

WOJCIECH PACUŁA : Bitte erzähle uns von den Anfängen Deiner Leidenschaft für Audio und wie sie zu einer Lebenseinstellung wurde.
WOLFGANG KEMPER: Mein Interesse an Audio entwickelte sich langsam und begann damit, dass ich, gerade Teenager, die Hitparaden von Radio Luxemburg und dem saarländischen Rundfunk mitschneiden wollte. Ich besaß ein kleines Kofferradio, einen Grundig Prima Boy, das ich mit meinem Lohn für das Austragen von Zeitungen finanziert hatte, sowie ein Telefunken Magnetophon Tonbandgerät, was ich durch den Verkaufserlös meines Hohner Akkordeons angeschafft hatte. Alle Ausbildungsversuche an diesem schönen Instrument hatten nur zu kläglichen Ergebnissen geführt, denn diszipliniertes Üben war nicht meine Stärke. Ich erinnere mich an meine damalige Aufnahmetechnik, wobei ich ein Mikrofon mit Nierencharakteristik vor den Lautsprecher des Prima Boy stellte und die fast ausschließlich englischsprachigen Songs mitschnitt. In etliche dieser Aufnahmen mischte sich mein Kanarienvogel Peter ein.

Anno 1969 klang meine Anlage mit den Wharfedale Dovedale III Lautsprechern etwas verhangen. Woran mag das gelegen haben?
Anno 1969 klang meine Anlage mit den Wharfedale Dovedale III Lautsprechern etwas verhangen. Woran mag das gelegen haben?

Erst viele Jahre später besaß ich die finanziellen Mittel, um mir eine hochwertige, komplette Hifi-Anlage zuzulegen, die ich aufgrund von Testberichten der damals einschlägigen Fachzeitschrit Hifi-Stereophonie ausgewählt hatte. Da ich seit längerer Zeit ab und zu in einem Tonstudio in Münster jobbte, hatte ich gute Kontakte und konnte zu etwas günstigeren Preisen an die Geräte meiner Wahl kommen. Diese erste Traumanlage bestand aus den Lautsprechern Wharfdale Dovedale III, einem Revox Verstärker und einem Lenco L-75 Plattenspieler mit Philipps GP-412 MM-System. Den damals gehypten Dual mit Shure V-15 lehnte ich nicht aus qualitativen Gründen ab, sondern zum einen, weil ich etwas anderes besitzen wollte als den Mainstream, der in den Fachzeitschriften damals favorisiert wurde, zum anderen, weil das GP-412 für mein Empfinden sehr gut klang. Als Bandmaschine erwarb ich eine Uher-Royal 2-Spur. Diese Anlage konnte ich durch eine Erbschaft mit 18 Jahren von meinem früh verstorbenen Papa realisieren. Sie klang richtig gut, aber leider merkte ich schon damals, das dieser gute Klang Lichtjahre von Live-Musik entfernt war. Mit anderen Worten: Ich war vom Hifi-Virus infiziert, und in den folgenden zwei Jahrzehnten sollte kein Gerät lange Bestand haben. Noch vor meinem Abitur legte ich vor dem damals in der Branche angesehenen DHFI (Deutsches High-Fidelity-Institut) meine Fachberaterprüfung erfolgreich ab. Dies tat ich, um in den Sommerferien und nach dem Abitur lukrative Jobs im HiFi-Fachhandel zu bekommen. Das funktionierte auch und so waren die finanziellen Mittel für Upgrades meiner Anlage vorhanden.


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