Wenn eine hervorragende Combo spielt und aufgenommen wird und dann auch noch hochwertiges Wiedergabe-Equipment bereitsteht, kommt bei eingefleischten Audiophilen – und davon waren beim Konzert nicht wenige anwesend – natürlich irgendwann der Wunsch nach dem Vergleich zwischen live und Aufnahme auf. Gegen besseres Wissen hat Alfred Rudoph dem Wunsch seiner Gäste dann auch entsprochen, und dynamisch konnte die Wiedergabe durchaus überzeugen. Aber da der Raumhall mit aufgezeichnet wird und sich bei der Reproduktion dann noch einmal zu diesem Signal hinzuaddiert, wirkten die Instrumente vom Band größer als in Wirklichkeit und ließen auch ein wenig an Präzision vermissen. Alfred Rudolph wies zusätzlich darauf hin, dass bei der Aufnahme und Wiedergabe im selben Raum die Raummoden auch gleich doppelt in den Gesamtklang eingingen. Wer wissen möchte, wie realistisch Acapella-Lautsprecher selbst extrem dynamische Bands wie die Talking Horns in den Raum stellen können, sollte mal im Audio Forum vorbeischauen – wenn dann noch die Poseydons und die Vier-Kilowatt-Kraftwerke… aber das erwähnte ich ja bereits.
Alfred Rudolphs stilisierter Kopf mit den beiden UM75-Röhren-Mikrofonen in der 75-Anniversary-Edition aus Gefell an der Stelle der Ohren folgt dem puristischen Ideal einer Zwei-Mikrofon-Aufnahme, bei der im Gegensatz zur Multimikrofonie Phasenprobleme so gut wie ausgeschlossen sind. Die übrigen Mikros – darunter ein MS-Aufbau mit zwei Microtech-Gefell UMT 70 S – hatte Ralf Koschnicke im Raum platziert, der Ihnen von seinen hervorragenden CDs, LPs und HighRes-Files der Living Concert Series her bekannt sein dürfte. Er zeichnete die Signale der diversen Mikros in seinem Aufnahmemobil digital auf, wobei er auf A/D- und D/A-Wandler aus eigener Produktion setzt. Trotz unterschiedlicher Herangehensweisen arbeiten er und Alfred Rudolph bei der Produktion von Tonträgern intensiv zusammen.
Ich bin jetzt schon auf die Jubiläumsbox gespannt, die auf Alfred Rudolphs neu gegründetem Label LaMusika Master's Cut erscheinen wird: Wenn es gelungen ist, die großartige Musik der Talking Horns von diesem Nachmittag adäquat einzufangen – und daran sollte bei Alfred Rudolph und Ralf Koschnicke kein Zweifel bestehen – wird allein dieser Teil des Repertoires den Erwerb der Scheiben unverzichtbar machen. Eine entspannte Atmosphäre, tolle Musik und interessante Gesprächspartner – ein rundum gelungener Nachmittag, der nur eine Frage aufwirft: Warum feiern Alfred Rudolph und Hermann Winters eigentlich nur ihre runden Firmenjubiläen? Apropos Hermann Winters: Der ist auch auf den folgenden Fotos nicht zu entdecken, da er sich zur Zeit der Veranstaltung um einen chinesischen Kunden kümmerte. Die Geschäfte müssen ja weitergehen!
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