In der nächsten halben Stunde hat mich Hermann Winters dann davon zu überzeugen versucht, dass es gar keinen übertriebenen Aufwandes, ja nicht einmal des kleinsten Acapella-Lautsprechers mit Ionenhochtöner bedarf, um richtig genussvoll Musik zu hören. Vielleicht wollte er mich nach meiner Begeisterung für die unerreichbare Poseydon wieder auf den Teppich holen. So hörten wir dann eine Kette mit den Basso Nobile, Zweiwege-Konstruktionen mit hypersphärischem Horn, die gerade einmal etwas mehr als ein Zehntel der Poseydon kosten. Und wirklich, fast alle Stücke, die er per iPad vom Musik-Server abrief, besaßen das gewisse Etwas. Zur Zeit, als ich regelmäßig im Audio Forum Kunde war, hätte ich es wohl so formuliert: Die bunte Mischung aus verschiedenen Genres klang so, als wären es allesamt Direktschnitte. Denen sagte man in den 80-ern ja nach, sie klängen besonders dynamisch, offen und lebendig. Das tat die Anlage, die momentan spielte, auch. Bei genauerem Hinsehen fiel allerdings auf, dass die einzigen – im Vergleich zum bisher gehörten – preislich moderaten Komponenten die Basso Nobile waren. Denn die Verstärkung übernahm der LaMusika-Vollverstärker, bei dem die Bauteiletoleranzen durchgängig im Promillebereich liegen. Da wundert der Grundpreis, der sich mit ein paar Extras leicht in die Höhe treiben lässt, von 80.000 Euro dann nicht wirklich. Als Quelle diente The Beast von ReQuest Audio, das es Hermann Winters wegen des Klanges und des Bedienungskomforts momentan ziemlich angetan hat. Die beeindruckendste Erfahrung war schließlich für mich, wie deutlich die Basso Nobile die Qualitäten der vorgeschalteten Weltklasse-Elektronik zur Geltung brachte.
Als dann Alfred Rudolph im Showroom wieder übernahm, demonstrierte er den Einfluss seiner hölzernen Wippe in der Nähe der Tonköpfe der M15 auch noch einmal bei der Wiedergabe: Dank ihrer war der musikalische Fluss intensiver, die Wiedergabe geriet einen Hauch weniger „technisch“. Besonders interessant für mich, der ich beispielsweise bei Vergleich von Digitalkomponenten immer diejenige mehr schätzte, die einen größeren Raum suggeriert, war Alfred Rudophs Kabelvergleich: Obwohl das zweite Kabel, wie man sofort hörte, scheinbar weniger Energie transportierte – und ich es deshalb nach ein paar Sekunden für das schlechtere hielt –, erwies sich nach ein paar Minuten als das harmonischere, die Wiedergabe wirkte erdiger, weniger nervös. Der Entwickler formulierte das so: „Nun stimmt der Energiefluss.“ Weniger kann letztlich auch mehr sein.
Anschließend hat Alfred Rudolph noch ein wenig über die Frühzeit seiner Lautsprecherentwicklung erzählt: Anfangen habe er – wie so viele – mit den Lautsprecher-Büchern von Klinger, dann aber schon bald die darin enthaltenen Begrenzungen erkannt. Zu seinen frühen Entwicklungen hätte so unterschiedliche Konzepte wie ein Vier-Wege-Lautsprecher, eine Kombination aus einem weich aufgehängten Isophon-Tiefmitteltöner mit einer Kalotte sowie eine Transmissionline mit dem Isophon-Orchester-Koax-Chassis gezählt. Heute entwickle er zuerst die „Silver Edition“ eines Modells, die mit ihren Silberkabeln die maximal mögliche Auflösung biete. Daraus leite er dann eine „freundlicher“ abgestimmte Version ab, da die „Silver Edition“ nur in perfekt abgestimmten Ketten funktioniere.
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