Wie üblich nehme ich Sie ohne weitere Umschweife mit auf den zweiten Teil meines Messerundgangs. Die zu Beginn des ersten Teils gestellte Frage ist zum Messeende beantwortet worden. Alle Hersteller waren in der Pandemiezeit unglaublich produktiv. Bei so vielen Neuheiten haben wir selbst mit drei Redakteuren das ein oder andere übersehen.
Im Vertriebsraum von WOD treffe ich praktischerweise wie alljährlich auch gleich auf Johnnie Bergmann und seine Plattenspieler. Dieses Jahr hat er den Plattenspieler Galder (20.000 Euro) und den Tonarm Odin (8.300 Euro) in einer 24-Karat-Gold Version dabei, die teurer ist als der in Klammern angegebene Preis für das normale Modell. Des kleineren und neueren Modells Modi (8.750 Euro) mit dem Tonarm Thor (5.600 Euro) wird sich Kollege Wolfgang Kemper bald in einem Test annehmen. Außerdem zeigt Johnnie eine Stainless Steel Edition des Galders, die zusammen mit Elektronik von Ypsilon, Thrax, Weiss und iFi an den neuen Hornlautsprechern Cessaro GAIA I (19.800 Euro inklusive Ständern) spielt. Der Plattenteller ist beim Edelstahl-Modell mit 35 Kilogramm deutlich schwerer als der 12 Kilogramm schwere Aluminiumplattenteller des normalen Galders. Edelstahl ist bei Johnnie gerade ein beliebtes Material, so soll es im Laufe des Jahres auch in größerem Umfang in einer Signature Edition des Galder kommen. Ob dies vorerst nur ein Arbeitstitel ist und in welchem Umfang Edelstahl zum Einsatz kommt, wird sich zeigen. Gold scheint allerdings stärker in Mode zu sein, denn iFi stellt in der Vitrine im Eingang ihren neuen kleinsten Wandler GO bar auch in einer goldenen, auf 1.000 Exemplare limitierten 10th-Anniversary-Edition aus. Die iFi iDefender+ und iSilencer+ sind praktische, preisgünstige und trotzdem unbezahlbare Helfer bei unerwünschten Störungen in der Kette. Daniel Weiss rüstet den DAC501 und DAC502 jetzt mit vier Kanälen aus und hat einige Ideen, wie man die zwei zusätzlichen Kanäle einsetzen kann, ist unter der Firmenmailadresse aber auch offen für diesbezügliche Ideen und Wünsche. Der vierkanalige DAC501 kostet 11.000 Euro, der DAC 502 12.200 Euro. Es werden sowohl beide XLR- und beide RCA-Ausgänge genutzt. Somit sind ältere DAC501 und DAC502 mit einem Zusatzboard und neuer Software updatebar. Auf Cessaro treffe ich gemeinsam mit leuchtender Elektronik von Alieno auch in einem anderen Hörraum. Hier spielt die große Alpha III.
Im Vorführraum von 3H steht Lyngdorf im Mittelpunkt. Lyngdorf versteht sich auf möglichst unauffällige Systemlösungen, auch im Mehrkanalbereich, mit dementsprechend wenig tiefen Lautsprechern oder nahezu gänzlich unsichtbaren Einbaulautsprechern. Das im Vorführraum spielenden System besteht aus dem All-In-One Streamingverstärker TDAI-1120 für 2.100 Euro, den Lautsprechern MH-2 für einen Paarpreis von 1.100 Euro, zwei Subwoofern BW-2 für zusammen 2.700 Euro, einem CS-1 Centerlautsprecher für 1.300 Euro und dem Möbelstück Clic furniture 240 für 3.530 Euro. Daraus ergibt sich ein Gesamtpreis von etwa 10.700 Euro. Kauft man die Komplettlösung, spart man über 1.000 Euro. Für besonders große Räume gibt es eine besonders aufwendige und dementsprechend teurere Linienstrahler-Serie. Im Lyngdorf-Raum dominiert skandinavischer Look, weiter hinten im angeschlossenen Raum von Steinway Lyngdorf herrscht eher die edle, gedämpfte Raumatmosphäre einer 5-Sterne-Suite. Die Preise der Produkte werden hier dann erwartungsgemäß nicht mehr angegeben. Im Nebenraum bietet fast jede Marke des 3H-Portfolios ein neues Produkt. The Chord Company präsentiert ihre erste Netzleiste PowerHAUS in einer Studio- (2.300 Euro) und Masters-Ausführung (2.600 Euro). Mit dem N10/2 stellt Melco die zweite Generation ihres Flaggschiff-Servers vor. Der Einstiegspreis für die HDD-Variante beträgt 8.500 Euro. Außerdem finden sich verschiedenste Lautsprecher der Marke Spendor in der Ausstellung. Der kleine A2 wusste mir im Test sehr zu gefallen.
Bei dem japanischen Kophörerhersteller final audio design bin ich zur Pressekonferenz geladen. Nach einem Videogruß des in Japan schwer beschäftigten CEOs folgt ein kleiner virtueller Firmenrundgang, der einen Eindruck davon vermittelt, wie intensiv bei final in verschiedensten Bereichen rund um Kopfhörer geforscht wird. Beeindruckt hat mich das Genelec-Lautsprecher-Setup zur Erforschung von immersivem Kopfhörer-Audio und HRTF. Sales- und Marketing-Direktor Satoshi Yamamoto und sein Kollege Khaw Tee Kun enthüllten eine limitierte Special-Edition ihres Topmodells D8000 samt Tragekoffer. Preislich wird diese Version bei 4.300 Euro liegen. Viel interessanter ist für mich die Ankündigung eines neuen Wireless In-Ears aus der ZE-Serie. Bisher habe ich Wireless In-Ears abgelehnt, aber was die beiden Japaner über die Entwicklung des ZE8000 berichtet haben, hat mein Interesse so weit geweckt, dass ich den wahrscheinlich zwischen 250 und 400 Euro kostenden In-Ear für einen Test angefragt habe. Um einige der interessantesten Features zu nennen: Der ZE8000 wird ein DSP-basierter Hörer sein. In der Entwicklung macht es Sinn, sich bei der akustischen Abstimmung auf eine bestimmte Abhörlautstärke festzulegen. Damit der Nutzer maximal von dieser Abstimmung profitiert, gleicht der DSP den Frequenzgang bei leiseren und lauteren Lautstärken als die Entwicklungsreferenzlautstärke so an, dass er möglichst nah an der Referenzabstimmung liegt. Der DSP wird wohl außerdem FIR-Filter für ein individuelles Tuning zur Verfügung stellen. Für die von mir oft bemängelte grobe Lautstärkerasterung von Android- oder Apple-Devices hat final auch eine Lösung gefunden. Es wurde empirisch eine mittlere Hörlautstärke ermittelt und die Lautstärkeschritte werden um diese Lautstärke herum gruppiert, um mehr aus der groben Systemrasterung der Abspielgeräte herauszuholen. Bei der Entwicklung des Noise Cancelling stand die Audioqualität und nicht die maximale Geräuschunterdrückung im Vordergrund. Damit der Hörer trotzdem gut genug isoliert, verfügt er über spezielle Ohstöpsel, die auch den äußeren Bereich des Gehörgangs verschließen sollen. Nutzer, die sich durch die Isolation zu stark von der Außenwelt abgeschnitten fühlen, beispielsweise bei der Teilnahme am Straßenverkehr, können einen Ambient Modus nutzen, bei dem die Umgebungsgeräusche dem Musiksignal beigemischt werden. Im firmeneigenen Kopfhörertestraum könnte Kunden mittels einer Hightech-Messung der individuellen Gehörgangresonanzen ein angepasstes Hörprofil für die ZE8000 erstellt werden. Da dieses Verfahren kompliziert und nicht ganz leicht durchzuführen ist, von hochspezialisiertem und teuren Messequipment mal abgesehen, werden Internationale Kunden bei ihren Händlern nicht in den Genuss dieses Verfahrens kommen. Eventuell lässt sich auf der Grundlage eines beim Händler genommenen 3D-Scans des Innenohrs eine Annäherung berechnen. Das klingt eher nach Zukunftsmusik und etwas sehr ambitioniert, aber nicht weniger spannend und vielversprechend. Der Vortrag ließ deutlich erkennen, dass man bei final große Freude an Forschung und Entwicklung hat und dem Kunden ein persönliches Audio-Erlebniskonzept bieten möchte.